Caroline Leopoldine Schöner

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Beitrag von Frau Lina Schöner zur Kochkunstaustellung 1935
Daten zur Person
Personenname Schöner, Caroline Leopoldine
Abweichende Namensform Schöner, Lina; Eder, Caroline Leopoldine; Schöner, Karoline
Titel Kommerzialrat
Geschlecht weiblich
PageID 55841
GND
Wikidata
Geburtsdatum 9. Oktober 1882
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Dezember 1965
Sterbeort Wien
Beruf Gastwirtin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 28.04.2018 durch DYN.michaelaleo
Begräbnisdatum 7. Jänner 1966
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 30B, Reihe 14, Nummer 19
Bildname Wiener Kochkunstaustellung 1935 . Schöner.jpg
Bildunterschrift Beitrag von Frau Lina Schöner zur Kochkunstaustellung 1935
  • 7., Siebensterngasse 19 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Caroline „Lina“ Leopoldine Schöner, geb. Caroline Eder (1882 in Wien – 1965 in Wien) war eine österreichische Gastronomin, die ab 1918 die „Schöner-Betriebe „ gründete und mit ihre Kaffeehäuser in Wien Innere Stadt und mit der Meierei Krieau bis 1938 die Wiener Kaffeehauskultur prägend veränderte. Frau Lina geriet ab etwa 1920 direkt in Konkurrenz mit Frau Anna Sacher und erlangte als Betreiberin ihres im Volksmund genannten „Vorstadtsacher „in Wien Neubau während der Vorkriegsjahre Berühmtheit.

Elternhaus

Lina Eder wurde 1882 in Wien Josefstadt geboren und lebte bis etwa 1903 bei Ihre Eltern, bei Vater Josef und Mutter Aloisia Eder. Der Vater Josef, geb 1855 stammte ursprünglich aus Schärding am Inn. Die Mutter Aloisia, geb 1857 stammte aus Loučovice (deutsch Kienberg), im Böhmerwald, und sie kam nach Wien. Linas Eltern betrieben ab 1890 eine Gastwirtschaft, in Wien Josefstadt, im Haus Josefstädter Straße 89, die sie bis etwa 1904 aufgaben. Andreas Schöner, der Vater von Andreas Carl galt ab 1890 als Hausbesitzer der Siebensterngasse 19, des Bürgerhauses „Zur Goldenen Krone“ und betrieb seit etwa 1873 die im Parterre liegende Gastwirtschaft „Zur Goldenen Krone „.

Gründung des Schöner-Stammsitzes, Siebensterngasse 19

Am 14. Mai 1903 schlossen Lina und Andreas Carl in der Pfarre Mariahilf den Bund der Ehe und übernahmen einige Zeit später den Betrieb von Andreas Schöner, zumal sich der Vater von Andreas Carl seit 1900 zunehmend als Bezirksrat von Wien Neubau unter Bürgermeister Karl Lueger politisch engagierte. Linas Eltern Josef und Aloisia übersiedelten ab 1904 in die Wohnungen des Hauses Siebensterngasse 19 wo sie im Familien-Betrieb, dem neueröffneten Restaurant Schöner Mitarbeiter wurden. 1904 wurde der Sohn, Josef Schöner geboren und damit der einzige Nachfolger aus der Gastronomen Familie Schöner, und doch prägte Sohn Josef eine noch weitere Gesichte im Rahmen seiner Arbeit für die Regierung Leopold Figl. Im Jahr 1923 kaufte Lina Schöner das Haus Siebensterngasse 17, bekannt als das unter Denkmalschutz stehende Bürgerhaus Zur Grünen Säule. Ab 1923 wurden die Embleme der beiden Häuser; Die Grüne Säule und die Goldene Krone in einem Familienwappen vereint, das seitdem in alle Infos und Speisekarten rund um den Stammsitz verwendet wurde. Alle nachfolgenden Inhaber verwendeten das Emblem der Familie Schöne bis in das Jahr 1994, als es dann durch das „Siebenstern Logo“ abgelöst wurde, wobei das Haus, die Siebensterngasse 19 im Rahmen einer Investition um rund 30 Millionen Österreichische Schillinge zu einen Braugasthof umgebaut wurde. Im Rahmen dieses Umbaus blieb die historische Bausubstanz wie auch die Barocke Fassade zur Siebensterngasse erhalten.

Erste Gäste und Erfolge im Betrieb der jungen Gastwirtin

Zu den ersten Besuchern des Jahres 1903 bei der gerade 23 Jahre jungen Gastwirtin zählte außer protokollarisch der britische König auf Staatsbesuch in Wien um den 1. September 1903. 1907 folgte der Besuch von Alfons der XIII, König von Spanien. Laut Prof Milan Dubrovic, antwortete Frau Schöner viel Jahre später um 1941 stolz auf die Anfrage des Adjutanten von Baldur von Schirach, der im Schöner zum Essen angemeldet war ob alles in Ordnung wäre; „Bei mir hat schon der König von England gespeist wird´s also dem Herrn Schirach auch genug sein“

Frau Lina und das " Vorstadtsacher "

Im Verlauf erfolgreicher Jahre erlangte der Stammsitz der Familie Schöner in Wien Neubau, in der Siebensterngass 19 bis 1932 mehr und mehr Berühmtheit als Vorstadtsacher. Die Bezeichnung Vorstadtsacher beruhte auch darauf, dass sich die beiden Damen Anna Sacher und Lina Schöner einen Wettbewerb in der Wiener Gastronomie lieferten. Frau Schöner galt damit neben Frau Anna Sacher als die Nummer 2 unter die Gastronomen in Wien. Nach rund 16 Jahre am Stammsitz schreibt ein nicht genannter Redakteur im Neuen Wiener Journal am 23 Dezember 1929 über Frau Lina Schöner: „ … ich weiß nicht genau, wie sie es geschafft hat, ihr nicht eigentlich in einer richtig „noblen", sondern bloß gutbürgerlichen und allerdings sehr wienerischen Gegend gelegenes Haus zu einem Mittelpunkt der Wiener Theaterkreise und bald auch der besten Wiener Gesellschaft zu machen. Tatsache ist, dass ihr das sehr schnell gelungen zu sein scheint…. „

Die Schöner Betriebe

Hinter der Gründung der Schöner-Betriebe stand vor allem das Engagement der Frau Lina. Während Andreas Carl den Betrieb in der Siebensterngasse 19 führte wurde Frau Lina mehr und mehr als eine Managerin aktiv. 1918 wurden mit dem Kauf des Cafe Casa Piccola die Schöner-Betriebe gegründet. 1927 folgte das Café Carlton. Um 1923 folgte die Übernahme der Meierei Krieau der Wiener Molkerei, die als „Schöner`s Meierei in der Krieau „bis 1945 bestand.1932 wurde Frau Lina unter 4 Bewerber ausgewählt. Lina übernahm anstatt dem Favorit Hans Hübner, Pächter des Kursalon in Wien Stadtpark das Café Fenstergucker. Am 19 Februar 1932, wird in Danzers Armeezeitung von Major Zitterhofer berichtet, dass Frau Schöner, als die neue Besitzerin des beliebten Treffpunktes der Offiziere aller Ränge im Cafés Fenstergucker, es in „ so charmanter Art verstand, gesellschaftliche und kulinarische Brücken aus der neuen in die alte Zeit und umgekehrt zu schlagen“. Zusammen mit den zuletzt in die 30er Jahre übernommenen Restaurationsbetrieben im Stadion Bad, im Wiener Stadion, im Messepalast, und mit dem Café Heinrichhof im ehemals Heinrichhof prägte Frau Lina in Folge der Jahre eine neue Wiener Kaffeehauskultur, was immer wieder Thema in Tageszeitungen wurde. Neben der Klaviermusik war es bereits seit 1920 neu, dass man bei Frau Schöner im Kaffeehaus auch kleine Speisen serviert bekam, wie z.B. das Fiaker Gulasch. Im Cafe Carlton wurde es um 1930 eine Tradition das man für Radiohörer Tanzmusik über den Mittelwellensender Bisamberg übertrug. Vorzugsweise am Freitagabend.

Das Zentralbüro und das Hotel Astoria

Frau Schöner nutzte zusammen mit der Inhaberin des Hotel Astoria, der Witwe Maria Hanl (im Tagebuch des Josef Schöner auch Tante Mili genannt) einige Räume für das Zentralbüro im ersten Stock des Hotels Astoria gegenüber dem Hotel Sacher. Vom Zentralbüro aus organisierte Frau Lina Schöner das Buffet des Wiener Opernball 1935, im Kaisersaal der Wiener Oper und diverse Kochkunstaustellungen in Wien. In einem Medienbericht der 30er Jahre wird berichtet, das sich Frau Schöner bei der Weltausstellung 1935 in Brüssel mit einem gastronomischen Beitrag beteiligte.

Politik und Widerstand bei Frau Schöner

Frau Lina Schöner wurde bereits im Alter von rund 18 Jahre, damit ab 1900 mit der Wiener Politik konfrontiert, als sich der Vater ihres künftigen Ehemannes politisch als Bezirksrat in Wien Neubau engagierte, dazu das Gasthaus des Andreas Schöner bereits Stammlokal des Bürgermeister Karl Lueger war. Ab diesen Jahren wurde der Stammsitz der Familie Schöner bis Ende der 1990er Jahre zum Treffpunkt vieler Politiker, aber auch anderer die Einfluss hatten. So erklärt sich im Tagebuch des Sohnes Josef Schöner, 1904 geboren, das dieser vor allem durch Gäste im Restaurant Schöner in eine politische Rolle gelangte, unter anderem durch Engelbert Dollfuß einerseits, aber auch durch Kurt von Schuschnigg anderseits. Zu bedenken wäre dabei, das der Juliputsch knapp neben der Türe des Familiensitzes der Schöner – von einer Turnhalle in der Siebensterngasse - ausging, und zur Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß führte. Die Siebensterngasse erhielt von 1938 bis ca. 1945 auch den Namen " Straße der Julikämpfer " 1948 beschrieb Eduard Heinl, Minister der I. Regierung Leopold Figl in seinem Buch „Über ein halbes Jahrhundert „ als Mitglied der legendären Dienstag-Gesellschaft die Atmosphäre bei Frau Schöner eine Erinnerung die ihm nach seiner Freilassung von der GESTAPO am 9 April 1945 wiederkehrte ... “ So fand man sich unauffällig bei Frau Schöner im Gasthaus ein wo man Freunde und Gleichgesinnte traf und über das Schicksal anderer erfahren konnte. … Eduard Heinl schrieb über Frau Schöner in seinem Buch „Die Atmosphäre des Widerstandes schlug einem entgegen.“. Laut Tagebuch des Josef Schöner kam es bereits 1939 tatsächlich zu Widerstand in der Familie gegen die Politik der Jahre 1938 bis 1945, wobei auch auf die Familie Schöner schon 1939 Druck ausgeübt wurde, als die NDSAP betreffend den nichtarischen Geschäftsführer des Café Heinrich Hof Franz Morvay Forderungen stellte. Trotzt allem Druck aus der Politik wurde die Teilhaberschaft des Franz Morvay aufrechterhalten, doch aber wurde Frau Linas im Außenamt tätiger Sohn Josef Schöner 1939 frühpensioniert. Die Folge war ein diplomatisches Verhalten nach Außen, jedoch Widerstand im Inneren unter Vertraute. Nach Kriegsende wurde Josef Schöner wieder in die Regierung Leopold Figl berufen. Ab 1953 wurde Josef im Rang eines Botschafters neben Bruno Kreisky und Leopold Figl an die Verhandlungen zum Österreichischer Staatsvertrag beteiligt.

1945 und die Nachkriegsjahre

Nach 1945 wurden in Folge von Bombenschäden verteilt auf die Schöner-Betriebe nur das Cafe Casa Piccola bis 1962 von Frau Lina selbst, und das Stammhaus Restaurant Schöner bis 1951 vom Ehepaar Schöner weitergeführt. Erst 1962, im Alter von rund 80 Jahre gab Frau Lina das Cafe Casa Piccola auf. Mit rund 83 Jahre wurde Frau Lina Schöner die älteste in der Familie insgesamt. Sie verstarb gegen Ende 1965, und hinterlässt eine Wiener Geschichte mit viele Fragen.



Literatur

• Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hrsg. von Eva-Marie Csaky. Böhlau, Wien u. a. 1992, ISBN 3-205-05531-4 • Eduard Heinl: Über ein halbes Jahrhundert - Zeit und Wirtschaft. Wilhelm Braumüller, Universität Verlagsbuchhandlung GmbH, Wien IX, 1948

Einzelnachweise