Dianabad: Unterschied zwischen den Versionen

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Altes Dianabad ([[2]], [[Obere Donaustraße]] 93-95).  
 
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'''1)''' Am 1. November 1808 erwarben der Architekt [[Charles de Moreau | Jean Charles de Moreau]] und der Maler [[Carl Hummel]] ein Areal am [[Donaukanal]] ([[Leopoldstadt]] Konskriptionsnummer 9), das Magdalena Hülbert gehört hatte. Hier errichtete Moreau ein „Baadhaus", das am 1. Juli 1810 eröffnet werden konnte. In seinem Typus-, Raum- und Badeprogramm entsprach es feudal-bürgerlichen Ansprüchen und knüpfte in seinen Dimensionen an den römischen Thermenbau an. 1829-1830 wurde das Bad baulich umgestaltet. Durch die Architekten [[Ludwig Christian Friedrich Förster| Ludwig Ritter von Förster]] und [[Karl von Etzel]] (der damals bei ihm arbeitete) kam es zu einer Erweiterung, als diese 1841-1843 eine gedeckte Schwimmhalle errichteten (für Europa eine Novität). Da der Badebetrieb im Winter nicht wirtschaftlich zu führen war, fand die Schwimmhalle in dieser Zeit als Ballsaal Verwendung. Besonders seit 1860 - als das nahegelegene Vergnügungsetablissement [[Zum Sperl|„Zum Sperl"]] (2, Kleine [[Sperlgasse]] 1a-1c; heute Schulareal) immer mehr an Bedeutung verlor - gewann der [[Ballsäle|Ballsaal]] als [[Konzertsäle|Konzertsaal]] und Tanzlokal an [[Johann Strauß]] (Sohn) und [[Carl Michael Ziehrer]] (der hier am 21. November 1863 debütierte) lockten das Publikum in Scharen an, 1862 debütierte auch [[Eduard Strauß]], und 1865 trat die Patti auf. Am 15. Februar 1867 wurde an einem Abend des Wiener Männergesang-Vereins erstmals der Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau" gesungen, ohne allerdings (nicht zuletzt wegen des ursprünglichen Texts) Beifall zu finden (Gedenktafel 2, [[Obere Donaustraße]] 95). 1878 erfolgte eine Erweiterung des Bads durch [[Otto Wagner]]. Den klassizistischen Innenhof verwandelte man in eine offene Sommerschwimmhalle. Nach dem Abriss des Bades 1913 errichtete man einen luxuriösen Neubau nach Plänen von Peter Paul Brang, die Skulpturen schuf Georg Leiseck. Am 17. August 1917 fand die Eröffnung dieses zweiten Dianabades statt. Im April 1945 brannte das Hotel völlig aus. Man entschloss sich, den gesamten renovierungsbedürftigen und technisch veralteten Komplex abzureißen. Es entstand ein Büro- und Geschäftszentrum. Die Gemeinde [[Wien]] kaufte den hinteren Teil des Areals.
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'''1)''' Am 1. November 1808 erwarben der Architekt [[Charles de Moreau | Jean Charles de Moreau]] und der Maler [[Carl Hummel]] ein Areal am [[Donaukanal]] ([[Leopoldstadt]] Konskriptionsnummer 9), das Magdalena Hülbert gehört hatte. Hier errichtete Moreau ein „Baadhaus", das am 1. Juli 1810 eröffnet werden konnte. In seinem Typus-, Raum- und Badeprogramm entsprach es feudal-bürgerlichen Ansprüchen und knüpfte in seinen Dimensionen an den römischen Thermenbau an. 1829-1830 wurde das Bad baulich umgestaltet. Durch die Architekten [[Ludwig Christian Friedrich Förster| Ludwig Ritter von Förster]] und [[Karl von Etzel]] (der damals bei ihm arbeitete) kam es zu einer Erweiterung, als diese 1841-1843 eine gedeckte Schwimmhalle errichteten (für Europa eine Novität). Da der Badebetrieb im Winter nicht wirtschaftlich zu führen war, fand die Schwimmhalle in dieser Zeit als Ballsaal Verwendung. Besonders seit 1860 - als das nahegelegene Vergnügungsetablissement [[Zum Sperl|„Zum Sperl"]] (2, Kleine Sperlgasse 1a-1c; heute Schulareal) immer mehr an Bedeutung verlor - gewann der [[Ballsäle|Ballsaal]] als [[Konzertsäle|Konzertsaal]] und Tanzlokal an [[Johann Strauß]] (Sohn) und [[Carl Michael Ziehrer]] (der hier am 21. November 1863 debütierte) lockten das Publikum in Scharen an, 1862 debütierte auch [[Eduard Strauß]], und 1865 trat die Patti auf. Am 15. Februar 1867 wurde an einem Abend des Wiener Männergesang-Vereins erstmals der Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau" gesungen, ohne allerdings (nicht zuletzt wegen des ursprünglichen Texts) Beifall zu finden (Gedenktafel 2, [[Obere Donaustraße]] 95). 1878 erfolgte eine Erweiterung des Bads durch [[Otto Wagner]]. Den klassizistischen Innenhof verwandelte man in eine offene Sommerschwimmhalle. Nach dem Abriss des Bades 1913 errichtete man einen luxuriösen Neubau nach Plänen von Peter Paul Brang, die Skulpturen schuf Georg Leiseck. Am 17. August 1917 fand die Eröffnung dieses zweiten Dianabades statt. Im April 1945 brannte das Hotel völlig aus. Man entschloss sich, den gesamten renovierungsbedürftigen und technisch veralteten Komplex abzureißen. Es entstand ein Büro- und Geschäftszentrum. Die Gemeinde [[Wien]] kaufte den hinteren Teil des Areals.
  
 
Am 2. Dezember 1968 beschloss der Gemeinderat im Rahmen des Bäderkonzepts den Bau eines neuen Gebäudes nach Plänen der Architekten Friedrich Florian Grünberger und Georg Lippert. Die Eröffnung dieses dritten Dianabades erfolgte am 14. Juni 1974. Dieser Neubau fiel am 27. November 1995 einem Brand zum Opfer. Nach dem Abbruch wurde 1998 mit dem Bau eines modernen Erlebnisbades begonnen, das im Oktober 2000 eröffnet wurde. Im Gegensatz zum städtischen [[Jörgerbad]] wurde im Dianabad die Geschlechtertrennung aufrechterhalten (getrennte Schwimmhallen für Männer und Frauen, keine Berücksichtigung von Kindern). Das Bad wurde schwer beschädigt, konnte jedoch am 1. August 1946 provisorisch wiedereröffnet werden. Da die technischen Anlagen veraltet und nicht mehr renovierungswürdig waren, entschloss man sich später, den Komplex abzureißen (Hotelruine 1963, Bad im wesentlichen 1965/1966, Sprengung des großen Schornsteins 12. August 1967). [[Neues Dianabad]].
 
Am 2. Dezember 1968 beschloss der Gemeinderat im Rahmen des Bäderkonzepts den Bau eines neuen Gebäudes nach Plänen der Architekten Friedrich Florian Grünberger und Georg Lippert. Die Eröffnung dieses dritten Dianabades erfolgte am 14. Juni 1974. Dieser Neubau fiel am 27. November 1995 einem Brand zum Opfer. Nach dem Abbruch wurde 1998 mit dem Bau eines modernen Erlebnisbades begonnen, das im Oktober 2000 eröffnet wurde. Im Gegensatz zum städtischen [[Jörgerbad]] wurde im Dianabad die Geschlechtertrennung aufrechterhalten (getrennte Schwimmhallen für Männer und Frauen, keine Berücksichtigung von Kindern). Das Bad wurde schwer beschädigt, konnte jedoch am 1. August 1946 provisorisch wiedereröffnet werden. Da die technischen Anlagen veraltet und nicht mehr renovierungswürdig waren, entschloss man sich später, den Komplex abzureißen (Hotelruine 1963, Bad im wesentlichen 1965/1966, Sprengung des großen Schornsteins 12. August 1967). [[Neues Dianabad]].

Version vom 23. August 2016, 15:16 Uhr

Dianabad (1935)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Jean Charles de Moreau, Carl Hummel, Ludwig Ritter von Förster, Karl von Etzel, Otto Wagner
Prominente Bewohner
PageID 4577
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 23.08.2016 durch WIEN1.lanm08w19
Bildname Dianabad.jpg
Bildunterschrift Dianabad (1935)
  • 2., Obere Donaustraße 93-95

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Altes Dianabad (2, Obere Donaustraße 93-95).

1) Am 1. November 1808 erwarben der Architekt Jean Charles de Moreau und der Maler Carl Hummel ein Areal am Donaukanal (Leopoldstadt Konskriptionsnummer 9), das Magdalena Hülbert gehört hatte. Hier errichtete Moreau ein „Baadhaus", das am 1. Juli 1810 eröffnet werden konnte. In seinem Typus-, Raum- und Badeprogramm entsprach es feudal-bürgerlichen Ansprüchen und knüpfte in seinen Dimensionen an den römischen Thermenbau an. 1829-1830 wurde das Bad baulich umgestaltet. Durch die Architekten Ludwig Ritter von Förster und Karl von Etzel (der damals bei ihm arbeitete) kam es zu einer Erweiterung, als diese 1841-1843 eine gedeckte Schwimmhalle errichteten (für Europa eine Novität). Da der Badebetrieb im Winter nicht wirtschaftlich zu führen war, fand die Schwimmhalle in dieser Zeit als Ballsaal Verwendung. Besonders seit 1860 - als das nahegelegene Vergnügungsetablissement „Zum Sperl" (2, Kleine Sperlgasse 1a-1c; heute Schulareal) immer mehr an Bedeutung verlor - gewann der Ballsaal als Konzertsaal und Tanzlokal an Johann Strauß (Sohn) und Carl Michael Ziehrer (der hier am 21. November 1863 debütierte) lockten das Publikum in Scharen an, 1862 debütierte auch Eduard Strauß, und 1865 trat die Patti auf. Am 15. Februar 1867 wurde an einem Abend des Wiener Männergesang-Vereins erstmals der Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau" gesungen, ohne allerdings (nicht zuletzt wegen des ursprünglichen Texts) Beifall zu finden (Gedenktafel 2, Obere Donaustraße 95). 1878 erfolgte eine Erweiterung des Bads durch Otto Wagner. Den klassizistischen Innenhof verwandelte man in eine offene Sommerschwimmhalle. Nach dem Abriss des Bades 1913 errichtete man einen luxuriösen Neubau nach Plänen von Peter Paul Brang, die Skulpturen schuf Georg Leiseck. Am 17. August 1917 fand die Eröffnung dieses zweiten Dianabades statt. Im April 1945 brannte das Hotel völlig aus. Man entschloss sich, den gesamten renovierungsbedürftigen und technisch veralteten Komplex abzureißen. Es entstand ein Büro- und Geschäftszentrum. Die Gemeinde Wien kaufte den hinteren Teil des Areals.

Am 2. Dezember 1968 beschloss der Gemeinderat im Rahmen des Bäderkonzepts den Bau eines neuen Gebäudes nach Plänen der Architekten Friedrich Florian Grünberger und Georg Lippert. Die Eröffnung dieses dritten Dianabades erfolgte am 14. Juni 1974. Dieser Neubau fiel am 27. November 1995 einem Brand zum Opfer. Nach dem Abbruch wurde 1998 mit dem Bau eines modernen Erlebnisbades begonnen, das im Oktober 2000 eröffnet wurde. Im Gegensatz zum städtischen Jörgerbad wurde im Dianabad die Geschlechtertrennung aufrechterhalten (getrennte Schwimmhallen für Männer und Frauen, keine Berücksichtigung von Kindern). Das Bad wurde schwer beschädigt, konnte jedoch am 1. August 1946 provisorisch wiedereröffnet werden. Da die technischen Anlagen veraltet und nicht mehr renovierungswürdig waren, entschloss man sich später, den Komplex abzureißen (Hotelruine 1963, Bad im wesentlichen 1965/1966, Sprengung des großen Schornsteins 12. August 1967). Neues Dianabad.

Literatur

  • Karl Etzel: Das Dianabad in Wien. In: Allgemeine Bauzeitung. Hg. von Ludwig, Heinrich und Emil Förster. Band 8. Wien: Förster [u.a.] 1843, S. 113 ff.
  • M. Hirschfeld: Die hygienische Bedeutung der Bäder. Anhang: Das Dianabad. 1883
  • Dianabad Wien. Planheft. 1916
  • Das neue Dianabad. Ein Führer. 1916
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 162, 178, 248 f.
  • Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 26
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Band 2. Cosenza: Brenner 1967, S. 200 ff.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 165 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, *Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 53 f.
  • Zeitzeugnisse, https://www.wien.gv.at/kultur/archiv/geschichte/zeugnisse/dianabad.html (23.08.2016)