Ernst Martin Benedikt: Unterschied zwischen den Versionen

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Ernst Martin Benedikt (Pseudonym Erich Major), * 20. Mai 1882 Wien, † 28. Dezember 1973 Wien, Journalist (Herausgeber und Chefredakteur der [[Neue Freie Presse|Neuen Freien Presse]]).
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==Biografie==
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Der Sohn des einflussreichen Journalisten [[Moriz Benedikt (Journalist)|Moriz Benedikt]] und dessen Ehefrau Adele besuchte das Gymnasium in der [[Wasagasse]], wo unter anderen [[Stefan Zweig]] zu seinen Mitschülern zählte. Wenngleich künstlerisch und vor allem musikalisch begabt – er war Klavierschüler [[Theodor Leschetitzky|Theodor Leschetizkys]] – studierte Ernst Benedikt auf Wunsch seines Vater Rechtswissenschaften an der [[Universität Wien]]. 1906, ein Jahr nach dem unerwarteten Tod seines älteren Bruders, Karl Benedikt (1877–1905), trat Ernst Benedikt als Redakteur in die [[Neue Freie Presse]] ein. Nach dem Tod des Vaters 1920 übernahm er die Chefredaktion. Ernst Benedikt betätigte sich zudem schriftstellerisch ("Die Quellen des künstlerischen Schaffens", 1913) und schrieb auch Artikel für in- und ausländische Zeitungen (Pester Lloyd, Basler Nationalzeitung, Prager Tagblatt).
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Ab 1913 war er mit Irma Benedikt (1879–1969), der Tochter des Schauspielers, Dramaturgen und politischen Journalisten Alexander (Sándor) Rosen (1843–1910) und der finnlandschwedischen Schauspielerin Bertha Adèle Pipping (1849–1908) verheiratet. Irma Benedikt beherrschte neben Deutsch daher auch Schwedisch. Das paar hatte vier Töchter, [[Gerda Corvin|Gerda]] (1915–1970), [[Anna Sebastian|Frieda]] (1916–1953), [[Ilse Benedikt|Ilse]] (1918–1969) und [[Susanne Ovadia|Susanne]] (1923–2014).
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Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] machte Ernst Benedikt durch Interviews mit großen Politikern auf sich aufmerksam (Masaryk, Lord Baldwin, Hoover). 1934 legte er die Chefredaktion nieder, widmete sich fortan der Schriftstellerei (Karl Joseph Fürst von Ligne, 1936; Kaiser Joseph II., 1936) und war 1937/1938 Dozent an der Österreichischen Presseakademie. Nachdem er im November 1938 mehrer Tage lang von der [[Gestapo]] festgehalten und misshandelt wurde, flüchtete Benedikt mit seiner Ehefrau über Großbritannien nach Schweden, wo es Unterstützung durch die Herkunftsfamilie Irma Benedikts gab. Das Ehepaar traf im Juni 1939 in Stockholm ein, die Töchter befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits im sicheren Ausland. Das Vermögen der Familie wurde beschlagnahmt und das Haus in der Himmelstraße arisiert. Ab 1940 war Ernst Benedikt Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen (in denen er Beiträge über österreichische Dichtung und den Zionismus veröffentlichte) und zeitweise Vorstandsmitglied der "Österreichischen Vereinigung in Schweden" unter [[Bruno Kreisky]] sowie Redakteur ihres Organs "Österreichische Information". Unter dem Pseudonym Ernst Martin betätigte er sich als Maler (Ausstellungen in Stockholm, Kopenhagen, London und so weiter). 1946 wurde Benedikt Korrespondent der "Presse" in Stockholm. 1963 kehrt das bereits hochbetagte Ehepaar Benedikt nach Wien zurück und lebt in sehr bescheidenen Verhältnissen, auf die finanzielle Unterstützung der Töchter angewiesen. Die letzten Lebensjahre, nach dem Tod seiner Ehefrau, verlebt Ernst Benedikt im Altersheim für Künstler ("Künstler helfen Künstlern") in Baden bei Wien. Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich (1960); Mitglied bedeutender Vereinigungen (Österreichisches PEN-Zentrum).
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==Quellen==
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* [http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++00046398advfoto#Stueck__00046398advfoto Wiener Stadt- und Landesarchiv, Fotosammlung Schmutzer, FC.15000/2/2 - Ernst Benedikt (1914)]
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*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15924000 Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Ernst Martin Benedikt]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/name/view/3799998 Wienbibliothek Digital: Ernst Martin Benedikt]
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== Literatur ==
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*Ernst Strouhal: Vier Schwestern. Fernes Wien, fremde Welt. Wien: Paul Szolnay Verlag 2022
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*Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
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*Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
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*Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969
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*Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
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*Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
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*Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
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Ernst Martin Benedikt im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,118851039 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].

Version vom 19. September 2023, 23:19 Uhr

Daten zur Person
Personenname Benedikt, Ernst Martin
Abweichende Namensform Major, Erich
Titel Dr. jur.
Geschlecht männlich
PageID 8555
GND 118851039
Wikidata Q1348810
Geburtsdatum 20. Mai 1882
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 28. Dezember 1973
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Journalist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus, Österreichische Nationalbibliothek
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 7. Jänner 1974
Friedhof Friedhof Grinzing
Grabstelle Gruppe 8, Reihe 3, Nummer 10
  • 19., Obersteinergasse 18-24 (Sterbeadresse)
  • 19., Grinzinger Allee 52 (Letzte Wohnadresse)
  • 19., Himmelstraße 55 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Chefredakteur d.Neuen Freien Presse (1920 bis 1935)

Ernst Martin Benedikt (Pseudonym Erich Major), * 20. Mai 1882 Wien, † 28. Dezember 1973 Wien, Journalist (Herausgeber und Chefredakteur der Neuen Freien Presse).

Biografie

Der Sohn des einflussreichen Journalisten Moriz Benedikt und dessen Ehefrau Adele besuchte das Gymnasium in der Wasagasse, wo unter anderen Stefan Zweig zu seinen Mitschülern zählte. Wenngleich künstlerisch und vor allem musikalisch begabt – er war Klavierschüler Theodor Leschetizkys – studierte Ernst Benedikt auf Wunsch seines Vater Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 1906, ein Jahr nach dem unerwarteten Tod seines älteren Bruders, Karl Benedikt (1877–1905), trat Ernst Benedikt als Redakteur in die Neue Freie Presse ein. Nach dem Tod des Vaters 1920 übernahm er die Chefredaktion. Ernst Benedikt betätigte sich zudem schriftstellerisch ("Die Quellen des künstlerischen Schaffens", 1913) und schrieb auch Artikel für in- und ausländische Zeitungen (Pester Lloyd, Basler Nationalzeitung, Prager Tagblatt).

Ab 1913 war er mit Irma Benedikt (1879–1969), der Tochter des Schauspielers, Dramaturgen und politischen Journalisten Alexander (Sándor) Rosen (1843–1910) und der finnlandschwedischen Schauspielerin Bertha Adèle Pipping (1849–1908) verheiratet. Irma Benedikt beherrschte neben Deutsch daher auch Schwedisch. Das paar hatte vier Töchter, Gerda (1915–1970), Frieda (1916–1953), Ilse (1918–1969) und Susanne (1923–2014).

Nach dem Ersten Weltkrieg machte Ernst Benedikt durch Interviews mit großen Politikern auf sich aufmerksam (Masaryk, Lord Baldwin, Hoover). 1934 legte er die Chefredaktion nieder, widmete sich fortan der Schriftstellerei (Karl Joseph Fürst von Ligne, 1936; Kaiser Joseph II., 1936) und war 1937/1938 Dozent an der Österreichischen Presseakademie. Nachdem er im November 1938 mehrer Tage lang von der Gestapo festgehalten und misshandelt wurde, flüchtete Benedikt mit seiner Ehefrau über Großbritannien nach Schweden, wo es Unterstützung durch die Herkunftsfamilie Irma Benedikts gab. Das Ehepaar traf im Juni 1939 in Stockholm ein, die Töchter befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits im sicheren Ausland. Das Vermögen der Familie wurde beschlagnahmt und das Haus in der Himmelstraße arisiert. Ab 1940 war Ernst Benedikt Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen (in denen er Beiträge über österreichische Dichtung und den Zionismus veröffentlichte) und zeitweise Vorstandsmitglied der "Österreichischen Vereinigung in Schweden" unter Bruno Kreisky sowie Redakteur ihres Organs "Österreichische Information". Unter dem Pseudonym Ernst Martin betätigte er sich als Maler (Ausstellungen in Stockholm, Kopenhagen, London und so weiter). 1946 wurde Benedikt Korrespondent der "Presse" in Stockholm. 1963 kehrt das bereits hochbetagte Ehepaar Benedikt nach Wien zurück und lebt in sehr bescheidenen Verhältnissen, auf die finanzielle Unterstützung der Töchter angewiesen. Die letzten Lebensjahre, nach dem Tod seiner Ehefrau, verlebt Ernst Benedikt im Altersheim für Künstler ("Künstler helfen Künstlern") in Baden bei Wien. Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich (1960); Mitglied bedeutender Vereinigungen (Österreichisches PEN-Zentrum).

Quellen

Literatur

  • Ernst Strouhal: Vier Schwestern. Fernes Wien, fremde Welt. Wien: Paul Szolnay Verlag 2022
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
  • Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929


Ernst Martin Benedikt im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.