Gisela Laferl

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Gisela Laferl
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Laferl, Gisela
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Wozniczak, Gisela; Wozniczak-Laferl, Gisela
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  50548
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 7. September 1884
GeburtsortOrt der Geburt Neufisching (Steiermark)
SterbedatumSterbedatum 28. April 1968
SterbeortSterbeort Gars am Kamp (Niederösterreich)
BerufBeruf Kommunalpolitikerin, Gastwirtin, Haushaltswirtschafterin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Von der Casa piccola zur Oper. Wege der Frauen an der Ringstraße, Teil 2
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, POLAR
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Recherche
Letzte Änderung am 6.12.2024 durch WIEN1.lanm09ua2
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes GiselaLaferl.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Gisela Laferl
  • 19., Grinzinger Straße 65 (Wohnadresse)
  • 6., Ufergasse 30 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Gisela Laferl, *7. September 1884 Neufisching (Steiermark), † 28. April 1968 Gars am Kamp (Niederösterreich), Hotelfachfrau, Kommunalpolitikerin.

Biografie

Gisela Laferl wuchs als Tochter des Werkarbeiters Johann Laferl und seiner Frau Mathilde, einer Hebamme, in einem kinderreichen Haushalt im steirischen Mürztal auf. Sie absolvierte eine Ausbildung im Fremdenverkehrsbereich und arbeitete ab 1907 in der Schweiz als Köchin, Wirtschafterin und Zimmermädchen.

Ab 1910 lebte sie in Wien, wo sie von 1911 bis 1915 Friedrich Adler den Haushalt führte. Gisela Laferl trat der Sozialdemokratischen Partei bei und setzte sich vor allem für die Anliegen der Hausgehilfinnen und Dienstbotinnen ein. Sie war Gründungsmitglied des 1911 ins Leben gerufenen Vereins "Einigkeit − Verband der Hausgehilfinnen, Erzieherinnen, Heim- und Hausarbeiterinnen Österreichs". Bemühungen seitens der Sozialdemokratie, die Hausgehilfinnen zu mobilisieren und zu organisieren, gab es bereits ab 1893, indem regelmäßig Versammlungen für Dienstbotinnen einberufen wurden. Die Gründung eines Vereins zur Vertretung der meist jungen, weiblichen Hausangestellten, die häufig unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen zu leiden hatten und ihren Arbeitgebern oftmals schutzlos ausgeliefert waren, gelang − mit Unterstützung von Adelheid Popp − allerdings erst im Frühling 1911.

Gisela Laferl war die erste Obfrau des Verbands "Einigkeit", der zum Zeitpunkt der Gründung mehr als 500 Mitglieder zählte. Gemeinsam mit Antonie Alt und Anna Ertl bemühte sie sich um die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen in Hinblick auf Ruhezeiten, Kündigungsschutz, Kranken-, Alters-, Invaliditäts- und Unfallversicherung. Wenngleich es zeitgleich andere Vereine für Hauspersonal gab, die wesentlich mehr Mitglieder zählten, waren die Reformbestrebungen der "Einigkeit" ein wichtiger Motor in den zeitgenössischen Debatten. Ab Gründung des Vereins trat Gisela Laferl in ihrer Funktion als Obfrau regelmäßig in der Presse in Erscheinung. So berichtete beispielsweise die "Arbeiterinnen-Zeitung" über Veranstaltungen des Vereins.

Gisela Laferl nahm auch an Versammlungen in Graz und Salzburg teil, um die Gründung von lokalen Zweigstellen zu fördern und neue Mitglieder zu werben. Außerdem suchte sie den Kontakt zu ähnlich ausgerichteten Organisationen. 1920 fusionierte die "Einigkeit" mit dem "Verein der Heimarbeiterinnen". Gisela Laferl stand der neuen Organisation als eine der "Obmänninnen" vor.

Bei den Wahlen am 4. Mai 1919 kandidierte Gisela Laferl für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 19. Bezirk und war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1921 Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Gisela Laferl war damit eine der ersten gewählten Politikerinnen Österreichs. Als Gemeinderätin setzte sie sich weiterhin für die Anliegen der Hausgehilfinnen ein. So war sie beispielsweise am Entwurf eines Tarifvertrags für Hausgehilfen beteiligt, der 1921 in Kraft trat. Zeitweise war sie auch Mitglied des Bauordnungsausschusses (1919) und – als Gisela Wozniczak – im sozialpolitischen Referat (1921) aktiv.

Im März 1920 heiratete Gisela Laferl den sozialdemokratischen Funktionär Isidor Wozniczak, mit dem sie in das niederösterreichische Waldviertel zog. Aufgrund ihrer Übersiedlung schied sie im Oktober 1921 aus dem Wiener Gemeinderat aus. Das Ehepaar Wozniczak-Laferl führte zunächst in Kamegg, wo die Eltern von Isidor Wozniczak lebten, eine alkoholfreie Urlaubspension im Geist der Arbeiter-Abstinenz-Bewegung. Ab 1934 pachteten sie die "Waldpension" in Gars am Kamp, welche sie 1935 käuflich erwarben. Die Urlaubspensionen des Ehepaars waren für viele befreundete Wiener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wie Julius Deutsch und Rosa Jochmann ein beliebtes Urlaubsziel.

Ab 1934 und besonders ab 1938 verschärfte sich die Situation für das Ehepaar aufgrund ihrer sozialdemokratischen Einstellung und den engen Kontakten, die sie weiterhin zu sozialdemokratischen und jüdischen Kreisen pflegten. Die Marktgemeinde Gars am Kamp erklärte im Juni 1938 Juden zu unerwünschten Personen und forderte die Betreiber der "Waldpension" wiederholt dazu auf, sich dieser Vorgabe anzupassen. Ab 1938 wurde Isidor Wozniczak mehrmals verhaftet und schließlich knapp vor Kriegsende, am 2. Mai 1945, von Nationalsozialisten ermordet.

Das Ehepaar hatte drei Kinder; Sohn Gregor fiel 1943 im Zweiten Weltkrieg in Stalingrad, Sohn Walter starb 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft.

In der Zweiten Republik war Gisela Laferl von 1950 bis 1955 sozialdemokratische Gemeinderätin in Gars am Kamp. Mit ihrer Tochter Mathilde Mück führte sie die "Waldpension" weiter, die 1995 an Enkelin Barbara Mück übergeben wurde.

Literatur

Weblinks