Gunther Philipp: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Volksschule besuchte er zuerst in der Hörnesgasse und später in der Kundmanngasse im 3. Bezirk. Aufgrund einer Beruflichen Verpflichtung des Vaters in Innsbruck, zog die Familie nach Tirol und Gunther Philipp einen Großteil seiner Unterstufen-Gymnasialzeit verbrachte. 1931 folgte die Rückübersiedlung nach Wien, wo er dann 1937 seine Matura machte.  Neben der Schule entwickelte er eine Leidenschaft für den Schwimmsport. 1935 kam er in den Olympiakader des damals schon faschistischen Österreich und stellte im Dezember desselben Jahres den nationalen Rekord im 100-Meter-Brustschwimmen auf, den er 14 Jahre lang halten sollte. An der Olympiade von 1936 in Nazi-Deutschland sollte er jedoch trotz großer Erfolge nicht teilnehmen. Wie er sich später erinnerte, weigerte sich sein Schwimmverein kurz vor der Aufstellung der Teilnahmelisten, dem damals schon von illegalen Nationalsozialisten dominierten Erster Wiener Amateur Sport Club (E.W.A.S.C.) beizutreten, welcher das Auswahlkomitee kontrollierte.  
 
Die Volksschule besuchte er zuerst in der Hörnesgasse und später in der Kundmanngasse im 3. Bezirk. Aufgrund einer Beruflichen Verpflichtung des Vaters in Innsbruck, zog die Familie nach Tirol und Gunther Philipp einen Großteil seiner Unterstufen-Gymnasialzeit verbrachte. 1931 folgte die Rückübersiedlung nach Wien, wo er dann 1937 seine Matura machte.  Neben der Schule entwickelte er eine Leidenschaft für den Schwimmsport. 1935 kam er in den Olympiakader des damals schon faschistischen Österreich und stellte im Dezember desselben Jahres den nationalen Rekord im 100-Meter-Brustschwimmen auf, den er 14 Jahre lang halten sollte. An der Olympiade von 1936 in Nazi-Deutschland sollte er jedoch trotz großer Erfolge nicht teilnehmen. Wie er sich später erinnerte, weigerte sich sein Schwimmverein kurz vor der Aufstellung der Teilnahmelisten, dem damals schon von illegalen Nationalsozialisten dominierten Erster Wiener Amateur Sport Club (E.W.A.S.C.) beizutreten, welcher das Auswahlkomitee kontrollierte.  
  
Nach dem [[Anschluss]] absolvierte er die Grundausbildung zum "Wehrdienst" und studierte parallel dazu an der Universität Wien Philosophie, Psychologie und anschließend Medizin. Daneben besuchte er Schauspielunterricht am Max-Reinhardt-Seminar, das damals im Sinne des rassistischen Regimes in "Reichshochschule für Musik und darstellende Kunst" umbenannt war. Dort erfolgte übrigens auf Anregung der Sekretärin des Seminars die Erfindung des Künstlernamens "Philipp", denn, so der in den Memoiren überlieferte Wortlaut, Placheta könne man nicht heißen. 1943 promovierte er als Doktor der Medizin. Sein Vater war längst schon wieder als Oberstleutnant in die deutsche Wehrmacht eingegliedert und nach seiner Promotion leistete auch er im Rang eines Unterarztes Kriegsdienst. 1945 war er kurz in Oberösterreich in Kriegsgefangenschaft, wurde jedoch von der amerikanische Militärbehörde als unbedenklich eingestuft, bald entlassen und eröffnete eine Landpraxis  als Distriktsarzt in Eberstallzell/OÖ.
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Nach dem [[Anschluss]] absolvierte er die Grundausbildung zum "Wehrdienst" und studierte parallel dazu an der Universität Wien Philosophie, Psychologie und anschließend Medizin. Daneben besuchte er Schauspielunterricht am Max-Reinhardt-Seminar, das damals im Sinne des rassistischen Regimes in "Reichshochschule für Musik und darstellende Kunst" umbenannt war. Dort erfolgte übrigens auf Anregung der Sekretärin des Seminars die Erfindung des Künstlernamens "Philipp", denn, so der in den Memoiren überlieferte Wortlaut, Placheta könne man nicht heißen. 1943 promovierte er zum Doktor der Medizin. Sein Vater war längst schon wieder als Oberstleutnant in die deutsche Wehrmacht eingegliedert und nach seiner Promotion leistete auch er im Rang eines Unterarztes Kriegsdienst. 1945 war er kurz in Oberösterreich in Kriegsgefangenschaft, wurde jedoch von der amerikanische Militärbehörde als unbedenklich eingestuft, bald entlassen und eröffnete eine Landpraxis  als Distriktsarzt in Eberstallzell/OÖ.
  
Anfang 1946 kehrte er nach Wien zurück und begann eine Facharztausbildung im Bereich der Neurologie. Dies war eine unbezahlte Tätigkeit, weshalb er sich gezwungen sah, alternative Einkommensquellen zu erschließen. Seine Schauspielausbildung kam ihm nun zugute und er konnte mit der Gestaltung von Radiosendungen und als Conférencier etwas Geld verdienen. Gemeinsam mit [[Peter Wehle]] gestaltete er in dieser Zeit z.B. die wöchentliche Radiosendereihe "Rendezvous bei Rot-Weiß-Rot" und arbeitet auch für die [[RAVAG]]. Auch schrieb er Revuen für die Bühne Casanova, in denen er selbst als komischer Hauptdarsteller auftrat. Mit Peter Wehle, Fred Kraus und Rolf Kutschera gründete er 1948 die Kabarett-Gruppe "Die kleinen Vier", mit der er in den kommenden Jahren sehr erfolgreich auf Tournee gehen sollte. Ende der 1940er übernahm er Rollen am Theater und sollte bald auch in Filmen zu sehen sein.
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Anfang 1946 kehrte er nach Wien zurück und begann eine Facharztausbildung im Bereich der Neurologie. Dies war eine unbezahlte Tätigkeit, weshalb er sich gezwungen sah, alternative Einkommensquellen zu erschließen. Seine Schauspielausbildung kam ihm nun zugute und er konnte mit der Gestaltung von Radiosendungen und als Conférencier etwas Geld verdienen. Gemeinsam mit [[Peter Wehle]], einem Feldlazarett-Kameraden aus Wehrmachtszeiten, gestaltete er z.B. die wöchentliche Radiosendereihe "Rendezvous bei Rot-Weiß-Rot" und arbeitet auch für die [[RAVAG]]. Auch schrieb er Revuen für die Bühne Casanova, in denen er selbst als komischer Hauptdarsteller auftrat. Mit Peter Wehle, Fred Kraus und Rolf Kutschera gründete er 1948 die Kabarett-Gruppe "Die kleinen Vier", mit der er in den kommenden Jahren sehr erfolgreich auf Tournee gehen sollte. Ende der 1940er übernahm er Rollen am Theater und sollte bald auch in Filmen zu sehen sein.
  
 
Seine erste Filmrolle spielte er 1949 in "Ein Märchen vom Glück" an der Seite von [[Hans Holt]], [[Otto Wilhelm Fischer|O.W. Fischer]] und [[Nadja Tiller]]. Sein komisches Talent fügte sich perfekt in das von wenig Ernst und Nachdenklichkeit getragene Genre des österreichischen und deutschen Heimatfilms der Nachkriegszeit. So folgten bald Rollen in [[Franz Antel|Franz Antels]] oder Wlli Forsts bekannten Filmwerken, wie der "Kaiserwalzer" (1953), "Kaisermanöver" (1954), "Kaiserjäger" (1956) oder auch in [[Ernst Josef Marischka|Ernst Josef Marischkas]] "Die Deutschmeister" (1955). Später ergaben sich aus dem Publikumserfolg seines Spiels Auftritte in "Im Weißen Rössl" (1960), "Mariandl" (1961) oder  "Schwejk's Flegeljahre" (1964), um nur einige seiner unzähligen Filme zu nennen. Eine Rolle, die er nachhaltig prägen sollte war die an der Seite von [[Peter Alexander]] entwickelte des Grafen Bobby. Generell ist sein Schauspiel im Umfeld der bekannten Namen des deutschsprachigen Nachkriegsfilms angesiedelt, wie z.B. [[Theo Lingen]], [[Josef Meinrad]], [[Hans Moser]], [[Marika Rökk]] und [[Romy Schneider]].
 
Seine erste Filmrolle spielte er 1949 in "Ein Märchen vom Glück" an der Seite von [[Hans Holt]], [[Otto Wilhelm Fischer|O.W. Fischer]] und [[Nadja Tiller]]. Sein komisches Talent fügte sich perfekt in das von wenig Ernst und Nachdenklichkeit getragene Genre des österreichischen und deutschen Heimatfilms der Nachkriegszeit. So folgten bald Rollen in [[Franz Antel|Franz Antels]] oder Wlli Forsts bekannten Filmwerken, wie der "Kaiserwalzer" (1953), "Kaisermanöver" (1954), "Kaiserjäger" (1956) oder auch in [[Ernst Josef Marischka|Ernst Josef Marischkas]] "Die Deutschmeister" (1955). Später ergaben sich aus dem Publikumserfolg seines Spiels Auftritte in "Im Weißen Rössl" (1960), "Mariandl" (1961) oder  "Schwejk's Flegeljahre" (1964), um nur einige seiner unzähligen Filme zu nennen. Eine Rolle, die er nachhaltig prägen sollte war die an der Seite von [[Peter Alexander]] entwickelte des Grafen Bobby. Generell ist sein Schauspiel im Umfeld der bekannten Namen des deutschsprachigen Nachkriegsfilms angesiedelt, wie z.B. [[Theo Lingen]], [[Josef Meinrad]], [[Hans Moser]], [[Marika Rökk]] und [[Romy Schneider]].

Version vom 9. Juni 2017, 15:02 Uhr

Daten zur Person
Personenname Philipp, Gunther
Abweichende Namensform Placheta, Gunther
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 22418
GND 118886886
Wikidata
Geburtsdatum 8. Juni 1918
Geburtsort Marosheviz, Rumänien
Sterbedatum 9. Oktober 2003
Sterbeort Bad Godesberg, Deutschland
Beruf Schwimmer, Arzt, Schauspieler, Komiker, Kabarettist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 9.06.2017 durch WIEN1.lanm09kog
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Köln
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 6. November 1998)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Übernahme: 28. Mai 1998)

Gunther Philipp (eigentlich Gunther Placheta), * 8. Juni 1918 Marosheviz, Rumänien, † 9. Oktober 2003 Bad Godesberg, Deutschland, Schwimmer, Arzt, Schauspieler, Komiker, Kabarettist.

Biographie

Gunther Philipp wurde mit dem Namen Gunther Placheta 1918 in Marosheviz im damaligen Siebenbürgen als Sohn eines Wiener Tierarztes und Oberleutnant der K.u.K. Armee, der im ersten Weltkrieg im Rahmen seines Kriegsdienstes dort stationiert war, geboren. Im Zuge des Endes des Krieges kehrte die Familie nach Wien zurück. Der Vater verfolgte seine Karriere als Tierarzt und wurde 1922 zum Doktor der Veterinärmedizin promoviert. Die Mutter half häufig in der tierärztlichen Praxis aus, weshalb seine Tante Poldi oft auf ihn aufpassen musste. Die Tante ging fast täglich mit ihm zumeist im Amalienbad schwimmen; eine frühe Vorahnung der späteren Sportkarriere.

Die Volksschule besuchte er zuerst in der Hörnesgasse und später in der Kundmanngasse im 3. Bezirk. Aufgrund einer Beruflichen Verpflichtung des Vaters in Innsbruck, zog die Familie nach Tirol und Gunther Philipp einen Großteil seiner Unterstufen-Gymnasialzeit verbrachte. 1931 folgte die Rückübersiedlung nach Wien, wo er dann 1937 seine Matura machte. Neben der Schule entwickelte er eine Leidenschaft für den Schwimmsport. 1935 kam er in den Olympiakader des damals schon faschistischen Österreich und stellte im Dezember desselben Jahres den nationalen Rekord im 100-Meter-Brustschwimmen auf, den er 14 Jahre lang halten sollte. An der Olympiade von 1936 in Nazi-Deutschland sollte er jedoch trotz großer Erfolge nicht teilnehmen. Wie er sich später erinnerte, weigerte sich sein Schwimmverein kurz vor der Aufstellung der Teilnahmelisten, dem damals schon von illegalen Nationalsozialisten dominierten Erster Wiener Amateur Sport Club (E.W.A.S.C.) beizutreten, welcher das Auswahlkomitee kontrollierte.

Nach dem Anschluss absolvierte er die Grundausbildung zum "Wehrdienst" und studierte parallel dazu an der Universität Wien Philosophie, Psychologie und anschließend Medizin. Daneben besuchte er Schauspielunterricht am Max-Reinhardt-Seminar, das damals im Sinne des rassistischen Regimes in "Reichshochschule für Musik und darstellende Kunst" umbenannt war. Dort erfolgte übrigens auf Anregung der Sekretärin des Seminars die Erfindung des Künstlernamens "Philipp", denn, so der in den Memoiren überlieferte Wortlaut, Placheta könne man nicht heißen. 1943 promovierte er zum Doktor der Medizin. Sein Vater war längst schon wieder als Oberstleutnant in die deutsche Wehrmacht eingegliedert und nach seiner Promotion leistete auch er im Rang eines Unterarztes Kriegsdienst. 1945 war er kurz in Oberösterreich in Kriegsgefangenschaft, wurde jedoch von der amerikanische Militärbehörde als unbedenklich eingestuft, bald entlassen und eröffnete eine Landpraxis als Distriktsarzt in Eberstallzell/OÖ.

Anfang 1946 kehrte er nach Wien zurück und begann eine Facharztausbildung im Bereich der Neurologie. Dies war eine unbezahlte Tätigkeit, weshalb er sich gezwungen sah, alternative Einkommensquellen zu erschließen. Seine Schauspielausbildung kam ihm nun zugute und er konnte mit der Gestaltung von Radiosendungen und als Conférencier etwas Geld verdienen. Gemeinsam mit Peter Wehle, einem Feldlazarett-Kameraden aus Wehrmachtszeiten, gestaltete er z.B. die wöchentliche Radiosendereihe "Rendezvous bei Rot-Weiß-Rot" und arbeitet auch für die RAVAG. Auch schrieb er Revuen für die Bühne Casanova, in denen er selbst als komischer Hauptdarsteller auftrat. Mit Peter Wehle, Fred Kraus und Rolf Kutschera gründete er 1948 die Kabarett-Gruppe "Die kleinen Vier", mit der er in den kommenden Jahren sehr erfolgreich auf Tournee gehen sollte. Ende der 1940er übernahm er Rollen am Theater und sollte bald auch in Filmen zu sehen sein.

Seine erste Filmrolle spielte er 1949 in "Ein Märchen vom Glück" an der Seite von Hans Holt, O.W. Fischer und Nadja Tiller. Sein komisches Talent fügte sich perfekt in das von wenig Ernst und Nachdenklichkeit getragene Genre des österreichischen und deutschen Heimatfilms der Nachkriegszeit. So folgten bald Rollen in Franz Antels oder Wlli Forsts bekannten Filmwerken, wie der "Kaiserwalzer" (1953), "Kaisermanöver" (1954), "Kaiserjäger" (1956) oder auch in Ernst Josef Marischkas "Die Deutschmeister" (1955). Später ergaben sich aus dem Publikumserfolg seines Spiels Auftritte in "Im Weißen Rössl" (1960), "Mariandl" (1961) oder "Schwejk's Flegeljahre" (1964), um nur einige seiner unzähligen Filme zu nennen. Eine Rolle, die er nachhaltig prägen sollte war die an der Seite von Peter Alexander entwickelte des Grafen Bobby. Generell ist sein Schauspiel im Umfeld der bekannten Namen des deutschsprachigen Nachkriegsfilms angesiedelt, wie z.B. Theo Lingen, Josef Meinrad, Hans Moser, Marika Rökk und Romy Schneider.

Nebst seinen über 140 Film- und Fernsehrollen schrieb er noch 21 Drehbücher und war bis in die 1990er Jahre auch weiterhin als Arzt an der Wiener Uni-Klinik für Psychiatrie und Neurologie tätig. Ab den 1970er Jahren verlagerte er sich künstlerisch immer mehr auf den Fernsehfilm und Fernsehserien. So spielte er z.B. den Hofrat Maximilian Gampernig in der bekannten ORF-Serie "Kaisermühlen-Blues". Bis kurz vor seinem Tod im Oktober 2003 wirkte er in der TV-Serie "Forsthaus Falkenau" mit.

Literatur

  • Gunther Philipp: Mir hat’s fast immer Spaß gemacht. Erinnerungen. München: Herbig 1989
  • Schauspieler Gunther Philipp gestorben. In: Welt. 03.10.2003 [Stand: 08.06.2017]
  • Gunther Philipp. In: Österreichisches Kabarettarchiv [Stand: 08.06.2017]
  • Dr. med. univ. Gunther Placheta. In: Club Carriere. [Stand: 08.06.2017]