Ernst Rüdiger Starhemberg (Graf)

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Daten zur Person
Personenname Starhemberg, Ernst Rüdiger
Abweichende Namensform
Titel Graf
Geschlecht männlich
PageID 16294
GND
Wikidata
Geburtsdatum 12. Jänner 1638
Geburtsort Graz
Sterbedatum 4. Jänner 1701
Sterbeort Wieden
Beruf Feldmarschall
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.09.2013 durch WIEN1.lanm08w07
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Schottenkirche

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • 1. Gattin Helene DorotheaDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Gattin Josefa Gräfin JörgerDie Verwendung von „2. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Starhemberg Ernst Rüdiger Graf * 12. Jänner 1638 Graz, † 7. Juni 1701 Wieden (laut Totenbeschauprotokoll: Freihaus [4]; Schottenkirche [ursprüngliche Bestattung unter dem Sebastianaltar, seit 1856 in der Gruft neben dem Sarg von Abt S. Schultes; bei der Neugestaltung der Gruft 1901 wurde um den Kupfersarg von Dombaumeister August Kirstein ein Schmiedeeisengitter errichtet; Grabdenkmal von Johann Emanuel Fischer von Erlach, um 1725), Feldmarschall, erste Gattin (1660) Helene Dorothea († 19. Dezember 1688 [Augustinerkirche]), Tochter des Heinrich Wilhelm Graf Strahemberg (aus anderer Linie), zweite Gattin (1689) Josefa Gräfin Jörger (nachmals [1707] Gattin seines Halbbruders Gundacker Thomas Graf Starhemberg; † 1745), Sproß eines uralten Adelsgeschlechts (Starhemberg, Familie), Sohn des Konrad Balthasar von Starhemberg (aus erster Ehe). Studierte bei den Jesuiten, trat nach der damals üblichen Bildungsreise in den Hofdienst, fungierte bei der Krönung Leopolds I. in Frankfurt am Main als Kämmerer, widmete sich sodann dem Verwaltungdienst und wirkte als Landrat. Seine Neigung führte ihn zur militärischen Laufbahn; er machte die Belagerung von Stettin mit (1659), kämpfte in den Türkenkriegen unter Montecuccoli (wobei er sich besonders 1664 in der Schlacht bei St. Gotthard-Mogersdorf auszeichnete) sowie auf anderen Kriegsschauplätzen und wurde rasch befördert: er wurde 1667 Regimentskommandant, 1668 Oberst (Einsatz auf Kreta), 1669 Kommandant der Festung Tokaj (Ungarn; während der Magnatenverschwörung 1670 vorübergehend von Räkoczi gefangen), 1674 Generalfeldwachtmeister, 1675 Feldmarschallleutnant, 1680 Wiener Stadtkommandant und Oberst der Stadtguardia, 1682 Feldzeugmeister. 1683 zunächst Kommandant der Festung Raab (Györ), übernahm er am 7. Juli 1683 das Oberkommando in der Haupt- und Residenzstadt Wien, deren erfolgreiche Verteidigung den Höhepunkt seines Lebens bildete (Verwundungen am 15. Juli und 25. Juli). Am 9. Juli 1683 traf Stahremberg mit seiner Kavallerie in Wien ein, wo dann rund 13.000 Mann reguläre Truppen und 8.000 Freiwillige, der waffenfähigen Bürger-, Studenten- und Handwerkermilizen 280.000 Türken unter Großwesir Kara Mustapha gegenüberstanden. Stahremberg ließ die Vorstädte niederbrennen, organisierte die Verproviantierung und die Versorgung mit Munition und setzte so die Stadt in volle Verteidigungsbereitschaft. Mit eiserner Strenge hielt er die Disziplin aufrecht und hob durch sein persönliches Beispiel den Mut der Verteidiger. Trotz mehrfacher Verwundungen und einer Ruhrerkrankung inspizierte Stahremberg neben seinen sonst, dienstlichen Verpflichtungen als Mitglied der Regierungsbehörde bei Tag und Nacht die Wälle und Minen und verbrachte die übrige Zeit in der Turmstube des Stephansdoms, um die strategischen Bewegungen des Feindes beobachten und rasch Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Zwei Monate lang verteidigte Stahremberg die Stadt, die allerdings trotz der heroischen Abwehr der feindlichen Umklammerung erlegen wäre, hätte nicht am 12. September das aus kaiserlichen, polnischen, bayrischen und sächsischen Truppen bestehende Entsatzheer unter König Jan III. Sobieski vom Kahlenberg herab angegriffen und das türkische Heer in die Flucht geschlagen. Stagrembergs Verdienste wurden durch zahlreiche Ehrungen und wertvolle Geschenke belohnt (unter anderem Feldmarschall, Ritter vom goldenen Vlies und Geheimer Staats- und Konferenzminister; ab 1686 Vizepräsidentident, ab 1591 Präsident, des Hofkriegsrats; er durfte den Stephansturm im Wappen führen und erhielt von Papst Innozenz XI. ein eigenhändige Breve, in dem dieser ihm den Dank des christlichen Abendlands aussprach). Schon am 25. September 1683 verfolgte Stahremberg als Kommandant der kaislichen Infanterie den flüchtenden Feind nach Ungarn, wurde dann 1686 bei der Belagerung von Ofen schwer verwundet und nach Wien zurückberufen. Er wohnte in dem ab 1661 im Besitz der Familie befindlichen Stadtpalais (1, Minoritenplatz 5), erwarb aber 1685 auch die Herrschaft Engelhartstetten (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich) und ließ dort 1693/1694 von Johann Bernhard Fischer von Erlach das Jagdschloß Niederweiden erbauen (das 1726 an Prinz Eugen verkauft wurde). Als Präsident des Hofkriegsrats ernannt, führte er verschiedene Heeresreformen durch (unter anderem gelang ihm die Schaffung eines stehenden Heers), arbeitete ein Verpflegungsreglement aus und setzte die Ernennung Prinz Eugens zum Oberfeldherrn durch. Nach dem Karlowitzer Frieden (1699) wurden die Verhandlungen mit dem türkischen Großbotschafter Ibrahim Pascha 1700 bei Stahremberg in Wien zum Abschluß gebracht. Standbild (von Franz Erler) im Festsaal des Rathauses; Statue über dem Gesims des Mittelrisalits des Erzherzog-Ludwig-Viktor-Palais; Reiterstatue auf dem ehemaligen Türkenbefreiungsdenkmal im Stephansdom. Graf-Starhemberg-Gasse, Rüdigergasse, Starhemberg-Bank, Starhembergdenkmal, Starhemberggasse.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 3: S-Z. Register. München: A. Francke 1975; S. 2730
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Register zu den Nachträgen in Wurzbachs "Biographischem Lexikon des Kaiserthums Österreich". Wien 1923
  • Wolfgang J. Bandion: Enst Rüdiger Graf Stahremberg. In: Festschrift 60 Jahre Katholische Österreichische Landsmannschaft Stahremberg 1933-93. 1993, S. 15 ff.
  • Georg Heilingsetzer: Ernst Rüdiger Graf Stahremberg. Inkarnation einer Bewährung. In: Robert Waissenberger [Hg.], Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. Salzburg 1982, S. 231 ff.
  • Karl Krabieka [Hg.]: Ist Stahremberg in Vösendorf gestorben?. In: dsbe. [Hg.]: Was Heimat ist und Vaterland - Vösendorf. Vösendorf 1969, S. 80 ff.
  • A. Thürheim: Feldmarschall Ernst Rüdiger von Stahremberg. 1882