Erste Hochquellenleitung: Unterschied zwischen den Versionen

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Bereits am 12. November 1862 war im Gemeinderat eine aus 12 Mitgliedern bestehende Wasserversorgungskommission gebildet worden, welche sich intensiv mit der Suche nach einer möglichen Bezugsquelle befasste. Für die Versorgung der Leitung wurden zunächst die Fischa-Dagnitz-Quellen mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt. Da aber die Höhenlage dieser Quellen es nicht ermöglicht hätte, das Wasser ohne Betrieb einer Pumpanlage auch in den höher gelegenen Gebieten der Stadt bis in die obersten Stockwerke zu leiten, verwarf man die Idee wieder. Auch eine Mögliche Einleitung der Alta-Quelle bei Pitten wurde nicht weiter verfolgt, da sich die Wassermenge als ungenügend erwies. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich immer mehr auf die Quellen im Bereich von Schneeberg und Rax: auf den Kaiserbrunnen im Höllental und auf die Stixensteinerquelle.
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Bereits 1860 begann das [[Stadtbauamt]] mit Vorerhebungen und Studien zum Ausbau der Wasserversorgung Wiens. Am 21. Mai wurde im neu konstituierten Gemeinderat ein Antrag auf Anlegung einer neuen Wasserleitung aus der Gegend zwischen [[Hütteldorf]] und [[Mariabrunn]] eingebracht. Im Juli des selben Jahres diskutierte der Gemeinderat über die dringend notwendige Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung. Am 31. Juli 1861 überreichte das Stadtbauamt die Ergebnisse der genannten Vorstudien zur Wasserversorgung in Form einer Denkschrift dem Gemeinderat. Diese sollte zum Grundlegenden Dokument werden.
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Am 12. November 1862 war im Gemeinderat eine aus 12 Mitgliedern bestehende Wasserversorgungskommission gebildet worden, welche sich intensiv mit der Suche nach einer möglichen Bezugsquelle befasste. Für die Versorgung der Leitung wurden zunächst die Fischa-Dagnitz-Quellen mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt. Da aber die Höhenlage dieser Quellen es nicht ermöglicht hätte, das Wasser ohne Betrieb einer Pumpanlage auch in den höher gelegenen Gebieten der Stadt bis in die obersten Stockwerke zu leiten, verwarf man die Idee wieder. Auch eine Mögliche Einleitung der Alta-Quelle bei Pitten wurde nicht weiter verfolgt, da sich die Wassermenge als ungenügend erwies. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich immer mehr auf die Quellen im Bereich von Schneeberg und Rax: auf den Kaiserbrunnen im Höllental und auf die Stixensteinerquelle.
 
   
 
   
 
Eduard Suess, der seit 1863 ebenfalls an den Sitzungen der Kommission teilgenommen hatte, führte in den genannten Gebieten umfassende Erhebungen durch, auf deren Grundlage er dem Wiener Gemeinderat im Mai 1864 einen Bericht vorlegte. Das Ergebnis war, dass die Hereinleitung des Wassers aus dem über 100 Kilometer entfernten Kaiserbrunnen im Rax-Schneeberg-Gebiet für die Wasserversorgung Wiens die beste Lösung war: die Vereinigung der drei Quellen Kaiserbrunn, Stixenstein und Alta lieferte nicht nur eine genügende Wassermenge, auch die Baukosten waren geringer als jene einer möglichen Zuleitung der Fischa-Dagnitz. Am 12. Juli 1864 erteilte der Gemeinderat die Zustimmung zu dem Projekt.   
 
Eduard Suess, der seit 1863 ebenfalls an den Sitzungen der Kommission teilgenommen hatte, führte in den genannten Gebieten umfassende Erhebungen durch, auf deren Grundlage er dem Wiener Gemeinderat im Mai 1864 einen Bericht vorlegte. Das Ergebnis war, dass die Hereinleitung des Wassers aus dem über 100 Kilometer entfernten Kaiserbrunnen im Rax-Schneeberg-Gebiet für die Wasserversorgung Wiens die beste Lösung war: die Vereinigung der drei Quellen Kaiserbrunn, Stixenstein und Alta lieferte nicht nur eine genügende Wassermenge, auch die Baukosten waren geringer als jene einer möglichen Zuleitung der Fischa-Dagnitz. Am 12. Juli 1864 erteilte der Gemeinderat die Zustimmung zu dem Projekt.   

Version vom 31. März 2023, 11:26 Uhr

Plan des Leitungsnetzes und der Wasserbehälter der Ersten Hochquellenleitung (1876)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges Bauwerk
Datum von 24. Oktober 1873
Datum bis
Andere Bezeichnung 1. Wiener Hochquellenleitung, 1. Wiener Hochquellenwasserleitung, 1. Wiener Hochquellleitung
Frühere Bezeichnung Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 18248
GND 4804931-1
WikidataID Q20826111
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Wasserversorgung, Wasser
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Erste Hochquellenleitung.jpg
Bildunterschrift Plan des Leitungsnetzes und der Wasserbehälter der Ersten Hochquellenleitung (1876)

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Die Erste Hochquellenleitung (bis 21. April 1922: erste Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung), ist ein Teil der Wiener Wasserversorgung. Die 1873 eröffnete, 95 Kilometer lange Leitung kostete 16 Millionen Gulden und ermöglichte erstmals die flächendeckende Versorgung Wiens mit einwandfreiem Trinkwasser. Sie wurde deshalb zum Symbol für die Befreiung von Wassernot und Seuchengefahr. Sie ist eine reine Gravitationsleitung, was bedeutet, dass das Wasser nur durch Schwerkraft befördert wird.

Durch die Einleitung weiterer Wasserfassungen beträgt die Gesamtlänge der Ersten Hochquellenleitung heute 150 Kilometer. Sie fördert 220 Millionen Liter täglich aus dem Rax, Schneeberg-, Schneealpengebiet nach Wien.

Hintergrund

Da die bestehenden Wasserleitungen, wie zum Beispiel die Albertinische- oder die Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung nach der Eingemeindung der Vorstädte (1850) für den Bedarf der Großstadt Wien nicht ausreichten, beschloss der Gemeinderat nach langjährigen Beratungen am 12. Juli 1868 über Anregung des Geologen Eduard Suess und aufgrund eines starken persönlichen Engagements von Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Cajetan Felder, eine neue Wasserleitung zu errichten. Das Wasser sollte bevorzugt aus dem Hochquellengebiet zugeleitet und nicht aus der Donau filtriert werden (wie dies bei der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung geschehen war), obwohl sich Skeptiker gegen eine solche Trassierung ausgesprochen hatten. Wurden bis dahin 20.000 Kubikmeter Wasser am Tag gefördert, so sollte nun eine tägliche Wassermenge von 138.000 Kubikmeter bestes Gebirgsquellwasser zur Stadt geführt werden.

Planung

Bereits 1860 begann das Stadtbauamt mit Vorerhebungen und Studien zum Ausbau der Wasserversorgung Wiens. Am 21. Mai wurde im neu konstituierten Gemeinderat ein Antrag auf Anlegung einer neuen Wasserleitung aus der Gegend zwischen Hütteldorf und Mariabrunn eingebracht. Im Juli des selben Jahres diskutierte der Gemeinderat über die dringend notwendige Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung. Am 31. Juli 1861 überreichte das Stadtbauamt die Ergebnisse der genannten Vorstudien zur Wasserversorgung in Form einer Denkschrift dem Gemeinderat. Diese sollte zum Grundlegenden Dokument werden.

Am 12. November 1862 war im Gemeinderat eine aus 12 Mitgliedern bestehende Wasserversorgungskommission gebildet worden, welche sich intensiv mit der Suche nach einer möglichen Bezugsquelle befasste. Für die Versorgung der Leitung wurden zunächst die Fischa-Dagnitz-Quellen mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt. Da aber die Höhenlage dieser Quellen es nicht ermöglicht hätte, das Wasser ohne Betrieb einer Pumpanlage auch in den höher gelegenen Gebieten der Stadt bis in die obersten Stockwerke zu leiten, verwarf man die Idee wieder. Auch eine Mögliche Einleitung der Alta-Quelle bei Pitten wurde nicht weiter verfolgt, da sich die Wassermenge als ungenügend erwies. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich immer mehr auf die Quellen im Bereich von Schneeberg und Rax: auf den Kaiserbrunnen im Höllental und auf die Stixensteinerquelle.

Eduard Suess, der seit 1863 ebenfalls an den Sitzungen der Kommission teilgenommen hatte, führte in den genannten Gebieten umfassende Erhebungen durch, auf deren Grundlage er dem Wiener Gemeinderat im Mai 1864 einen Bericht vorlegte. Das Ergebnis war, dass die Hereinleitung des Wassers aus dem über 100 Kilometer entfernten Kaiserbrunnen im Rax-Schneeberg-Gebiet für die Wasserversorgung Wiens die beste Lösung war: die Vereinigung der drei Quellen Kaiserbrunn, Stixenstein und Alta lieferte nicht nur eine genügende Wassermenge, auch die Baukosten waren geringer als jene einer möglichen Zuleitung der Fischa-Dagnitz. Am 12. Juli 1864 erteilte der Gemeinderat die Zustimmung zu dem Projekt.

Bau und Erweiterungen

Nachdem der Kaiserbrunnen und die Stixensteinquelle in den Besitz der Stadt Wien gelangt war, wurde am 22. Juli 1866 der Baukonsens für die Wasserleitung erwirkt. Ein Jahr später konnten die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Den Zuschlag erhielt der Bauunternehmer Antonio Gabrielli aus London, der sich freiwillig dazu verpflichtete, von allen Verdienstbeträgen so lange 1 Prozent zurückzustellen, bis 100.000 Gulden zur Errichtung eines Brunnens zusammengekommen waren. Mit dieser Summe wurde später der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz gebaut.

Am 6. Dezember 1869 wurde die erste Sprengung vollzogen. Vertragsgemäß sollte der Bau in vier Jahren, also bis 1874, vollendet sein, konnte aber bereits ein Jahr früher beendet werden. Angesichts der Tatsache, dass Wien ab 1872 von einer Choleraepidemie bedroht wurde und noch dazu die Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung ihren Dienst versagte, kam die Fertigstellung der Hochquellenleitung gerade zur rechten Zeit. Die feierliche Eröffnung der Hochquellenleitung fand am 24. Oktober 1873 beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz durch Kaiser Franz Joseph I. statt.

Der noch immer steigende Bedarf erforderte ab 1878 die Einbeziehung neuer Quellen, die Anlage eines Schöpfwerks bei Pottschach und die Vergrößerung der wasserspeichernden Reservoirs. Die Quellen oberhalb des Kaiserbrunnens wurden 1886-1897 angeschlossen. Um mit dem Hochquellenwasser zu sparen, legte die Gemeinde im Anschluss an die von der Compagnie des Eaux de Vienne geschaffene Wientalwasserleitung (nicht flächendeckende) Nutzwasserleitungen an.

1965 wurde das gesamte Rax-Schneeberg-Schneealpenmassiv zum Wasserschutzgebiet erklärt. Ab Dezember 1988 kam zu den bestehenden Quellen die Einleitung der Pfannbauernquelle - aus dem Aschbachtal an der Mariazeller Bundesstraße - in das Leitungsnetz der Ersten Hochquellenleitung hinzu. Entlang wurden 30 Aquädukte und sonstige Talquerungen errichtet. Mit 42 Bögen überspannt ein rund 700 Meter langes und 28 Meter hohes Aquädukt das Helenental im Bereich der Stadt Baden. Zwischen 2012 und 2015 wurde das Aquädukt umfassend renoviert. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 7,9 Millionen Euro.

Literatur

  • Josef Donner: "Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ..." . Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: NORKA Verl. [1990], S. 40 ff.
  • Josef Donner: Wiener Wasser - Eine Dokumentation. Veröffentlicht in 19 Folgen Wien Aktuell Heft 41 (1973) bis Heft 9 (1974)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 58 ff.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anlässlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 17.10.1973 und 20.11.1985
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 41, 54, 66, 284
  • Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1740-1895. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 1), Register
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 574 ff.
  • Alfred Drennig: Die I. Wiener Hochquellenwasserleitung. Festschrift aus Anlaß der 100-Jahr-Feier am 24. Oktober 1973. Wien: Jugend & Volk 1973
  • Wasser und Wein: 1. Wiener Hochquellenwasserleitung, in: Weinpresse für Weinfreunde und Genießer 6/2017 hrsg. Heurigen Schloßberg GmbH, Bad Vöslau