Dagobert Peche: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 60: | Zeile 60: | ||
==Link== | ==Link== | ||
− | * [https:// | + | * [https://www.deutsche-biographie.de/sfz94322.html Neue Deutsche Biographie: Dagobert Peche ] |
Version vom 1. Juli 2022, 16:10 Uhr
Peche Dagobert, * 3. April 1887 St. Michael im Lungau, Salzburg, † 16. April 1923 Mödling, Niederösterreich (Hietzinger Friedhof), Architekt, Kunstgewerbler, Graphiker.
Dagobert Peche verbrachte seine Kindheit in Oberndorf bei Salzburg sowie in Neufelden und Freistadt im Mühlkreis, wo sein Vater Notarsstellen bekleidete. Von 1906-1910 studierte er bei Karl König, Karl Mayreder, Leopold Mayreder und Max von Ferstel an der Technischen Hochschule und von 1908-1911 an der Akademie der Bildenden Künste bei Friedrich Ohmann.
Nach Studienreisen in England erhielt er einen Staatspreis für Architektur, was ihm 1912 einen zwei monatigen Studienaufenthalt in Paris ermöglichte. Die ungewöhnliche graphische Begabung Peches wurde rasch entdeckt, so konnte er seine ornamentale regelmäßig in der in Darmstadt, einer Hochburg des Jugendstils in der Zeitschrift "Kunst und Dekoration" publizieren. Nachdem er 1913 bei einer Ausstellung im Museum für Kunst und Industrie mit Erfolg Entwürfe für Wiener Firmen präsentiert hatte, betraute ihn 1914 Josef Hoffmann mit der Einrichtung der Österreichischen Abteilung bei der Internationalen Kunstausstellung in Rom. 1915 trat Peche endgültig in die künstlerische Leitung der Wiener Werkstätte ein, mit der sein Schaffen lebenslang verbunden blieb; 1917-1919 leitete er deren Züricher Filiale.
Durch Originalität und unerschöpfliche Phantasie hat er das Kunstgewerbe in Wien und im mitteleuropäischen Raum bereichert, seine ornamentalen Arbeiten, die stets die Zierform gegenüber der Zweckform den Vorrang einräumten, belebten das gesamte Spektrum des Kunstgewerbes in allen seinen Materialbereichen: Peche gestaltete Tapeten, Textilien, Goldschmiedearbeiten, Elfenbeinschnitzereien, Möbel, Keramik und Metallwaren. Im Bereich des Textildruckes arbeitete Dagobert Peche eng mit den Firmen Backhausen und Philipp Haas zusammen.
Mit der Übernahme der Zürcher Filiale der Wiener Werkstätte vollzog Peche einen Stilwandel: Peche wandte sich dem floral inspirierte Dekor zu, auch mit chinesisch inspirierten Tuscharbeiten befasste sich Peche. 1919 kehrte Peche von Zürich nach Wien zurück und prägte hier alle Bereiche des Kunstgewerbes entscheidend mit. Noch ein Jahr vor seinem plötzlichen Tod stellte Peche eine großangelegte Schau von Tapetenentwürfen in Köln aus. Zu Peches letzten Arbeiten gehörten die Entwürfe für die Inszenierung des Balletts "Schlagobers" von Richard Strauss.
1922 zog sich Peche aufgrund schlechter Wohnverhältnisse ein Lungenleiden, das nicht auskuriert wurde, zudem stellten die Ärzte einen Tumor fest, welcher ihn zusätzlich schwächte. Der Versuch von Freunden und seiner Ehefrau Petronella, ihm durch die Übersiedlung in eine gesündere Wohnumgebung von Wien nach Mödling zu helfen, scheiterte. Dagobert Peche verstarb nur 36 jährig. Wegen der großen Beliebtheit des Künstlers organisierte das Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, welches auch seinen Nachlass erworben hatte, noch im Todesjahr eine Gedächtnisausstellung.
Quelle
- DIGITALES MAK: Dagobert Peche
- Meldezettel von Dagobert Peche (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
Literatur
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv, TP-037826
- Dagobert Peche: Der Künstler Dagobert Peche und das Kind Melitta Primavesi. Wien C.Klein-Primavesi 2004
- Christian Brandstätter: Design der Wiener Werkstätte 1903-1932. Architektur, Möbel, Gebrauchsgraphik, Postkarten, Plakate, Buchkunst, Glas, Keramik, Metall, Mode, Stoffe, Accessoires, Schmuck. Wien: Brandstätter 2003
- Peter Noever [Hg.]: Die Überwindung der Utilität. Dagobert Peche und die Wiener Werkstätte. Ostfildern: Hatje Cantz 1998
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
- Nikolaus Schaffer: Dagobert Peche in seinen Zeichnungen 1887-1923. Salzburg: Museum Carolino Augusteum 1987
- Dagobert Peche 1887 - 1923 [Ausstellungskatalog]. Wien: Zentralsparkasse und Kommerzialbank 1987
- Astrid Gmeiner / Gottfried Pirhofer: Der österreichische Werkbund. Alternative zur klassischen Moderne in Architektur, Raum- und Produktgestaltung. Salzburg/Wien: Residenz-Verlag 1985, S. 239
- Traude Hansen: Wiener Werkstätte. Mode in Wien. Wien: Brandstätter 1984
- Werner J. Schweiger: Die Wiener Werkstätte. 1980
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 8. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1935
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd. (Werkverzeichnis)
- Die Wiener Werkstätte. Modernes Kunsthandwerk von 1903 - 1932. Ausstellung des Bundesministeriums für Unterricht, 22. Mai bis 20. August 1967. Wien: Österr. Museum für angewandte Kunst 1967, 16 ff., S. 225, S. 32 und S. 40 ff.
- Max Eisler: Dagobert Peche. Eine Auswahl seiner Werke. Wien: Gerlach & Wiedling 1947
- Österreichische Illustrierte Zeitung (1947), Heft 10–12, S. 69 ff.
- Max Eisler: Dagobert Peche. Wien: Gerlach & Wiedling 1925
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 2: Geschichte der Malerei in Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1955 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 7/2), S. 260
- Günther Feuerstein: Moderne Kunst in Österreich. Wien: Forum 1965, S. 105 ff. und Register