Freihaus auf der Wieden

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Freihaus, 1769/1773 (Ausschnitt aus dem Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber).
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Starhembergisches Freihaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 25988
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.06.2017 durch DYN.krabina
Bildname Huber_Freihaus.jpg
Bildunterschrift Freihaus, 1769/1773 (Ausschnitt aus dem Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber).
  • 4., Wiedner Hauptstraße 10
  • 4., Margaretenstraße 10-16
  • 4., Operngasse 25
  • 4., Schleifmühlgasse
  • 4., Kühnplatz
  • 4., Mühlgasse
  • 4., Resselgasse

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48° 11' 50.96" N, 16° 21' 57.89" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Kartenausschnitt aus Wien Kulturgut

Freihaus auf der Wieden (4, Wiedner Hauptstraße 10, Margaretenstraße 10-16, Operngasse 25 [ Gedenktafel ], Schleifmühlgasse, Kühnplatz, Mühlgasse, Resselgasse), allgemein als „Herrschaft Conradswörth" bezeichnet, zu der auch Gebiete in der Umgebung Wiens gehörten.

Konrad Balthasar Starhemberg (1612-1687; seit 1635 im Staatsdienst, nach 1649 Vizestatthalter der niederösterreichischen Regierung) kaufte am 24. April 1642 einige Grundstücke auf dem von zwei Wienflussarmen umschlossenen Werd. 1643 gab ihm Kaiser Ferdinand III. den Iaufenden Besitz auf der Insel zu Lehen, erklärte diesen jedoch bereits am 3. Juli 1647 (gegen Erlag von 1.000 Gulden) als Freigut, übergab ihn Starhemberg in volles Eigentum und begann dieses ab 1651 zu arrondieren. Das Freigut, nach seinem Besitzer „Conrads"wörth (auch: "Conradswerd")benannt, wurde von Konrad Balthasar testamentarisch (22. Juli 1686) zu einem Majorat des Hauses Starhemberg erhoben. Grundherr war das Wiener Bistum, das sich die unentgeltliche Nutzung des Mühlbachs vorbehielt. Über das Aussehen des ursprünglichen Baus sind wir nicht unterrichtet. Er brannte 1657 ab. Jedenfalls hatte es sich um ein Gebäude mit Garten gehandelt, da die Bezeichnung „Ungelterhof" überliefert ist (Edelsitz des Geschlechts der Ungelter von Teyssenhausen).

Freihaus, 1773 (Ausschnitt aus dem Stadtplan von Joseph Anton Nagel)
Freihaus - 1. Hof, 1908
Freihaus - 2. Hof, 1908
Freihaus vor dem Abbruch (1956)

Erbauung und Nutzung

Graf Conrad erbaute 1660 das nach den Starhembergern benannte Freihaus, in dem sich auch eine der heiligen Rosalia geweihte Kapelle befand (Rosalienkapelle). Die Erwerbung aller notwendigen Grundstücke war 1665 abgeschlossen. Als Zar Peter I. 1698 inkognito in Wien weilte, gab er auf dem Herrensitz der Starhemberger ein Fest. Die Bezeichnung „Freihaus" lässt sich erstmals am 7. Oktober 1703 nachweisen. Freihäuser waren von Steuerleistungen befreit. Als Conrads Sohn Ernst Rüdiger (* 12. Jänner 1638) die Verteidigung der Stadt gegen die Türken leitete (1683), ließ er das Gebäude niederbrennen, um dem Feind jeden Stützpunkt und Hinterhalt zu nehmen. Der unmittelbar danach errichtete Neubau (1684), ein zwei- und dreistöckiges Gebäude, bestand bis 1759. Am 24. Juni dieses Jahres brannte das Freihaus ab. Den nunmehrigen Neubau leitete der Artilleriefortifikations- und bürgerliche Baumeister Johann Ferdinand Mödlhammer, nach dessen Tod (1767) der niederösterreichische Landschaftsbaumeister Andreas Zach (Fertigstellung 1769). Das ausgedehnte Gebäude hatte durchschnittlich 1.000 Bewohner. Es war damals das größte Privatmiethaus Wiens. Ein vergleichbares Objekt war das Bürgerspitalzinshaus in der Stadt beim Kärntnertor. 1785 wurde (wiederum unter der Leitung von Zach) ein großer Umbau begonnen (eine Überschwemmung durch den Wienfluss in diesem Jahr mag die Ursache gewesen sein). Noch 1785 begann die Aufstockung der gegen das Glacis und zur (heutigen) Wiedner Hauptstraße zu gelegenen Trakte, 1787 wurde im Frauenhaus ein kleines Theater eröffnet (Freihaustheater), 1788/1789 entstand der „Schleifmühltrakt" und 1790 die Front gegen den Mühlbach. 1793 war der Umbau im wesentlichen abgeschlossen.

Im Garten (an einer Mauer im sechsten Hof) befand sich jenes kleine Lusthaus, in dem Mozart an einigen seiner Werke arbeitete. Es befand sich seit 1874 auf dem Kapuzinerberg in Salzburg (Eigentum der Mozart-Gesellschaft), heute steht es im Garten des Mozarteums. Die Rosalienkapelle hatte die Größe einer typischen Dorfkirche jener Zeit und besaß neben dem Hochaltar (der sich derzeit in der Kirche in Kirchberg am Wechsel befindet) zwei Seitenaltäre, eine Kanzel und einen Doppelchor für Orgel. Sie wurde unter Joseph II. gesperrt, 1810 wiedereröffnet und 1875 entweiht (anschließend als Depotraum verwendet). 1850-1857 kam es zur Errichtung von Gassenlokalen und zur Erweiterung von gewerblichen Betrieben.

Das Freihaus war zu seiner Zeit Wiens größtes Zinshaus. Auf einer Fläche von 25.000m² beherbergte es etwa 1.000 Menschen, ein Theater, einen Musiksaal, eine Leihbibliothek, zahlreiche Geschäfte (allein 60 Schneider und 40 Schuster), Gemüse- und Obsthändler, Ölhändler, Wildbrethändler, einen Glasfabrikanten, eine Tanzschule, einen Sport- und Tennisplatz, vier Gasthäuser sowie das Varieté "Olympia".

Abbruch auf Raten

1858 dachte man im Zuge der Ringstraßenplanung an eine teilweise Demolierung, zu der es aber nicht kam. Camillo Rüdiger Fürst Starhemberg, der den Besitz 1860 übernommen hatte und am 9. Juni 1872 starb, vererbte ihn an an seinen Sohn Camillo Heinrich, der das Freihaus 1872 an die Franco-österreichische Bank verkaufte. Der Börsenkrach von 1873 verhinderte den geplanten Abbruch.

Als Käufer trat die Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft des Industriellen Heinrich von Drasche (Heinrichhof) auf, die 1884 Pläne zur Parzellierung der Freihausrealität vorlegte. Sie entsprachen etwa jenen, die 1935-1937 realisiert wurden. Der vor dem Freihaus abgehaltene Naschmarkt sollte auf die Gründe des Eislaufvereins (3) verlegt werden. Erst am 15. November 1913 wurde mit der Demolierung des Komplexes, gegen dessen Erhaltung sich nicht zuletzt wegen seiner Verwahrlosung immer häufiger kritische Stimmen erhoben, begonnen (Teil Ecke Schleifmühlgasse, Mühlgasse; Stiegen 1-5). Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam es zu einer Unterbrechung der Demolierung. Energischer wurden die Arbeiten 1935-1937 in Angriff genommen. 113 Mietparteien wurden aufgrund des Assanierungsfondsgesetzes gekündigt, die Stiegen 6-12, 14 und 19-31 niedergerissen. In der neuerschlossenen, verlängerten Operngasse entstanden neun moderne Wohnhäuser, doch blieben auch damals noch Teile des Freihauses bestehen. 1938 kamen diese in den Besitz der Deutschen Reichsbahn. Als die restlichen Gebäude 1945 schwere Bombenschäden erlitten, begann neuerlich eine Diskussion über die gänzliche Abtragung. Verschiedene Vorschläge (wie der von Roland Rainer empfohlene Bau eines fußgeherfreundlichen Einkaufszentrums) blieben unausgeführt. Die Österreichischen Bundesbahnen, die ab 1955 Besitzer der verbliebenen Teile des Freihauses waren, entschlossen sich zum Abbruch. 1968 wurden die Rosalienkapelle und der Trakt an der Wiedner Hauptstraße demoliert, die Reste des Mühlbachtrakts fielen 1970. Die Schaurhofergasse wurde neu angelegt, außerdem entstanden Gebäude der Niederösterreichischen Landesregierung (die von ihr aber später wieder veräußert wurden) und ein Erweiterungsbau für die wissenschaftliche Bibliothek der Technischen Universität.

Porträt des Freihauses in Wien-Wieden um 1936 (Durchbruch der Operngasse)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv, Filmarchiv der media wien: 048: Porträt des Freihauses in Wien-Wieden um 1936 (Durchbruch der Operngasse)

Literatur

  • Michael Lorenz: "Neue Forschungsergebnisse zum Theater auf der Wieden und Emanuel Schikaneder", Wiener Geschichtsblätter, 4/2008, Verein für Geschichte der Stadt Wien, 2008, S. 15-36.
  • Else Spiesberger: Das Freihaus. Wien [u.a.]: Zsolnay 1980 (Wiener Geschichtsbücher, 25)
  • Else Spiesberger: Das Starhembergsche Freihaus auf der Wieden. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Nummer 19/20. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1963/1964, S. 183 ff.
  • Hermine Cloeter: Das Starhembergsche Freihaus auf der Wieden. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919-1938. Band 19, 1937, S. 109 ff.
  • Hermine Cloeter: Häuser und Menschen von Wien. 1920, S. 13 ff. (Das Freihaus)
  • Wilhelm Anton Neumann: Die Rosalienkapelle beim sogenannten Starhembergschen Freihaus auf der Wieden. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919-1938. Band 26, 1909, S. 113 ff.
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 70 ff.
  • Hans Pemmer: Das Freihaus und seine Bewohner im Vormärz. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Nummer 1. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 1958
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 120

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