Haydnkino: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Haydnkino ([[6]]., [[Mariahilfer Straße]] 57-59) wurde 1917 in einem 1914 errichteten Theater gegründet, das 1916 einen Fassungsraum für 596 Personen hatte. Konzessionsinhaberin war Marie von Ujj (Wohnung [[13]]., [[Preindlgasse]] 13).  
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Das Haydnkino ([[6]]., [[Mariahilfer Straße]] 57-59) wurde 1917 in einem 1914 als Theater errichteten Souterainlokal eröffnet. Laut dem "Plan zur Genehmigung des Kinobetriebes im Hause Mariahilferstrasse 57-59" vom 24. Juni 1916 waren 584 Sitzplätze vorgesehen. Eingereicht wurden die Pläne von der Konzessionsinhaberin Marie von Ujj (Wohnung [[13]]., [[Preindlgasse]] 13). Eigentümer des Kinos, das heißt des Lokals, der Betriebseinrichtung und der Betriebsmittel waren Erwin, Otto und Rosa Honig, die sich 1926 - erfolglos - um die Kinokonzession bewarben und sich im Falle der Konzessionserteilung bereit erklärten, Marie Ujj "die ihr laut unserem gegenseitigen Vertrage zustehende Gewinnbeteiligung, ungeschmälert aufrechtzuerhalten." Marie Ujj erhielt jedoch auch in den Folgejahre die Kinokonzession von der zuständigen [[Magistratsabteilung 6 - Sicherheits-, Vergnügungs- und Verkehrsangelegenheiten (1902-1938)|Magistratsabteilung 52]]. In einem neuerlichen Ansuchen um die Kinokonzession an die Magistratsabteilung 52 vom 10. November 1930 erklärte Marie Ujj, den Kinobetrieb seit 31. August 1917 "anstandslos" zu führen und weiters: "Die Gefertigte führte bisher den Betrieb des Haydn-Kino zur vollen Zufriedenheit ihrer vorgesetzten Behördern und hofft umsomehr auf Erfüllung ihres Ansuchen da ihr Gatte blind ist und sie deshalb aus den Eingängen ihrer Beteiligung am Reingewinn des Kino's die Existenz für ihren Mann und sich bestreiten muss." Ihr Gatte war der blinde Komponist Béla von Ujj (* 2. Juli 1873 Wien als Adalbert Franz Maria Béla von Ujj, † 1. Februar 1942 Wien, Grabstätte Baden in [[Niederösterreich]]). Zugleich suchte Marie Ujj in diesem Schreiben um Bewilligung eines Geschäftsführer-Stellvertreters an, "und zwar den seit Jahren im Haydn-Kino als Geschäftsführer Stellvertreter beschäftigten Carl Walzer, Wien VI, Brauergasse Nr. 5". Karl Walzer erhielt für diese Tätigkeit ein Gehalt von 1000 Schilling und dem Antrag wurde am 26. November 1930 stattgegeben, da Karl Walzer (* 27. Oktober 1893 Czernowitz), der seit 1920 im Haydn-Kino als Geschäftsführer tätig war, "in den hiesigen Evidenzbehelfen als bestraft nicht vorgemerkt" war und zudem "einen guten Leumund" genoss und "als vertrauenswürdig und verlässlich" galt.
  
 
Gespielt wurden Stummfilme wie "Die Frau ohne Namen" (zweiteiliger Sensations- und Abenteuerstummfilm, Deutschland 1927), "Das Frauenhaus von Rio" (Deutschland 1927), "Lieb' mich und die Welt ist mein" (Österreich 1923 mit [[Willi Forst]], Regie: H. K. Breslauer), "Der Orlow" (Liebeskomödie, Österreich 1927, Regie: [[Jakob Julius Fleck|Jakob Fleck]] und [[Luise Fleck]]) etc.
 
Gespielt wurden Stummfilme wie "Die Frau ohne Namen" (zweiteiliger Sensations- und Abenteuerstummfilm, Deutschland 1927), "Das Frauenhaus von Rio" (Deutschland 1927), "Lieb' mich und die Welt ist mein" (Österreich 1923 mit [[Willi Forst]], Regie: H. K. Breslauer), "Der Orlow" (Liebeskomödie, Österreich 1927, Regie: [[Jakob Julius Fleck|Jakob Fleck]] und [[Luise Fleck]]) etc.
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Im Jahr 1914 wurde an der Stelle des heutigen Kinos ein Theater errichtet.
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Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde das Kino als Luftschutzraum genutzt. Da das Haus nicht von Bomben getroffen wurde konnte 1945 der Filmbetrieb rasch wieder aufgenommen werden.
1917-1945 1917 wurde aus dem Theater das Haydn Kino. Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde das Kino als Luftschutzraum genutzt. Da das Haus nicht von Bomben getroffen wurde konnte 1945 der Filmbetrieb rasch wieder aufgenommen werden.
 
 
1980-1984 1980 wurde zusätzlich ein zweiter, 1984 ein dritter Saal eingebaut.
 
1980-1984 1980 wurde zusätzlich ein zweiter, 1984 ein dritter Saal eingebaut.
 
1995 Im Jahr 1995 wurde - in Anbetracht der steigenden Internationalisierung Wiens - das Angebot auf englischsprachige Filme ohne Untertitel umgestellt.
 
1995 Im Jahr 1995 wurde - in Anbetracht der steigenden Internationalisierung Wiens - das Angebot auf englischsprachige Filme ohne Untertitel umgestellt.

Version vom 27. Januar 2020, 18:37 Uhr

Frontansicht des Haydn-Kinos
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1917
Datum bis unbekannt
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57840
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 27.01.2020 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname Haydnkino.jpg
Bildunterschrift Frontansicht des Haydn-Kinos
  • 6., Mariahilfer Straße 57-59

Frühere Adressierung

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

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48° 11' 56.59" N, 16° 21' 8.75" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Mariahilfer Straße am Generalstadtplan von 1912
Haydn Kino (Herwig Jobst, 1980)
Haydnkino auf der Wiener Mariahilfer Straße. Filmplakat "Die Glocken von St. Marien" (1948)
Österreichpremiere des Films "Onkel Toms Hütte", 12. Oktober 1928
Logo des Haydnkinos (ab 1916)

Das Haydnkino (6., Mariahilfer Straße 57-59) wurde 1917 in einem 1914 als Theater errichteten Souterainlokal eröffnet. Laut dem "Plan zur Genehmigung des Kinobetriebes im Hause Mariahilferstrasse 57-59" vom 24. Juni 1916 waren 584 Sitzplätze vorgesehen. Eingereicht wurden die Pläne von der Konzessionsinhaberin Marie von Ujj (Wohnung 13., Preindlgasse 13). Eigentümer des Kinos, das heißt des Lokals, der Betriebseinrichtung und der Betriebsmittel waren Erwin, Otto und Rosa Honig, die sich 1926 - erfolglos - um die Kinokonzession bewarben und sich im Falle der Konzessionserteilung bereit erklärten, Marie Ujj "die ihr laut unserem gegenseitigen Vertrage zustehende Gewinnbeteiligung, ungeschmälert aufrechtzuerhalten." Marie Ujj erhielt jedoch auch in den Folgejahre die Kinokonzession von der zuständigen Magistratsabteilung 52. In einem neuerlichen Ansuchen um die Kinokonzession an die Magistratsabteilung 52 vom 10. November 1930 erklärte Marie Ujj, den Kinobetrieb seit 31. August 1917 "anstandslos" zu führen und weiters: "Die Gefertigte führte bisher den Betrieb des Haydn-Kino zur vollen Zufriedenheit ihrer vorgesetzten Behördern und hofft umsomehr auf Erfüllung ihres Ansuchen da ihr Gatte blind ist und sie deshalb aus den Eingängen ihrer Beteiligung am Reingewinn des Kino's die Existenz für ihren Mann und sich bestreiten muss." Ihr Gatte war der blinde Komponist Béla von Ujj (* 2. Juli 1873 Wien als Adalbert Franz Maria Béla von Ujj, † 1. Februar 1942 Wien, Grabstätte Baden in Niederösterreich). Zugleich suchte Marie Ujj in diesem Schreiben um Bewilligung eines Geschäftsführer-Stellvertreters an, "und zwar den seit Jahren im Haydn-Kino als Geschäftsführer Stellvertreter beschäftigten Carl Walzer, Wien VI, Brauergasse Nr. 5". Karl Walzer erhielt für diese Tätigkeit ein Gehalt von 1000 Schilling und dem Antrag wurde am 26. November 1930 stattgegeben, da Karl Walzer (* 27. Oktober 1893 Czernowitz), der seit 1920 im Haydn-Kino als Geschäftsführer tätig war, "in den hiesigen Evidenzbehelfen als bestraft nicht vorgemerkt" war und zudem "einen guten Leumund" genoss und "als vertrauenswürdig und verlässlich" galt.

Gespielt wurden Stummfilme wie "Die Frau ohne Namen" (zweiteiliger Sensations- und Abenteuerstummfilm, Deutschland 1927), "Das Frauenhaus von Rio" (Deutschland 1927), "Lieb' mich und die Welt ist mein" (Österreich 1923 mit Willi Forst, Regie: H. K. Breslauer), "Der Orlow" (Liebeskomödie, Österreich 1927, Regie: Jakob Fleck und Luise Fleck) etc.

1929 wurde der Tonfilm eingeführt. Wie auch 1922 hatte des Kino 1934 Kapazitäten für 620 Personen.


Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde das Kino als Luftschutzraum genutzt. Da das Haus nicht von Bomben getroffen wurde konnte 1945 der Filmbetrieb rasch wieder aufgenommen werden. 1980-1984 1980 wurde zusätzlich ein zweiter, 1984 ein dritter Saal eingebaut. 1995 Im Jahr 1995 wurde - in Anbetracht der steigenden Internationalisierung Wiens - das Angebot auf englischsprachige Filme ohne Untertitel umgestellt. 2012 Das Kino wurde vollständig, in Bezug auf Technik und Design erneuert, und ein vierter Saal kam dazu.

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien; Turia & Kant 1992, S. 223