Eugenie Schwarzwald

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Daten zur Person
Personenname Schwarzwald, Eugenie
Abweichende Namensform Schwarzwald, Genia; Nußbaum, Eugenie, Nussbaum, Eugenie
Titel Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 15004
GND 118763075
Wikidata
Geburtsdatum 4. Juli 1872
Geburtsort Polupanowka bei Tarnopol, Galizien
Sterbedatum 7. August 1940
Sterbeort Zürich
Beruf Germanistin, Pädagogin, Schulreformerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Franziskanerplatz 5 (Wirkungsadresse)
  • 1., Herrengasse 10 (Wirkungsadresse)
  • 8., Josefstädter Straße 68 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Eugenie Schwarzwald, * 4. Juli 1872 Polupanowka bei Tarnopol (Galizien), † 7. August 1940 Zürich, Germanistin, Pädagogin, Schulreformerin, Pionierin der Mädchenbildung.

Biographie

Eugenie Schwarzwald, geborene Nußbaum, maturierte in Czernowitz und studierte von 1895 bis 1900 Philosophie und Literatur an der Universität Zürich, als an österreichischen Universitäten Frauen noch nicht zum Studium zugelassen waren. 1900 ließ sie sich in Wien nieder und heiratete im Dezember desselben Jahres Hermann Schwarzwald.

1901 übernahm sie von Eleonore Jeiteles das Mädchenlyzeum 1 am Franziskanerplatz 5 und erweiterte dieses allmählich zu einem Schulzentrum (Volksschule, Gymnasial- und allgemeine Fortbildungskurse). Ab 1911 führte sie die Schule als achtklassiges Mädchenrealgymnasium (ab 1913: 1. Bezirk, Herrengasse 10/Wallnerstraße 9); es war dies die erste Schule in Österreich, an der Mädchen maturieren konnten. Da ihre Befugnis zur Leitung der Schule 1904 nicht verlängert worden war, musste sie bis 1938 die Direktion offiziell anderen überlassen.

Die Grundideen der Pädagogik Schwarzwalds waren Gewaltfreiheit und Kreativitätsförderung. Insbesondere die Förderung von Mädchen und jungen Frauen war ihr ein Anliegen. Sie stand mit Maria Montessori in Kontakt und es gelang ihr, namhafte Persönlichkeiten als Lehrer an ihrem Mädchengymnasium zu verpflichten: Oskar Kokoschka für Zeichnen, Adolf Loos für Architektur, Arnold Schönberg und Egon Wellesz für Musik, Hans Kelsen für Soziologie (möglicherweise auch für Volkswirtschaftslehre) und Otto Rommel für Literatur. Letzterer war von 1916 bis 1919 auch Direktor der Schwarzwaldschen Mädchenmittelschulen.

Die Wohnung des Ehepaars Schwarzwald im 8. Bezirk war Treffpunkt junger Talente, die später zu bekannten Künstlerinnen aufstiegen, sowie von Persönlichkeiten des Kulturlebens, wie beispielsweise Elias Canetti, Adolf Loos, Robert Musil und Arnold Schönberg; in ihren Sommerkolonien trafen sich unter anderem Popper, Wassermann und Carl Zuckmayer.

Während des Ersten Weltkriegs richtete Eugenie Schwarzwald Gemeinschaftsküchen (beispielsweise den Akazienhof), Tagesheime, Land- und Ferienheime für Kinder und Erwachsene ein. 1938 kehrte sie von einer Vortragsreise in Dänemark nicht mehr nach Wien zurück, sondern emigrierte in die Schweiz. Die Nationalsozialisten verkauften ihren gesamten Besitz, die Schule wurde gesperrt und die meisten Schülerinnen und ErzieherInnen emigrierten beziehungsweise wurden vertrieben. Seit 2011 ist der Eugenie-Schwarzwald-Weg nach der Philanthropin benannt.

Quelle

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 3025 f.
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 38, 53, 81
  • Deborah Holmes: Langeweile ist Gift. Das Leben der Eugenie Schwarzwald. St. Pölten: Residenz-Verlag 2012
  • Elisabeth Sifkovits: Eugenie Schwarzwald, Mädchenbildung, Koedukation und die Vermittlung der Kultur der Moderne. Diss. Univ. Graz. Graz 2010
  • Renate Seebauer: Frauen, die Schule machten. Wien: LIT 2007, S. 72–94
  • Renate Göllner: Kein Puppenheim. Genia Schwarzwald und die Emanzipation. Frankfurt am Main / Wien: Lang 1999
  • Robert Streibel [Hg.]: Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis. Wien: Picus-Verlag 1996
  • Beatrix Schiferer: Vorbilder. Kreative Frauen in Wien 1750-1950. Wien: Verband Wiener Volksbildung 1994, S. 81 ff.
  • Die Presse, Spectrum, 05.11.1994
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Rathaus-Korrespondenz, 13.01.1989
  • H. Deichmann: Leben mit provisorischer Genehmigung. Leben, Werk und Exil von Dr. Eugenie Schwarzwald (1872–1940). Eine Chronik. Berlin: Guthmann-Peterson 1988
  • Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund 100 (1984), S. 16 ff. (Akazienhof)
  • Das jüdische Echo 9 (1983), S. 113 ff.
  • Josef Fraenkel: The Jews of Austria. London: Vallentine 1967, S. 109
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929

Links