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Gisela Laferl, *7. September 1884 Neufisching (Steiermark), † 28. April 1968 Gars am Kamp (Niederösterreich), Hotelfachfrau, Kommunalpolitikerin.
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Gisela Laferl, *7. September 1884 Neufisching (Steiermark), † 28. April 1968 Gars am Kamp (Niederösterreich), Hausangestellte, Vereinsgründerin, Gemeinderätin, Hotelfachfrau.
 
  
 
==Biografie==
 
==Biografie==
 
 
Gisela Laferl wuchs als Tochter des Werkarbeiters Johann Laferl und seiner Frau Mathilde, einer Hebamme, in einem kinderreichen Haushalt im steirischen Mürztal auf. Sie absolvierte eine Ausbildung im Fremdenverkehrsbereich und arbeitete ab 1907 in der Schweiz als Köchin, Wirtschafterin und Zimmermädchen.
 
Gisela Laferl wuchs als Tochter des Werkarbeiters Johann Laferl und seiner Frau Mathilde, einer Hebamme, in einem kinderreichen Haushalt im steirischen Mürztal auf. Sie absolvierte eine Ausbildung im Fremdenverkehrsbereich und arbeitete ab 1907 in der Schweiz als Köchin, Wirtschafterin und Zimmermädchen.
  
Ab 1910 lebte sie in Wien, wo sie von 1911 bis 1915 [[Friedrich Adler]] den Haushalt führte. Gisela Laferl trat der Sozialdemokratischen Partei bei und setzte sich vor allem für die Anliegen der Hausgehilfinnen und Dienstbotinnen ein. Sie war Gründungsmitglied des 1911 ins Leben gerufenen Vereins [[Verband der Hausgehilfinnen - "Einigkeit"|"Einigkeit − Verband der Hausgehilfinnen, Erzieherinnen, Heim- und Hausarbeiterinnen Österreichs"]]. Bemühungen seitens der Sozialdemokratie, die Hausgehilfinnen zu mobilisieren und zu organisieren, gab es bereits ab 1893, indem regelmäßig Versammlungen für Dienstbotinnen einberufen wurden. Die Gründung eines Vereins zur Vertretung der meist jungen, weiblichen Hausangestellten, die häufig unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen zu leiden hatten und ihren Arbeitgebern oftmals schutzlos ausgeliefert waren, gelang − mit Unterstützung von [[Adelheid Popp]] − allerdings erst im Frühling 1911.
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Ab 1910 lebte sie in Wien, wo sie von 1911 bis 1915 [[Friedrich Adler]] den Haushalt führte. Gisela Laferl trat der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|Sozialdemokratischen Partei]] bei und setzte sich vor allem für die Anliegen der Hausgehilfinnen und Dienstbotinnen ein. Sie war Gründungsmitglied des 1911 ins Leben gerufenen Vereins [[Verband der Hausgehilfinnen - "Einigkeit"|"Einigkeit − Verband der Hausgehilfinnen, Erzieherinnen, Heim- und Hausarbeiterinnen Österreichs"]]. Bemühungen seitens der Sozialdemokratie, die Hausgehilfinnen zu mobilisieren und zu organisieren, gab es bereits ab 1893, indem regelmäßig Versammlungen für Dienstbotinnen einberufen wurden. Die Gründung eines Vereins zur Vertretung der meist jungen, weiblichen Hausangestellten, die häufig unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen zu leiden hatten und ihren Arbeitgebern oftmals schutzlos ausgeliefert waren, gelang − mit Unterstützung von [[Adelheid Popp]] − allerdings erst im Frühling 1911.
  
 
Gisela Laferl war die erste Obfrau des Verbands "Einigkeit", der zum Zeitpunkt der Gründung mehr als 500 Mitglieder zählte. Gemeinsam mit [[Antonie Alt]] und Anna Ertl bemühte sie sich um die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen in Hinblick auf Ruhezeiten, Kündigungsschutz, Kranken-, Alters-, Invaliditäts- und Unfallversicherung. Wenngleich es zeitgleich andere Vereine für Hauspersonal gab, die wesentlich mehr Mitglieder zählten, waren die Reformbestrebungen der "Einigkeit" ein wichtiger Motor in den zeitgenössischen Debatten. Ab Gründung des Vereins trat Gisela Laferl in ihrer Funktion als Obfrau regelmäßig in der Presse in Erscheinung. So berichtete beispielsweise die [[Die Frau|"Arbeiterinnen-Zeitung"]] über Veranstaltungen des Vereins.
 
Gisela Laferl war die erste Obfrau des Verbands "Einigkeit", der zum Zeitpunkt der Gründung mehr als 500 Mitglieder zählte. Gemeinsam mit [[Antonie Alt]] und Anna Ertl bemühte sie sich um die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen in Hinblick auf Ruhezeiten, Kündigungsschutz, Kranken-, Alters-, Invaliditäts- und Unfallversicherung. Wenngleich es zeitgleich andere Vereine für Hauspersonal gab, die wesentlich mehr Mitglieder zählten, waren die Reformbestrebungen der "Einigkeit" ein wichtiger Motor in den zeitgenössischen Debatten. Ab Gründung des Vereins trat Gisela Laferl in ihrer Funktion als Obfrau regelmäßig in der Presse in Erscheinung. So berichtete beispielsweise die [[Die Frau|"Arbeiterinnen-Zeitung"]] über Veranstaltungen des Vereins.
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Gisela Laferl nahm auch an Versammlungen in Graz und Salzburg teil, um die Gründung von lokalen Zweigstellen zu fördern und neue Mitglieder zu werben. Außerdem suchte sie den Kontakt zu ähnlich ausgerichteten Organisationen. 1920 fusionierte die "Einigkeit" mit dem "Verein der Heimarbeiterinnen". Gisela Laferl stand der neuen Organisation als eine der "Obmänninnen" vor.
 
Gisela Laferl nahm auch an Versammlungen in Graz und Salzburg teil, um die Gründung von lokalen Zweigstellen zu fördern und neue Mitglieder zu werben. Außerdem suchte sie den Kontakt zu ähnlich ausgerichteten Organisationen. 1920 fusionierte die "Einigkeit" mit dem "Verein der Heimarbeiterinnen". Gisela Laferl stand der neuen Organisation als eine der "Obmänninnen" vor.
  
Bei den Wahlen am 4. Mai 1919 wurde Gisela Laferl als [[Politikerinnen in der Ersten Republik|sozialdemokratische Kandidatin]] in den ersten [[Gemeinderat|Wiener Gemeinderat]] gewählt. Dort setzte sie sich weiterhin für die Anliegen der Hausgehilfinnen ein. So war sie beispielsweise am Entwurf eines Tarifvertrags für Hausgehilfen beteiligt, der 1921 in Kraft trat. Zeitweise war sie auch Mitglied des Bauordnungsausschusses (1919) und – als Gisela Wozniczak – im sozialpolitischen Referat (1921) aktiv.
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Bei den Wahlen am 4. Mai 1919 kandidierte Gisela Laferl für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im [[Döbling|19. Bezirk]] und
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war von 1919 bis 1920 Mitglied des [[Gemeinderat|Gemeinderates]] der Stadt Wien, von 1920 bis 1921 Abgeordnete zum [[Wiener Landtag]] und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Gisela Laferl war damit eine der ersten gewählten [[Politikerinnen in der Ersten Republik|Politikerinnen Österreichs]]. Als Gemeinderätin setzte sie sich weiterhin für die Anliegen der Hausgehilfinnen ein. So war sie beispielsweise am Entwurf eines Tarifvertrags für Hausgehilfen beteiligt, der 1921 in Kraft trat. Zeitweise war sie auch Mitglied des Bauordnungsausschusses (1919) und – als Gisela Wozniczak – im sozialpolitischen Referat (1921) aktiv.
  
 
Im März 1920 heiratete Gisela Laferl den sozialdemokratischen Funktionär Isidor Wozniczak, mit dem sie in das niederösterreichische Waldviertel zog. Aufgrund ihrer Übersiedlung schied sie im Oktober 1921 aus dem Wiener Gemeinderat aus. Das Ehepaar Wozniczak-Laferl führte zunächst in Kamegg, wo die Eltern von Isidor Wozniczak lebten, eine alkoholfreie Urlaubspension im Geist der Arbeiter-Abstinenz-Bewegung. Ab 1934 pachteten sie die "Waldpension" in Gars am Kamp, welche sie 1935 käuflich erwarben. Die Urlaubspensionen des Ehepaars waren für viele befreundete Wiener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wie [[Julius Deutsch]] und [[Rosa Jochmann]] ein beliebtes Urlaubsziel.
 
Im März 1920 heiratete Gisela Laferl den sozialdemokratischen Funktionär Isidor Wozniczak, mit dem sie in das niederösterreichische Waldviertel zog. Aufgrund ihrer Übersiedlung schied sie im Oktober 1921 aus dem Wiener Gemeinderat aus. Das Ehepaar Wozniczak-Laferl führte zunächst in Kamegg, wo die Eltern von Isidor Wozniczak lebten, eine alkoholfreie Urlaubspension im Geist der Arbeiter-Abstinenz-Bewegung. Ab 1934 pachteten sie die "Waldpension" in Gars am Kamp, welche sie 1935 käuflich erwarben. Die Urlaubspensionen des Ehepaars waren für viele befreundete Wiener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wie [[Julius Deutsch]] und [[Rosa Jochmann]] ein beliebtes Urlaubsziel.
  
Ab 1934 und besonders ab 1938 verschärfte sich die Situation für das Ehepaar aufgrund ihrer sozialdemokratischen Einstellung und den engen Kontakten, die sie weiterhin zu sozialdemokratischen und jüdischen Kreisen pflegten. Die Marktgemeinde Gars am Kamp erklärte im Juni 1938 Juden zu unerwünschten Personen und forderte die Betreiber der "Waldpension" mehrmals dazu auf, sich dieser Vorgabe anzupassen. Ab 1938 wurde Isidor Wozniczak mehrmals verhaftet und schließlich knapp vor Kriegsende, am 2. Mai 1945, von Nationalsozialisten ermordet.
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Ab 1934 und besonders ab 1938 verschärfte sich die Situation für das Ehepaar aufgrund ihrer sozialdemokratischen Einstellung und den engen Kontakten, die sie weiterhin zu sozialdemokratischen und jüdischen Kreisen pflegten. Die Marktgemeinde Gars am Kamp erklärte im Juni 1938 Juden zu unerwünschten Personen und forderte die Betreiber der "Waldpension" wiederholt dazu auf, sich dieser Vorgabe anzupassen. Ab 1938 wurde Isidor Wozniczak mehrmals verhaftet und schließlich knapp vor Kriegsende, am 2. Mai 1945, von Nationalsozialisten ermordet.
  
Das Ehepaar hatte drei Kinder; Sohn Gregor fiel 1943 in Stalingrad, Sohn Walter starb 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft.
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Das Ehepaar hatte drei Kinder; Sohn Gregor fiel 1943 im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in Stalingrad, Sohn Walter starb 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft.  
  
Von 1950 bis 1955 war Gisela Laferl sozialdemokratische Gemeinderätin in Gars am Kamp. Mit Tochter Mathilde Mück führte sie die "Waldpension" weiter, die 1995 an Enkelin Barbara Mück übergeben wurde.
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In der Zweiten Republik war Gisela Laferl von 1950 bis 1955 sozialdemokratische Gemeinderätin in Gars am Kamp. Mit ihrer Tochter Mathilde Mück führte sie die "Waldpension" weiter, die 1995 an Enkelin Barbara Mück übergeben wurde.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
*Andreas Weigel: Gisela Laferl. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Böhlau Wien (2016). Band 2, I−O, S. 1888f.
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*Andreas Weigel: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Reich bebilderte Geschichte der Sommerfrische Gars-Thunau von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. In: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Künstler in der Sommerfrische. Herausgegeben vom Museumsverein Gars, Zeitbrücke-Museum Gars (Gars 2017) S. 9–174, hier "Pension Lindner" wird "Waldpension" (S. 107ff.), "Arische Sommerfrische" (111f.) und "Braune Wolkenkuckucksheime" (S. 120–123)
*Andreas Weigel: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Reich bebilderte Geschichte der Sommerfrische Gars-Thunau von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. In: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Künstler in der Sommerfrische. Herausgegeben vom Museumsverein Gars, Zeitbrücke-Museum Gars (Gars 2017) S. 9–174, hier "Pension Lindner" wird "Waldpension" (S. 107ff.), "Arische Sommerfrische" (111f.) und "Braune Wolkenkuckucksheime" (S. 120 – 123)
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*Andreas Weigel: Gisela Laferl. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2, I−O. Wien: Böhlau (2016), S. 1888f.
 
*Maria Orthofer: Au-pair: Von der Kulturträgerin zum Dienstmädchen. Die moderne Kleinfamilie als Bildungsbörse und Arbeitsplatz. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2009, S. 107 f.
 
*Maria Orthofer: Au-pair: Von der Kulturträgerin zum Dienstmädchen. Die moderne Kleinfamilie als Bildungsbörse und Arbeitsplatz. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2009, S. 107 f.
 
*Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 94, 115
 
*Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 94, 115
 
*Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
 
*Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
 
*Friedrich Polleroß [Hg.]: "Die Erinnerung tut zu weh". Jüdisches Leben und Antisemitismus im Waldviertel. Horn: Waldviertler Heimatbund 1996, S. 22 f.
 
*Friedrich Polleroß [Hg.]: "Die Erinnerung tut zu weh". Jüdisches Leben und Antisemitismus im Waldviertel. Horn: Waldviertler Heimatbund 1996, S. 22 f.
*[http://www.fraueninbewegung.onb.ac.at/Pages/PersonDetail.aspx?p_iPersonenID=12457310 Frauen in Bewegung: 1848−1938: Gisela Laferl] [Stand: 28.11.2017]
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* Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918−1934. Wien: 1995
*[http://www.dasrotewien.at/seite/einigkeit-verband-der-hausgehilfinnen Das rote Wien: Einigkeit − Verband der Hausgehilfinnen] [Stand: 28.11.2017]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/structure/1811455 Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861−1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963] [Stand: 13.11.2019]
*[https://starsingars.wordpress.com/2017/08/01/zur-geschichte-und-vorgeschichte-der-waldpension-gars/ Stars in Gars: Geschichte und Vorgeschichte der Waldpension Gars] [Stand: 28.11.2017]
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*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=vhh&datum=19200727&seite=4&zoom=33&query=%22laferl%2C%22%2B%22gisela%22&ref=anno-search Fusion des Vereins "Einigkeit" mit dem Verein der Heimarbeiterinnen. In: Vereinsblatt − Organ des Vereines der Heim- und Hausarbeiterinnen, 27.07.1920, S. 4] [Stand: 13.11.2019]
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=vhh&datum=19200727&seite=4&zoom=33&query=%22laferl%2C%22%2B%22gisela%22&ref=anno-search Fusion des Vereins "Einigkeit" mit dem Verein der Heimarbeiterinnen. In: Vereinsblatt − Organ des Vereines der Heim- und Hausarbeiterinnen, 27.07.1920, S. 4] [Stand: 28.11.2017]
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*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=19190505&seite=5&zoom=33&query=%22laferl%2C%22%2B%22gisela%22&ref=anno-search Ergebnis der Wahlen zum Wiener Gemeinderat vom 4. Mai 1919. In: Wiener Zeitung, 05.05.1919, S. 5] [Stand: 13.11.2019]
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=19190505&seite=5&zoom=33&query=%22laferl%2C%22%2B%22gisela%22&ref=anno-search Ergebnis der Wahlen zum Wiener Gemeinderat vom 4. Mai 1919. In: Wiener Zeitung, 05.05.1919, S. 5] [Stand: 28.11.2017]
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*[https://fraueninbewegung.onb.ac.at/node/2493 Frauen in Bewegung: 1848−1938: Gisela Laferl] [Stand: 13.11.2019]
 
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*[http://www.dasrotewien.at/seite/einigkeit-verband-der-hausgehilfinnen Das rote Wien: Einigkeit − Verband der Hausgehilfinnen] [Stand: 13.11.2019]
==Links==
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*[https://starsingars.wordpress.com/2017/08/01/zur-geschichte-und-vorgeschichte-der-waldpension-gars/ Stars in Gars: Geschichte und Vorgeschichte der Waldpension Gars] [Stand: 13.11.2019]
  
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Gisela_Wozniczak Wikipedie: Gisela Wozniczak]
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==Weblinks==
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*[https://www.wien.gv.at/advuew/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=politiker&Type=K&PERSONCD=2014092411290220&POLLAY=histpolsuche&HP=Y&RF=01&ICD=2011021810214075 POLAR − Wiener Politikerinnen und Politiker Archiv − Gemeinderätinnen 1918−1934: Gisela Laferl]
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Gisela_Wozniczak Wikipedia: Gisela Wozniczak]
 
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=uzf&datum=19320430&query=%22laferl,%22+%22gisela%22&ref=anno-search&seite=8 Inserat für die Pension in Kamegg. In: Die Unzufriedene, 30.04.1932, S. 8]
 
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=uzf&datum=19320430&query=%22laferl,%22+%22gisela%22&ref=anno-search&seite=8 Inserat für die Pension in Kamegg. In: Die Unzufriedene, 30.04.1932, S. 8]
 
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wkk&datum=19210004&query=(((text:wozniczak)+(text:gisela)))&ref=anno-search&seite=53 Sozialpolitik und Wohnungswesen. In: Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch 1921, S. 53]
 
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wkk&datum=19210004&query=(((text:wozniczak)+(text:gisela)))&ref=anno-search&seite=53 Sozialpolitik und Wohnungswesen. In: Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch 1921, S. 53]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 11:04 Uhr

Gisela Laferl
Daten zur Person
Personenname Laferl, Gisela
Abweichende Namensform Wozniczak, Gisela; Wozniczak-Laferl, Gisela
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50548
GND
Wikidata
Geburtsdatum 7. September 1884
Geburtsort Neufisching (Steiermark)
Sterbedatum 28. April 1968
Sterbeort Gars am Kamp (Niederösterreich)
Beruf Kommunalpolitikerin, Gastwirtin, Haushaltswirtschafterin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Von der Casa piccola zur Oper. Wege der Frauen an der Ringstraße, Teil 2
Quelle Gedenktage, POLAR
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname GiselaLaferl.jpg
Bildunterschrift Gisela Laferl
  • 6., Ufergasse 30 (Wohnadresse)
  • 19., Grinzinger Straße 65 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Gemeinderätin in Gars am Kamp (1950 bis 1955)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.5.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 13.10.1921)

Gisela Laferl, *7. September 1884 Neufisching (Steiermark), † 28. April 1968 Gars am Kamp (Niederösterreich), Hotelfachfrau, Kommunalpolitikerin.

Biografie

Gisela Laferl wuchs als Tochter des Werkarbeiters Johann Laferl und seiner Frau Mathilde, einer Hebamme, in einem kinderreichen Haushalt im steirischen Mürztal auf. Sie absolvierte eine Ausbildung im Fremdenverkehrsbereich und arbeitete ab 1907 in der Schweiz als Köchin, Wirtschafterin und Zimmermädchen.

Ab 1910 lebte sie in Wien, wo sie von 1911 bis 1915 Friedrich Adler den Haushalt führte. Gisela Laferl trat der Sozialdemokratischen Partei bei und setzte sich vor allem für die Anliegen der Hausgehilfinnen und Dienstbotinnen ein. Sie war Gründungsmitglied des 1911 ins Leben gerufenen Vereins "Einigkeit − Verband der Hausgehilfinnen, Erzieherinnen, Heim- und Hausarbeiterinnen Österreichs". Bemühungen seitens der Sozialdemokratie, die Hausgehilfinnen zu mobilisieren und zu organisieren, gab es bereits ab 1893, indem regelmäßig Versammlungen für Dienstbotinnen einberufen wurden. Die Gründung eines Vereins zur Vertretung der meist jungen, weiblichen Hausangestellten, die häufig unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen zu leiden hatten und ihren Arbeitgebern oftmals schutzlos ausgeliefert waren, gelang − mit Unterstützung von Adelheid Popp − allerdings erst im Frühling 1911.

Gisela Laferl war die erste Obfrau des Verbands "Einigkeit", der zum Zeitpunkt der Gründung mehr als 500 Mitglieder zählte. Gemeinsam mit Antonie Alt und Anna Ertl bemühte sie sich um die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen in Hinblick auf Ruhezeiten, Kündigungsschutz, Kranken-, Alters-, Invaliditäts- und Unfallversicherung. Wenngleich es zeitgleich andere Vereine für Hauspersonal gab, die wesentlich mehr Mitglieder zählten, waren die Reformbestrebungen der "Einigkeit" ein wichtiger Motor in den zeitgenössischen Debatten. Ab Gründung des Vereins trat Gisela Laferl in ihrer Funktion als Obfrau regelmäßig in der Presse in Erscheinung. So berichtete beispielsweise die "Arbeiterinnen-Zeitung" über Veranstaltungen des Vereins.

Gisela Laferl nahm auch an Versammlungen in Graz und Salzburg teil, um die Gründung von lokalen Zweigstellen zu fördern und neue Mitglieder zu werben. Außerdem suchte sie den Kontakt zu ähnlich ausgerichteten Organisationen. 1920 fusionierte die "Einigkeit" mit dem "Verein der Heimarbeiterinnen". Gisela Laferl stand der neuen Organisation als eine der "Obmänninnen" vor.

Bei den Wahlen am 4. Mai 1919 kandidierte Gisela Laferl für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 19. Bezirk und war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1921 Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Gisela Laferl war damit eine der ersten gewählten Politikerinnen Österreichs. Als Gemeinderätin setzte sie sich weiterhin für die Anliegen der Hausgehilfinnen ein. So war sie beispielsweise am Entwurf eines Tarifvertrags für Hausgehilfen beteiligt, der 1921 in Kraft trat. Zeitweise war sie auch Mitglied des Bauordnungsausschusses (1919) und – als Gisela Wozniczak – im sozialpolitischen Referat (1921) aktiv.

Im März 1920 heiratete Gisela Laferl den sozialdemokratischen Funktionär Isidor Wozniczak, mit dem sie in das niederösterreichische Waldviertel zog. Aufgrund ihrer Übersiedlung schied sie im Oktober 1921 aus dem Wiener Gemeinderat aus. Das Ehepaar Wozniczak-Laferl führte zunächst in Kamegg, wo die Eltern von Isidor Wozniczak lebten, eine alkoholfreie Urlaubspension im Geist der Arbeiter-Abstinenz-Bewegung. Ab 1934 pachteten sie die "Waldpension" in Gars am Kamp, welche sie 1935 käuflich erwarben. Die Urlaubspensionen des Ehepaars waren für viele befreundete Wiener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wie Julius Deutsch und Rosa Jochmann ein beliebtes Urlaubsziel.

Ab 1934 und besonders ab 1938 verschärfte sich die Situation für das Ehepaar aufgrund ihrer sozialdemokratischen Einstellung und den engen Kontakten, die sie weiterhin zu sozialdemokratischen und jüdischen Kreisen pflegten. Die Marktgemeinde Gars am Kamp erklärte im Juni 1938 Juden zu unerwünschten Personen und forderte die Betreiber der "Waldpension" wiederholt dazu auf, sich dieser Vorgabe anzupassen. Ab 1938 wurde Isidor Wozniczak mehrmals verhaftet und schließlich knapp vor Kriegsende, am 2. Mai 1945, von Nationalsozialisten ermordet.

Das Ehepaar hatte drei Kinder; Sohn Gregor fiel 1943 im Zweiten Weltkrieg in Stalingrad, Sohn Walter starb 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft.

In der Zweiten Republik war Gisela Laferl von 1950 bis 1955 sozialdemokratische Gemeinderätin in Gars am Kamp. Mit ihrer Tochter Mathilde Mück führte sie die "Waldpension" weiter, die 1995 an Enkelin Barbara Mück übergeben wurde.

Literatur

Weblinks