Dorothea Neff

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Dorothea Neff (Mitte) mit Heinrich (Henry) Schnitzler (l.) und Josef Meinrad anlässlich der Verleihung der Josef-Kainz-Medaille (3.10.1963)
Daten zur Person
Personenname Neff, Dorothea
Abweichende Namensform Schmid, Antonie Regina
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 15919
GND 116906073
Wikidata
Geburtsdatum 21. Februar 1903
Geburtsort München
Sterbedatum 27. Juli 1986
Sterbeort Wien
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 16.07.2018 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum 6. August 1986
Friedhof Wiener Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G, Nummer 72
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Neff meinrad schnitzler.jpg
Bildunterschrift Dorothea Neff (Mitte) mit Heinrich (Henry) Schnitzler (l.) und Josef Meinrad anlässlich der Verleihung der Josef-Kainz-Medaille (3.10.1963)
  • 4., Taubstummengasse 13 (Sterbeadresse)
  • 1., Annagasse 8 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Übernahme: 29. November 1964)
  • Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (Verleihung: 1963)
  • Medaille der Yad VaShem-Gedenkstätte (Übernahme: 21. Februar 1980)
  • Silberne Ehrennadel der Gewerkschaft der Bühnenkünstler (Verleihung: 1951)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 15. Februar 1983, Übernahme: 20. Februar 1983)

Neff Dorothea (Antonie Regina), * 21. Februar 1903 München, † 27. Juli 1986 Wien. Schauspielerin, Schauspiellehrerin.

Biografie

Dorothea (eigentlich Antonie Regina) Neff wurde 1903 in München geboren. Ihre Mutter Hedwig war Sängerin und Pianistin, ihr Vater Karl Direktor eines humanistischen Gymnasiums. Sie wuchs in München und Bayreuth auf, wo sie mit Cosima Wagner bekannt wurde. Neff nahm ab 1920 in München bei Otto König Schauspielunterricht, debütierte im Juni 1921 als Haidrun in Wolzogens "Maibraut“ in München-Hellabrunn und begann als jugendliche Liebhaberin am Stadttheater Regensburg. Im November 1921 wurde sie in den Verband der Bayerischen Staatstheater aufgenommen und spielte bereits als 19-Jährige die Maria Stuart. 1925 heiratete sie, die Warnungen ihrer Eltern ignorierend, den Antiquitätenhändler Max Schmid, der sich noch im selben Jahr – hochverschuldet – das Leben nahm.

Nach dem Selbstmord ihres Mannes ging Dorothea Neff nach Gera, 1928 nach Aachen und 1931 als Heldin und Charakterdarstellerin ans Staatstheater München. Wegen des Verdachts "politischer Unzuverlässigkeit" wurde sie hier 1933 entlassen und fand ein Engagement in Köln, wo sie sich mit der jungen jüdischen Kostümbildnerin Lilli Wolf anfreundete. Die Wege der beiden trennten sich bald wieder. Dorothea Neff wechselte nach Königsberg in Preußen und schließlich 1939 an das Deutsche Volkstheater in Wien kam, wo sie unter anderem die Annemarie Most in Zuckmayers "Der fröhliche Weinberg" spielte sowie die Titelrolle in Kleists "Penthesilea".

1941 kam Lilli Wolf nach Wien, weil sie hoffte, hier vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geschützt zu sein. Zunächst wurde sie hier bei einer jüdischen Familie als Untermieterin untergebracht. Als Wolff ihren Deportationsbefehl erhielt, nahm sie Neff in ihrer Wohnung in der Annagasse auf, teilte mit ihr ihre Lebensmittelrationen und ermöglichte ihrer Freundin sogar eine Operation, indem sie ihr ihren alten Personalausweis zur Verfügung stellte, der sie als Antonie Schmid auswies. Die weitere medizinische Versorgung Wolfs übernahm künftig ein Nachbar in der Annagasse, der junge Arzt Erwin Ringel.

Bis zur Schließung aller Theater spielte Dorothea Neff weiterhin Hauptrollen, etwa an der Seite von Judith Holzmeister und O. W. Fischer. Danach wurde sie zum Arbeitsdienst in eine Uniform- und Hemdennäherei eingeteilt, wo sie die junge Schauspielerin Eva Zilcher kennenlernte, die bis zu ihrem Tod sowohl beruflich als auch privat ihre Partnerin bleiben sollte. Lilli Wolf emigrierte nach dem Krieg in die USA, Dorothea Neff konnte ihre Karriere erfolgreich fortsetzen. Sie spielte in Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald" im Volkstheater die Großmutter, die Claire Zachanassian in Dürrenmatts "Besuch der alten Dame", die Mutter in "Die chinesische Mauer" und als das Theater 1963 den Brecht-Boykotts mit "Mutter Courage" durchbrach, die Titelrolle, wofür sie mit der Josef Kainz-Medaille ausgezeichnet wurde. Auf der Bühne des Burgtheaters stand Dorothea Neff unter anderem als Marthe Schwerdtlein im "Faust" und als Elisabeth in "Maria Stuart". Nach dem zweiten Weltkrieg arbeitete die Schauspielerin auch für Film und Fernsehen. Trotz ihres fortschreitenden Augenleidens das 1967 schließlich zur völligen Erblindung führte, übernahm sie weiterhin Bühnen- und Filmrollen. Zuletzt trat sie 1981 in einer Folge der Fernsehserie "Die liebe Familie“ zusammen mit Eva Zilcher auf. Doch aufgrund ihrer Blindheit verlegte Dorothea Neff den Schwerpunkt ihrer Arbeit vom aktiven Spielen hin zum Unterrichten. Auch als Lehrerin war Dorothea Neff erfolgreich. Zu ihren Schülerinnenzählen unter anderem Andrea Eckert, Julia Stemberger und Senta Berger. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Dorothea Neff in der Taubstummengasse, gepflegt von Eva Zilcher. 1978 wurde Dorothea Neff zum Ehrenmitglied des Volkstheaters ernannt. Bei einer feierlichen Zeremonie im Wiener Akademietheater wurde die Schauspielerin 1979 von Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" für ihren Einsatz für Lilli Wolf geehrt. Den Stoff verarbeitete Felix Mitterer im Auftrag von Michael Schottenberg zum Drama "Du bleibst bei mir", das 2011 mit Andrea Eckert als Dorothea Neff im Volkstheater uraufgeführt wurde.

In Erinnerung an die Schauspielerin wird alljährlich an die besten Künstler und Künstlerinnen des Volkstheaters der "Dorothea-Neff-Preis" vergeben

2007 wurde ein kleiner Park im 7. Bezirk nach der Schauspielerin Dorothea-Neff-Park benannt.

=Quellen

  • Wienbibliothek im Rathaus / Tagblattarchiv: Dorothea Neff [TP 035663]

Literatur=

Links