Ernst Epstein: Unterschied zwischen den Versionen

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Ernst Epstein, * 4. Jänner 1881 Wien, † 21. Mai 1938 Wien, Architekt und Baumeister. Sohn eines jüdischen Unternehmers, maturierte er 1900 an der Staatsgewerbeschule. Nach mehreren Praxisjahren absolvierte er 1906 die Baumeisterprüfung. Epstein gründete ein eigenes Baumeisterbüro, das er überaus erfolgreich führte. 1924 schloss er die Ehe mit Melanie Hugel, geb. König. Die Ehe blieb kinderlos.  
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Ernst Epstein, * 4. Jänner 1881 Wien, † 21. Mai 1938 Wien, Architekt und Baumeister.
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==Biografie==
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Sohn eines jüdischen Unternehmers, maturierte er 1900 an der Staatsgewerbeschule. Nach mehreren Praxisjahren absolvierte er 1906 die Baumeisterprüfung. Epstein gründete ein eigenes Baumeisterbüro, das er überaus erfolgreich führte. 1924 schloss er die Ehe mit Melanie Hugel, geborene König. Die Ehe blieb kinderlos.  
  
In einigen Fällen erwarb er selbst Grundstücke, die er dann als Architekt und Baumeister verwertete. Sein architektonisches Schaffen, das stilistisch sehr vielfältig ist, umfasste Privat- und Geschäftshäuser ([[Römerhof]], [[Paulanerhof]]) sowie mehrere Industrieobjekte  ([[Bothe & Ehrmann]], [[Kapsch]], Strickwarenfabrik Glaser, Textilfabrik [[Bernhard Altmann]]) in Wien. Insgesamt konnte Ernst Epstein rund 100 Gebäude in Wien errichten, von welchen die meisten erhalten geblieben sind. Seine Bauten greifen zum Teil den sezessionistischen, neoklassizistischen oder in einigen Fällen sogar biedermeierlichen Formenkanon auf, wobei Epstein stets auf harmonische Durchbildung des gesamten Baues und eine ästhetische Rezeption der Umgebungsbauten anstrebt.  
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Sein architektonisches Schaffen, das stilistisch sehr vielfältig ist, umfasste Privat- und Geschäftshäuser ([[Römerhof]], [[Paulanerhof]]) sowie mehrere Industrieobjekte  ([[Bothe & Ehrmann]], [[Kapsch]], Strickwarenfabrik Glaser, Textilfabrik [[Bernhard Altmann]]) in Wien. Insgesamt konnte Ernst Epstein rund 100 Gebäude in Wien errichten, von welchen die meisten erhalten geblieben sind. Seine Bauten greifen zum Teil den sezessionistischen, neoklassizistischen oder in einigen Fällen sogar biedermeierlichen Formenkanon auf, wobei Epstein stets auf harmonische Durchbildung des gesamten Baues und eine ästhetische Rezeption der Umgebungsbauten anstrebt.  
  
 
1909 wurde er von Leopold Goldmann und Emanuel Aufricht, den Inhabern der Firma [[Goldman & Salatsch]] gemeinsam mit [[Adolf Loos]] und sieben anderen Architekten zu einem beschränkten Wettbewerb für die Errichtung eines neuen Geschäftshauses eingeladen. Obwohl Loos anfangs ablehnte, konnte er letztlich zur Planverfassung bewogen werden. Ernst Epstein stand ihm als Mitarbeiter und Bauführer zur Seite. Zeitgleich entstand, ausgelöst durch die vertragliche Bindung von Loos und Ernst Epstein, das Wohnhaus für Leopold Goldmann in der [[Hardtgasse]]
 
1909 wurde er von Leopold Goldmann und Emanuel Aufricht, den Inhabern der Firma [[Goldman & Salatsch]] gemeinsam mit [[Adolf Loos]] und sieben anderen Architekten zu einem beschränkten Wettbewerb für die Errichtung eines neuen Geschäftshauses eingeladen. Obwohl Loos anfangs ablehnte, konnte er letztlich zur Planverfassung bewogen werden. Ernst Epstein stand ihm als Mitarbeiter und Bauführer zur Seite. Zeitgleich entstand, ausgelöst durch die vertragliche Bindung von Loos und Ernst Epstein, das Wohnhaus für Leopold Goldmann in der [[Hardtgasse]]
  
Obwohl Ernst Epstein selbst keinen Anteil an der Errichtung von Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien in der Zeit des [[Rotes Wien|Roten Wien]] hatte, so rezipierte er diese Bauten sehr wohl in seinen späten Miethäusern.  
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Obwohl Ernst Epstein selbst keinen Anteil an der Errichtung von Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien in der Zeit des [[Rotes Wien|Roten Wien]] hatte, so rezipierte er diese Bauten sehr wohl in seinen späten Miethäusern.
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Ernst Epstein verkehrte in einem ähnlichen künstlerischen Freundes- und Bekanntenkreis wie sein Cousin [[Karl Kraus]] und seine Cousine [[Marie Turnowsky]], zu dem auch Adolf Loos zählte.
  
Am Tag nach der Einführung der "Nürnberger Rassengesetze" schied er durch Selbstmord aus dem Leben. Die nationalsozialistische Stadtverwaltung ordnete die Beisetzung seines Leichnams auf dem israelitischen Teil des Zentralfriedhofes an, trotzdem Epstein schon 1903 aus der Kultusgemeinde ausgetreten war. Er hinterließ ein beträchtliches Privatvermögen von rund 800.000 Reichsmark, welches er seinen Brüdern hinterließ. Da diese bis zur endgültigen Abwicklung der Verlassenschaft im Jahr 1941 vor den Nazis bereits ins Ausland geflohen waren, konnten diese höchstwahrscheinlich nicht in ihr Erbe eintreten.  
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Am Tag nach der Einführung der "Nürnberger Rassengesetze" schied er durch Selbstmord aus dem Leben. Die nationalsozialistische Stadtverwaltung ordnete die Beisetzung seines Leichnams auf dem israelitischen Teil des Zentralfriedhofes an, trotzdem Epstein schon 1903 aus der [[Israelitische Kultusgemeinde|Kultusgemeinde]] ausgetreten war. Er hinterließ ein beträchtliches Privatvermögen von rund 800.000 Reichsmark, welches er seinen Brüdern hinterließ. Da diese bis zur endgültigen Abwicklung der Verlassenschaft im Jahr 1941 vor den Nazis bereits ins Ausland geflohen waren, konnten diese höchstwahrscheinlich nicht in ihr Erbe eintreten.  
  
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Das [[Jüdisches Museum|Jüdische Museum]] Wien widmete 2002 dem Architekten eine umfassende Ausstellung sowie einen Begleitband.
  
==Links==
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==Quellen==
* [http://www.architektenlexikon.at/de/109.htm Architektenlexikon: Ernst Epstein]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++2001fe9a-57ae-4ad3-b39b-723d78287092VERA#Stueck__2001fe9a-57ae-4ad3-b39b-723d78287092VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, A1.18242/1938: Totenbeschaubefund Grabanweisung: Epstein Ernst]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Epstein Wikipedia: Ernst Epstein]
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*[https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:AT-WBR-580204 Wienbibliothek Digital: Haus Phönix 1928–1929: Wien, IX. Alserplatz 3 – IX. Otto Wagnerplatz 5 / Architekt Ernst Epstein]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
* Karlheinz Gruber, Sabine Höller-Alber, Markus Kristan: Ernst Epstein. 1881-1938. Wien: Holzhausen 2002
 
* Karlheinz Gruber, Sabine Höller-Alber, Markus Kristan: Ernst Epstein. 1881-1938. Wien: Holzhausen 2002
 
* Ursula Prokop: Zum jüdischen Erbe in der Wiener Architektur. Der Beitrag jüdischer ArchitektInnen am Wiener Baugeschehen 1868-1938. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016
 
* Ursula Prokop: Zum jüdischen Erbe in der Wiener Architektur. Der Beitrag jüdischer ArchitektInnen am Wiener Baugeschehen 1868-1938. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016
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* [http://www.architektenlexikon.at/de/109.htm Architektenlexikon: Ernst Epstein]
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Epstein Wikipedia: Ernst Epstein]
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Ernst Epstein im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,124135900 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
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==Weblinks==
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* [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/name/view/4998702 Wienbibliothek Digital: Ernst Epstein]

Aktuelle Version vom 6. März 2024, 14:28 Uhr

Daten zur Person
Personenname Epstein, Ernst
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 42355
GND 124135900
Wikidata Q1324710
Geburtsdatum 4. Jänner 1881
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 21. Mai 1938
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Architekt, Baumeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Adolf Loos (Portal), Karl Kraus (Portal)
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 6.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum 31. Mai 1938
Friedhof Alter Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 19, Reihe 2, Nummer 95

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ernst Epstein, * 4. Jänner 1881 Wien, † 21. Mai 1938 Wien, Architekt und Baumeister.

Biografie

Sohn eines jüdischen Unternehmers, maturierte er 1900 an der Staatsgewerbeschule. Nach mehreren Praxisjahren absolvierte er 1906 die Baumeisterprüfung. Epstein gründete ein eigenes Baumeisterbüro, das er überaus erfolgreich führte. 1924 schloss er die Ehe mit Melanie Hugel, geborene König. Die Ehe blieb kinderlos.

Sein architektonisches Schaffen, das stilistisch sehr vielfältig ist, umfasste Privat- und Geschäftshäuser (Römerhof, Paulanerhof) sowie mehrere Industrieobjekte (Bothe & Ehrmann, Kapsch, Strickwarenfabrik Glaser, Textilfabrik Bernhard Altmann) in Wien. Insgesamt konnte Ernst Epstein rund 100 Gebäude in Wien errichten, von welchen die meisten erhalten geblieben sind. Seine Bauten greifen zum Teil den sezessionistischen, neoklassizistischen oder in einigen Fällen sogar biedermeierlichen Formenkanon auf, wobei Epstein stets auf harmonische Durchbildung des gesamten Baues und eine ästhetische Rezeption der Umgebungsbauten anstrebt.

1909 wurde er von Leopold Goldmann und Emanuel Aufricht, den Inhabern der Firma Goldman & Salatsch gemeinsam mit Adolf Loos und sieben anderen Architekten zu einem beschränkten Wettbewerb für die Errichtung eines neuen Geschäftshauses eingeladen. Obwohl Loos anfangs ablehnte, konnte er letztlich zur Planverfassung bewogen werden. Ernst Epstein stand ihm als Mitarbeiter und Bauführer zur Seite. Zeitgleich entstand, ausgelöst durch die vertragliche Bindung von Loos und Ernst Epstein, das Wohnhaus für Leopold Goldmann in der Hardtgasse

Obwohl Ernst Epstein selbst keinen Anteil an der Errichtung von Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien in der Zeit des Roten Wien hatte, so rezipierte er diese Bauten sehr wohl in seinen späten Miethäusern.

Ernst Epstein verkehrte in einem ähnlichen künstlerischen Freundes- und Bekanntenkreis wie sein Cousin Karl Kraus und seine Cousine Marie Turnowsky, zu dem auch Adolf Loos zählte.

Am Tag nach der Einführung der "Nürnberger Rassengesetze" schied er durch Selbstmord aus dem Leben. Die nationalsozialistische Stadtverwaltung ordnete die Beisetzung seines Leichnams auf dem israelitischen Teil des Zentralfriedhofes an, trotzdem Epstein schon 1903 aus der Kultusgemeinde ausgetreten war. Er hinterließ ein beträchtliches Privatvermögen von rund 800.000 Reichsmark, welches er seinen Brüdern hinterließ. Da diese bis zur endgültigen Abwicklung der Verlassenschaft im Jahr 1941 vor den Nazis bereits ins Ausland geflohen waren, konnten diese höchstwahrscheinlich nicht in ihr Erbe eintreten.

Das Jüdische Museum Wien widmete 2002 dem Architekten eine umfassende Ausstellung sowie einen Begleitband.

Quellen

Literatur

  • Karlheinz Gruber, Sabine Höller-Alber, Markus Kristan: Ernst Epstein. 1881-1938. Wien: Holzhausen 2002
  • Ursula Prokop: Zum jüdischen Erbe in der Wiener Architektur. Der Beitrag jüdischer ArchitektInnen am Wiener Baugeschehen 1868-1938. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016
  • Architektenlexikon: Ernst Epstein
  • Wikipedia: Ernst Epstein


Ernst Epstein im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks