Ernst Josef Marischka

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Daten zur Person
Personenname Marischka, Ernst Josef
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 26212
GND 120522004
Wikidata Q112121
Geburtsdatum 2. Jänner 1893
Geburtsort Wien
Sterbedatum 12. Mai 1963
Sterbeort Chur, Schweiz
Beruf Filmregisseur, Librettist, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 15.12.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 20. Mai 1963
Friedhof Hietzinger Friedhof
Grabstelle Reihe 66, Nummer 1
  • 4., Neumanngasse 5 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ernst Josef Marischka, * 2. Jänner 1893 Wien, † 12. Mai 1963 Chur (Schweiz), Filmregisseur, Librettist, Schriftsteller, Gattin (1918) Lilly Karoline Bobrowsky.

Biografie

Der bekannte Filmschaffende Ernst Josef Marischka wurde zwei Jahre vor dem medienhistorisch einschneidenden Jahr 1895, dem Jahr der ersten öffentlichen Filmvorführung, als Sohn des Vergoldermeisters Johann Marischka (Maryska) und der aus großbürgerlichen Verhältnissen stammenden Bertha Maria Leimer im Wien des Fin de Siècle geboren. Sein älterer Bruder Hubert Marischka übernahm nach dem Tod des Vaters für ihn die Rolle des Erziehungsberechtigten. In Graz besuchte er das Gymnasium und entwickelte dort bereits sehr früh eine Faszination für die Theaterwelt sowie das neue technische Medium Film. Erste Gesangstexte schrieb er bereits als Schüler.

Knapp nach der Matura brachten sein Bruder und dessen Freund Alexander Kolowrat sein erstes Drehbuch zur jungen Sascha Filmgesellschaft, die es 1913 unter dem Titel "Der Millionenonkel" mit Alexander Girardi produzierte. Noch vor dem Ersten Weltkrieg, den er im Rang eines Dragoner-Leutnants erlebte, schrieb er zwei weitere Drehbücher. Seit 1915 führte er in Stummfilmen auch Regie. Nach der Errichtung der Republik wandte er sich verstärkt dem neuen Medium der bewegten Bilder zu und gründete mit seiner Ehefrau, Caroline Bobrowsky, eine eigene Filmproduktionsfirma, die Marischka Filmgesellschaft m. b. H. Zudem entwarf er die Bücher für die Filme "Prinz von Pera" (1921) oder "Dorela" (1921) und versuchte sich auch als Operettenlibrettist. So schrieb er unter anderem "Frühling im Prater" für Robert Stolz. Knapp danach verlor er das Interesse am Film jedoch wieder, löste seine Firma auf und konzentrierte sich auf das Gestalten von Opernlibretti.

Fast zehn Jahre später, mit dem Aufkommen des Tonfilms, stieg er wieder in das Filmgeschäft ein und schrieb neue Drehbücher. Der Bezug zu seiner Tätigkeit als Librettist war offensichtlich, denn es waren vor allem kostümlastige Musikfilme, die seiner Feder entsprangen. Später übernahm er auch die Regie und produzierte gemeinsam mit seinem Bruder Hubert über 40 Tonfilme. Die Filmmusik dazu schrieben unter anderem Bruno Granichstaedten für "Orlow" oder "Das Schwalbennest", Robert Stolz für "Frühjahrsparade", "Abschiedswalzer", "Mein Herz ruft nach Dir", "Ich liebe alle Frauen", "Frühling im Prater", Oscar Straus für "Die Königin", Franz Lehár für "Die ganze Welt dreht sich um Liebe", Theo Mackeben für "Abenteuer im Grand Hotel", Hans Frankowsky für "Wiener G'schichten" und Karl Föderl für "Sieben Jahre Pech". Auch mit seinem Bruder schrieb er die Libretti für das Singspiel "Sissy" (Fritz Kreisler, 1932) und die Operette "Die Straußbuben" (1946).

Er gilt neben dem Bruder als einer der bedeutendsten Vertreter des österreichischen Films. In diesem national bestimmten Genre betonte er das "Wienertum" besonders und versuchte auch stets, die so genannten "Wiener Typen" auf Bühne und Leinwand zu zeigen. Weder während des Austrofaschismus noch in der Zeit des nationalsozialistischen Terrors zeichnete sich Marischka durch irgendeine Form der Distanz zu den Regimen aus.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen.

Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Ernst Marischka während der Zeit des Nationalsozialismus erfolgreich als Regisseur und Drehbuchautor in der Unterhaltungsfilmbranche tätig und wurde deshalb auch vom Arbeitsdienst freigestellt. Sein auf Musikunterhaltung fokussiertes filmisches Schaffen überdauerte als scheinbar unpolitische Ebene des Kulturschaffens die Regimewechsel und die Befreiung. Knapp nach Kriegsende wurde er sogar für den Chopin-Film "A Song to Remember" (1945) für einen Oscar nominiert.

Er gründete nach 1945 erneut eine eigene Produktionsfirma, sollte jedoch erst mit einer für ihn glücklichen Kombination aus Historiendrama und der richtigen Hauptdarstellerin wieder Erfolg haben. Die gerade 16 Jahre alt gewordene Romy Schneider spielte in "Mädchenjahre einer Königin" die junge Queen Victoria. Der große Erfolg dieses Settings sollte für Marischka die Richtung seines künftigen Filmschaffens angeben. Es folgten "Die Deutschmeister" und die Trilogie des Publikumserfolges "Sissi" (1955), "Sissi − Die junge Kaiserin" (1956) und "Sissi − Schicksalsjahre einer Kaiserin" (1957). Nebenbei veröffentlichte er den Roman "Urlaub im Jenseits" (1951) und schrieb verschiedene Wienerlieder, darunter auch das mit der Stimme Hans Mosers bekannt gewordene Lied "Die Reblaus" (Musik von Karl Föderl).

Das Filmgeschäft wurde schließlich auch zum Familienberuf, denn seine beiden Söhne, Franz und Georg, sowie eine Schwiegertochter und seine Enkeltochter Nicole Marischka waren und sind teilweise noch aktive Filmschaffende.

Ernst Josef Marischka verstarb am 12. Mai 1963 in Chur in der Schweiz.

Filmschaffen (Auswahl)

  • Zwei in einem Auto, Der Diamant des Zaren, Die verliebte Firma, Ich will nicht wissen, wer Du bist, Hochzeitsreise zu Dritt (alle 1932),
  • Rakoczy-Marsch, Ein Lied für Dich (beide 1933),
  • Abschiedswalzer, Mein Herz ruft nach Dir, Ihr größter Erfolg, Abenteuer im Südexpreß (alle 1934),
  • Eva, Frühjahrsparade, Vergiß mein nicht, Winternachtstraum, Stradivari, Ich liebe alle Frauen, Die ganze Welt dreht sich um Liebe (alle 1935),
  • Mädchenjahre einer Königin, Die Nacht mit dem Kaiser, Konfetti (alle 1936),
  • Zauber der Boheme, Gefährliches Spiel (beide 1937),
  • Die unruhigen Mädchen, Immer, wenn ich glücklich bin, Dir gehört mein Herz (alle 1938),
  • Opernball, Premiere der Butterfly, Das Abenteuer geht weiter (alle 1939),
  • Rosen in Tirol, Sieben Jahre Pech (auch Regie), Wiener G'schichten (alle 1940),
  • Dreimal Hochzeit, Frau Luna (beide 1941),
  • Sieben Jahre Glück (auch Regie), Wiener Blut (beide 1942),
  • Abenteuer im Grand Hotel (auch Regie; 1943),
  • Schrammeln, In flagranti (beide 1944),
  • Die Fledermaus (1945),
  • Ihre wunderbare Lüge. Sag' die Wahrheit (beide 1946),
  • Matthäus-Passion (auch Regie), Hochzeitsnacht im Paradies (beide 1950),
  • Verklungenes Wien (auch Regie), Du bist die Schönste für mich! (auch Regie), Schatten über Neapel (alle 1951),
  • Saison in Salzburg, Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein (beide auch Regie; 1952),
  • Der Feldherrnhügel, Du bist die Welt für mich, Hurra, ein Junge (alle auch Regie; 1953),
  • Mädchenjahre einer Königin (auch Regie), König der Manege (beide 1954),
  • Die Deutschmeister, Sissi (beide auch Regie; 1955),
  • Opernball, Sissi. Die junge Kaiserin (beide auch Regie; 1956),
  • Scherben bringen Glück, Sissi. Schicksalsjahre einer Kaiserin (beide auch Regie; 1957),
  • Der veruntreute Himmel, Das Dreimäderlhaus (beide auch Regie; 1958),
  • Alt-Heidelberg (auch Regie; 1959).

Quellen

Literatur

  • "Sissi"-Regisseur Ernst Marischka starb vor 50 Jahren. In: Salzburger Nachrichten, 11.05.2013 [Stand 08.06.2017]
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 245 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Glenzdorfs Internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Band 2. Bad Münder: Prominent-Filmverlag 1961, S. 1070 f.
  • Die Prominenz der Republik Österreich im Bild. Zürich: Ascot-Verlag 1962
  • Dieter Schmutzer: Wienerisch g’redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 287 ff.
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951 (Werkverzeichnis)
  • Who is who in Österreich. Zug: Who is who, Verlag für Personalenzyklopädien 1 (1979) ff.