Franz Ferdinand von Österreich-Este

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Daten zur Person
Personenname Franz Ferdinand
Abweichende Namensform Karl Ludwig Joseph Maria von Habsburg-Lothringen; von Österreich-Este
Titel Erzherzog
Geschlecht männlich
PageID 23697
GND
Wikidata
Geburtsdatum 18. Dezember 1863
Geburtsort Graz
Sterbedatum 28. Juni 1914
Sterbeort Sarajevo, Bosnien
Beruf Erzherzog, Thronfolger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 21.09.2013 durch WIEN1.lanm08w06
Begräbnisdatum 4. Juli 1914
Friedhof
Grabstelle Gruft Schloß Artstetten, Niederösterreich
  • Sackstraße 18 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Orden vom Goldenen Vlies (Verleihung: 13. April 1878)

Franz Ferdinand Karl Ludwig Joseph Maria von Habsburg-Lothringen (ab 1875 von Österreich-Este [infolge des bargeldlosen Universalerbes des letzten Herzogs von Modena mit Verpflichtung zur dynastischen Namensergänzung]; Este ]), * 18. Dezember 1863 Graz, Sackstraße 18, † 28. Juni 1914 (Ermordung durch den Extremisten Gavrilo Princip) Sarajevo, Bosnien (Gruft Schloß Artstetten, Niederösterreich), Erzherzog, Thronfolger (ab 1896 [nach Tod seines Vaters am 19. Mai 1896]), Sohn Erzherzog Karl Ludwigs und Neffe Franz Josephs I., Gattin (1900 Schloßkapelle von Reichstadt; morganatische Ehe) Sophie Maria Josefina Gräfin Chotek von Chotkowa und Wagnin (*1. März 1868 Stuttgart, † 28. Juni 1914 [Ermordung] Sarajevo, Bosnien; Hofdame der Erzherzogin Isabella in Preßburg 1896-1899; anläßlich der Eheschließung zur Fürstin von Hohenberg, 1909 zur Herzogin erhoben). Franz Ferdinand, der seine Kindheit abwechselnd im väterlichen Palais (4, Favoritenstraße 7), in Persenbeug, Artstetten, Reichenau (Villa Wartholz), Ambras und Rottenstein verbrachte, wurde unter anderem durch Godfried Marschall und Onno Klopp unterrichtet. Das Erbe aus Modena (1875) bestand unter anderem aus der Villa d'Este bei Rom, Schloß Catajo, dem Gut Chlumetz, dem Modenapalais in Wien und der Estenschen Kunstsammlung (ab 1908 dem Kunsthistorischen Museum unterstellt); ab 1877 besaß er auch die dem Modenapalais (3, Beatrixgasse 25) benachbarten Häuser Nummer 27 und 29. 1887 erwarb er Schloß Konopischt (Modernisierung durch Josef Mocker), 1889 bekam er von seinem Vater Artstetten (ab 1896 Renovierung und Modernisierung); 1888 wurde er Major, 1889 Oberstleutnant, 1890 Oberst (Husaren-Regiment Nummer 9 „Graf Nádasdy", Ödenburg) und 1894 Generalmajor. Aus gesundheitlichen Gründen (Tuberkulose) ging Franz Ferdinand häufig auf Seereisen (15. Dezember 1892 bis 18. Oktober 1893 Weltreise mit dem Torpedorammkreuzer „Kaiserin Elisabeth", von der er zahlreiche Exponate heimbrachte). Danach übernahm er die 38. Infanterie-Brigade in Brünn. 1894 wurde ihm das Obere Belvedere als Residenz zugewiesen, in dem er die Sammlungsgegenstände unterbrachte und durch Franz Heger wissenschaftlich bearbeiten ließ (1908-1912 Übersiedlung der Sammlung ins Völkerkundemuseum); im Belvedere, das er 1904-1914 bewohnte, ließ Franz Ferdinand die Auffahrtshalle und den Westbalkon verglasen sowie im Treppenhaus vier Puttengruppen von Theodor Friedl aufstellen u. durch Emil von Förster Modernisierungen vornehmen. Am 23. September 1895 wurde er krankheitshalber aus dem Militärdienst entlassen. Eine Verschlechterung des Gesundheitszustands machte einen etwa vierjährigen Kuraufenthalt in Südtirol, an der Adria (Lošinj) sowie in Korsika, Algier, Spanien und Ägypten erforderlich. 1897/1898 ließ er durch Viktor Siedeck den Osttrakt von Eckartsau erneuern. Franz Ferdinand wurde 1899 General der Kavallerie, 1902 Admiral und 1913 „Generalinspekteur der gesamten bewaffneten Macht". Innenpolitisch war er ein Gegner der Magyaren und des Dualismus, ein Freund der Rumänen, Slowaken und Kroaten (Plan eines Trialismus Wien-Budapest-Agram beziehungsweise einer Aufgliederung der Monarchie nach Sprachgrenzen, Herbeiführung eines Ausgleichs mit den Slawen, Schaffung national autonomer „Vereinigter Staaten Großösterreichs"), wehrpolitisch förderte er die Kriegsmarine, wandte sich aber gegen die aggressive Politik Conrads von Hötzendorf (Gegner der Annexion Bosniens), außenpolitisch neigte er einem Dreikaiserbündnis (Österreich-Deutschland-Rußland) zu, hielt enge Freundschaft mit Kaiser Wilhelm II., schätzte aber auch England. Streng konservativ-katholisch gesinnt und den Christlichsozialen unter Lueger zugetan, umgab er sich mit Ratgebern, die zu Franz Joseph in Opposition standen. 1908 beauftragte er Ludwig Baumann mit der Anlage einer Familiengruft im geplanten Witwensitz Artstetten, ab 1910 ließ er Schloß Blühnbach bei Werfen aufstocken und 1914 Ambras restaurieren. Obgleich 1905-1914 Max Fabiani Berater des Thronfolgers in Fragen der Architektur und Kunstgeschichte war, lehnte dieser, von dynastischen Kontinuitätsbewußtsein geprägt, secessionistische und moderne Kunst (beispielsweise Kokoschka oder Otto Wagner [Postsparkassengebäude]) zugunsten des Neobarock (Restaurationshistorismus, etwa Ludwig Baumann) ab. Franz Ferdinand wandte sich gegen eine Bestellung Alfred Rollers zum Direktor des Kunstgewerbemuseums und gegen eine Professur von Klimt und Plečnik (den er durch sein Urteil über die Eisenbetonkirche „Zum heiligen Geist" [ Heiligengeistkirche ] in der Herbststraße fast ruinierte). Da der von ihm geschätzte Karl Mayreder kränkelte, mußte er sich für Leopold Bauer als Nachfolger Otto Wagners entscheiden. Bei der Eröffnung der Kirche Am Steinhof (1907) hatte er sich dahingehend geäußert, daß der „Maria-Theresien-Stil doch der schönste" sei; Wagners Antwort, daß damals auch die Kanonen verziert gewesen seien, verzieh er ihm nie. Unmittelbar nach der Übernahme der Hofburg-Bauleitung (1906) wandte sich Franz Ferdinand gegen die geplante Verbauung des Leopoldinischen Trakts; er nahm Einfluß auf Baumanns Fassadengestaltung des Kriegsministeriums am Stubenring und anderer Bauten. Franz Ferdinands Lieblingsidee war ein übernationales Museum für die Volkskunde Österreich-Ungarns (ein Großteil der Exponate wurde bald nach seinem Tod im Dorotheum versteigert). Er war Kurator der Akademie der Wissenschaften, Protektor des Museums für Völkerkunde und (nach 1906) des Künstlerhauses. Als Protektor der „K. k. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung historischer Baudenkmäler" verhinderte er viele Demolierungen, setzte Restaurierungen und Ensembleschutz durch und traf erste Verordnungen gegen den Abverkauf von Kunstschätzen ins Ausland. Franz-Ferdinand-Museum (Artstetten, Niederösterreich). Goldener Vlies (13. April 1878). Das Attentatsauto (Gräf & Stift, Type Doppel-Phaeton-Karosserie mit Vier-Zylinder-Motor) befindet sich im Arsenal.

Literatur

  • ADB;
  • Biogr. Lex. SO-Europa;
  • GBÖ;
  • Heinzel;
  • NÖB 3 (Edmund Glaise-Horstenau);
  • ÖBL;
  • Rudolf Kiszling, Ehz. F. F. von Österr.-Este (1953);
  • Allmayer-Beck Johann, Ehz. F. F. u. Baron Max VI. Beck (1948);
  • Lhotsky l, Reg.;
  • F. F., Tagebuch meiner Reise um die Erde 1892/93 (2 Bde., 1895/96);
  • Gerd Holler, F. F. (1982);
  • Friedrich Weissensteiner, F. F. Der verhinderte Herrscher (21984);
  • Wladimir Aichelburg, Sarajevo 28. Juni 1914 (1984);
  • dsbe., Ehz. F. F. u. Artstetten (M986);
  • Lavender Cassels, Der Ehz. u. sein Mörder (1988);
  • Max Polatschek, F. F. Europas verlorene Hoffnung (1988);
  • Künstlerhaus, 108, 171, 178, 202;
  • Ringstraße 3;
  • 4;
  • 9/2;
  • 9/3;
  • 10, alle Reg.;
  • Gedanken zum F.-F.-Mus. in Artstetten, in: Nö. Kulturber. 6/1984, 12f.;
  • Neue Kronen-Ztg. 15. 1. 1983 (Beilage über F.-F.-Mus.).