Franz Lehár

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Franz Lehár
Daten zur Person
Personenname Lehár, Franz
Abweichende Namensform Lehar, Franz
Titel
Geschlecht männlich
PageID 6099
GND 118571036
Wikidata
Geburtsdatum 30. April 1870
Geburtsort Komorn
Sterbedatum 24. Oktober 1948
Sterbeort Bad Ischl
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung / Musiksammlung, Lehárvilla Bad Ischl
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 15.09.2017 durch DYN.wolfgang j kraus
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Bad Ischl
Grabstelle
Bildname Franzlehar.jpg
Bildunterschrift Franz Lehár
  • 19., Hackhofergasse 18 (Wohnadresse)
  • 6., Theobaldgasse 16 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 30. April 1940)

Franz Lehár, * 30. April 1870 Komorn (Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn), † 24. Oktober 1948 Bad Ischl, Oberösterreich (dort auch begraben), Komponist, Gattin (1924) Sophie Meth, geborene Paschkis (* 5. Dezember 1878 Wien), Sohn des Militärkapellmeisters Franz Lehár des Älteren.

Nach seiner Ausbildung zum Geiger am Prager Konservatorium ging Lehár als Konzertmeister an die Vereinigten Bühnen in Barmen-Elberfeld, Deutschland, ein Jahr später als Geiger zur Kapelle des k.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 50 (dessen Kapellmeister sein Vater war), dann vier Jahre als Militärkapellmeister des Infanterie-Regiments Nr. 25 nach Losoncz (Königreich Ungarn, heute Lučenec, Slowakei), anschließend zwei Jahre als Kapellmeister der k.u.k. Marinekapelle nach Pola (heute Pula, Istrien, Kroatien) und weitere zwei Jahre zum Infanterie-Regiment Nr. 87 (das in Triest und Pola stationiert war), danach ein Jahr zum bosnisch-herzegowinischen Infanterie-Regiment Nr. 3 nach Budapest, um schließlich 1899-1902 beim Infanterie-Regiment Nr. 26 in Wien zu verbringen.

Seine Erfolge bei den Uraufführungen seiner Operetten "Wiener Frauen" (25. November 1902, Theater an der Wien) und "Die Rastelbinder" (20. Dezember 1902, Carltheater) ermöglichten es ihm, den Militärdienst aufzugeben und sich gänzlich dem Komponieren zu widmen. Es folgten die Operetten "Der Göttergatte" (1904, umgearbeitet als "Die ideale Gattin" 1913, als „Tangokönigin" 1921), die „Juxheirat" (1904) und sein Welterfolg "Die lustige Witwe" (Premiere 30. Dezember 1905, Theater an der Wien). Zu Lehár‘s Freundeskreis zählten Alexander Girardi und später seine Interpreten Richard Tauber, Jan Kiepura und Johannes Heesters.

Von den zahlreichen in den nächsten Jahrzehnten entstandenen Operetten vermochten sich nur einige durchzusetzen ("Der Graf von Luxemburg", 1909; "Zigeunerliebe", 1910; "Eva", 1911; "Wo die Lerche singt", 1918; "Der blaue Mazur", 1920; "Frasquita", 1922). Die einzige Oper, die Lehár schrieb, "Kukuska", wurde später umgearbeitet ("Tatjana").

Mit "Paganini" begann 1925 eine zweite Schaffensperiode, die zu triumphalen Erfolgen führte; Lehár näherte sich in seinen Werken durch Verkürzung der gesprochenen Textpassagen der komischen Oper oder dem Singspiel. Es folgten unter anderem "Der Zarewitsch" (1927, Berlin; Erstaufführung in Wien 18. Mai 1928, Johann-Strauß-Theater), "Friederike" (1928, Berlin; Erstaufführung in Wien 15. Februar 1929 Johann-Strauß-Theater) und „Das Land des Lächelns" (1929, Berlin; Erstaufführung in Wien 26. September 1930 im Theater an der Wien; ursprünglich "Die gelbe Jacke", 1923). An der Staatsoper erlebte am 20. Jänner 1934 "Giuditta" die Uraufführung. Neben Operetten schrieb Lehár viele Walzer, Märsche, Lieder und Tänze, versuchte sich in jungen Jahren in Opern, komponierte symphonische Dichtungen mit Solostimmen und einige Filmmusiken.

Lehár wohnte 6., Mariahilfer Straße 5, dann im eigenen Haus 6., Theobaldgasse 16, in dem er 1919-1931 gemeldet war. 1932 kaufte er das Haus 19., Hackhofergasse 18, in dem er bereits ab 23. Oktober 1931 gemeldet war (Gedenktafel; Schikanederschlössel) und das er samt dem zugehörigen Garten mit verschiedenen Kunstwerken ausstatten ließ. Dort befindet sich heute ein Privatmuseum, das dem Andenken an ihn und seinen Bruder, General Anton Lehár, gewidmet ist. Lehár gehörte zu den Gästen im ehemaligen Dietrichsteinpalais (1., Dorotheergasse 10), im Café Diglas und im Café Museum.

Lehar ist der Hauptvertreter der sogenannten Silbernen Ära der Wiener Operette und einer der prominentesten österreichischen Vertreter der leichten, heiteren Musik des 20. Jahrhunderts. Ehrenring der Stadt Wien (1940). Lehárdenkmal, Lehárgasse.

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 intervenierte Franz Lehár trotz seiner Popularität bei der NS-Parteispitze nicht zugunsten seines jüdischen Librettisten, Dr. Fritz Beda-Löhner. Dieser verstarb 1942 in einem Konzentrationslager. 1940 erhielt Lehár, der sich als apolitischer Künstler sah, die „Goethe-Medaille“ für Kunst und Wissenschaft. Dass er weiterhin mit jüdischen Künstlerinnen und Künstlern arbeitete und 1943 die Erlaubnis erhielt, auf Grund gesundheitlicher Beschwerden mit seiner jüdischen Frau in die Schweiz auszureisen, illustriert das hohe Ansehen, dass Lehár bei der politischen Führungsriege genoss.

Teilnachlass in der Musiksammlung und der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus.

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Erg.-Band zum Personenteil L-Z. Mainz: Schott 1972
  • Ernst Decsey: Franz Lehár. München [u.a.]: Drei Masken Verlag ²1930
  • Maria von Peteani: Franz Lehár. Seine Musik - sein Leben. Wien [u.a.]: Glocken-Verlag 1950
  • Stan Czech: Franz Lehár. Sein Weg und sein Werk. Lindau-Bodensee: Werk-Verlag Frisch & Perneder 1948
  • Max Schönherr: Franz Lehár. Bibliographie zu Leben und Werk. Beiträge zu einer Lehár-Biographie anläßlich seines 100. Geburtstages. Wien 1970
  • Bernard Grun: Gold und Silber. Franz Lehár und seine Welt. München / Wien: Langen Müller 1970
  • Otto Schneidereit: Franz Lehár. Eine Biographie in Zitaten. Innsbruck: Pinguin 1984
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970
  • Oesterreichischer Wappenalmanach. Wien: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler 1967, S. 20 f.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 150
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 261 f.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830-1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 141
  • Eugen Brixel / Gunther Martin / Gottfried Pils: Das ist Österreichs Militärmusik. Von der "Türkischen Musik" zu den Philharmonikern in Uniform. Graz / Wien [u.a.]: Styria 1982, S. 316
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 23, 185, 285
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 181
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 78–80
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013

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