Rosa Jochmann

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Rosa Jochmann (1901 - 1994).
Daten zur Person
Personenname Jochmann, Rosa
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 19386
GND 118557599
Wikidata Q2166438
Geburtsdatum 19. Juli 1901
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Jänner 1994
Sterbeort Wien
Beruf Politikerin, Gewerkschafterin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei, Sozialdemokratische Partei Österreichs, Revolutionäre Sozialisten
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 11. Februar 1994
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14C, Nummer 1A
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Rosa Jochmann.jpg
Bildunterschrift Rosa Jochmann (1901 - 1994).
  • 11., Braunhubergasse 25 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ (1959, bis: 1967)
  • Vizepräsidentin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (1964, bis: 1994)
  • Vorsitzende des Bundes sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus (1949, bis: 1990)
  • Abgeordnete zum Nationalrat (19. Dezember 1945, bis: 16. Mai 1967)

  • Bürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 18. Juni 1971, Übernahme: 14. Juli 1971)
  • Dr. Karl Renner-Preis (Verleihung: 1980, Übernahme: 10. März 1981)
  • Ehrenbürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 2. Juli 1981, Übernahme: 29. Juli 1981)
  • Fernsehpreis der Österreichischen Erwachsenenbildung (Verleihung: 1981, Übernahme: 29. April 1982)

Rosa Jochmann, * 19. Juli 1901 Wien 20, † 28. Jänner 1994 Wien, Politikerin, Gewerkschafterin.

Biografie

Rosa Jochmann wurde am 19. Juli 1901 als viertes von sechs Kindern einer Arbeiterfamilie in Wien Brigittenau geboren. Ihre Eltern waren aus Mähren zugewandert; daher wuchsen die Kinder zweisprachig auf. Der Vater Karl (1876-1920), ein engagierter Sozialdemokrat, war Eisengießer; die Mutter Josefine (1874-1915) arbeitete als Wäscherin und Putzfrau.

Kurz nach Rosas Geburt zog die Familie von der Brigittenau nach Simmering, wo Rosa die Volks- und die Bürgerschule besuchte. Nach dem Tod der Mutter 1915 musste sie für ihre jüngeren Geschwister sorgen. Vierzehnjährig fand sie ihre erste Anstellung als Hilfarbeiterin bei der Süßwarenfabrik Victor Schmidt & Söhne. 1916 wurde sie kriegsdienstverpflichtete Arbeiterin in den Simmeringer Draht- und Kabelwerken Ariadne, danach in der Kerzen- und Seifenfabrik Apollo (später in der Unilever aufgegangen).

Rosas Interesse für die Politik war durch ihren Vater geweckt worden. Sie wurde zunächst Funktionärin im Fabriksausschuss des Chemiearbeiterverbandes, wechselte jedoch von Apollo bald zur Firma Auer, die Gasglühstrümpfe erzeugte. 1920 wurde Rosa Jochmann dort, noch nicht einmal zwanzig Jahre alt, zum Betriebsratsobmann [sic!] gewählt. 1926 wurde sie zur Sekretärin der Chemiearbeitergewerkschaft bestellt, zuständig für die Organisierung der Frauen dieser Industriesparte. Im selben Jahr war sie unter den ersten AbsolventInnen der Arbeiterhochschule in Döbling und fand einen Förderer in ihrem Lehrer Otto Bauer. Sie stieg bald zur Parteispitze auf: 1932 arbeitete sie als Zentralsekretärin der Sozialistischen Frauen und trat erstmals als deren Delegierte bei einem Parteitag auf. 1933 wurde sie in den Parteivorstand gewählt.

Nach dem Februar 1934 engagierte sich Rosa Jochmann unter dem Decknamen Josefine Drechsler bei den Revolutionären Sozialisten. Sie bildete mit Karl Holoubek, Roman Felleis und Ludwig Kostroun das erste (illegale) Zentralkomitee, das unter der Leitung von Manfred Ackermann stand. Im August 1934 wurde sie in Wiener Neustadt verhaftet und zu drei Monaten Polizeihaft und einem Jahr Kerker verurteilt.

Nach ihrer Freilassung 1935 verbreitete Rosa Jochmann die illegale Arbeiter-Zeitung, organisierte Zusammenkünfte und half mit, den Kontakt zum Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten in Brünn (ALÖS) zu halten. Im August 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet und im März 1940 ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, aus dem sie erst nach der Befreiung des Lagers durch russische Truppen heimkehrte.

1945 konnte sie nahtlos an ihre politische Tätigkeit vor 1934 anschließen: 1945 bis 1967 war sie Abgeordnete zum Nationalrat und Mitglied des Parteivorstandes der SPÖ, ab 1945 Frauen-Zentralsekretärin und von 1967 bis 1967 Vorsitzende des Frauen-Zentralkomitees der SPÖ. Von 1948 bis 1990 war sie Vorsitzende des Bundes der Sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, 1963-1994 Vizepräsidentin des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.

Bis ins hohe Alter erinnerte Rosa Jochmann in ihren Reden und Besuchen in Schulen unermüdlich an den nationalsozialistischen Terror und warnte vor Vergessen und Verharmlosen.


Am 21. Oktober 2001 wurde eine Gedenktafel an der Wohnhausanlage 11, Braunhubergasse 25, in der Rosa Jochmann wohnte, enthüllt.

Rosa Jochmann ist "Namenspatronin" für:

Werke (Auswahl)

  • Nein zum Neo-Faschismus. Begrüßungsansprache an die Bundeshauptversammlung 1977. In: Rosa Jochmann / Josef Hindels: 30 Jahre Sozialistische Freiheitskämpfer. [Hg. und Verleger Dr.-Karl-Renner-Institut]. Wien: 1977 (Zeitdokumente, 6), S. 3-6
  • Wir kommen wieder – bis die Veilchen blühn. In: März 1938. Gedenken und Mahnung. [Hg. im Auftrag des Bundesvorstandes der Sozialistischen Freiheitskämpfer Österreichs]. Wien: o. J. [1978], S. 33-35
  • Briefe, Reden, Interviews. In: Rosa Jochmann - Porträt einer Sozialistin. Wien: Verlag der SPÖ o. J. [1986] (Zeitdokumente, 40)
  • Nachwort in: Helmut Brenner: Stimmt an das Lied… Das große österreichische Arbeitersänger-Buch. Graz / Wien: Leykam 1986, S. 226
  • Rosa Jochmann. Ein Kampf, der nie zu Ende geht. Reden und Aufsätze. [Hg. und mit einer biographischen Eileitung von Hans Waschek]. Wien: Löcker 1994
  • Autobiographisches. Erste Rede im Nationalrat. In: Franz Richard Reiter [Hg.]: Wer war Rosa Jochmann? Wien: Ephelant 1997 (Dokumente, Berichte, Analysen, 9), S. 7-29

Nachlass

2001 an: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Kartons 1-10, Mappen 1-70. Fotoalben. Inhalt u. a.: Korrespondenz (durch Jahrzehnte), Manuskripte, Kalender, unveröffentlichte Interviews, Reden, Tagebuchaufzeichnungen, Notizen und Berichte über das KZ Ravensbrück, Fotos.

Literatur (Auswahl)

  • Veronika Duma [Hg.]: Rosa Jochmann. Politische Akteurin und Zeitzeugin. Wien: ÖGB-Verlag 2019
  • Maria Emhart: Briefe aus dem Gefängnis. Korrespondenz mit Rosa Jochmann 1935-1936. Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung: Dokumentation 4/2001
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 77, 86
  • Rosa Jochmann, Porträt einer Sozialistin. Wien: Verlag der SPÖ o. J. [1986] (Zeitdokumente, 40)
  • Rosa Jochmann 1901-1994. Demokratin, Sozialistin, Antifaschistin. Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung: Dokumentation 2/2001
  • Rosa Jochmann. Eine außergewöhnliche Frau. 1901-1994. Briefe-Fotos-Dokumente. Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung: Dokumentation 3 & 4/2008
  • Rosa Jochmann † [Nachruf]. In: Mitteilungen des DÖW, Folge 115, Februar 1994, S. 1
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Franz Richard Reiter [Hg.]: Wer war Rosa Jochmann? Wien: Ephelant 1997 (Dokumente, Berichte, Analysen, 9)
  • Maria Sporrer / Herbert Steiner [Hg.]: Rosa Jochmann. Zeitzeugin. Wien [u. a.]: Europaverlag 1983
  • Andrea Steffek: "Das Leben hat mich zur Sozialistin gemacht." Das Leben von Rosa Jochmann von 1901-1945 als Grundlage für das Verständnis ihrer Tätigkeit als Mahnerin gegen Faschismus, Nationalsozialismus und das Vergessen. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien: 1998
  • Andrea Steffek: Rosa Jochmann – "Nie zusehen, wenn Unrecht geschieht." Wien: ÖGB [et al. ] 1999 (Schriftenreihe des Instituts zur Erforschung der Geschichte der Gewerkschaften und Arbeiterkammern, 7)

Weblinks