Café Heinrichhof

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Heinrichhof
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 14844
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.05.2018 durch DYN.michaelaleo
  • 1., Opernring 3-5

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48° 12' 8.36" N, 16° 22' 5.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Café Heinrichhof (1, Opernring 3-5; Kaffeehaus), im Heinrichhof eingerichtet, Treffpunkt der Operettenautoren.

Geschichte

Das Café Heinrichhof zeichnete sich nach seiner Gründung um 1863 durch eine besondere Atmosphäre und ein spezielles Ambiente im Sinne seiner Einrichtung aus. Dazu war es ab 1720 bereits Tradition, dass ein Wiener Kaffeehaus seine Gäste mit Nachrichten aus aller Welt versorgte. Man kam bis 1938 nicht des schnellen Essens wegen in das Café Heinrichhof, sondern um zu reden, zu schreiben oder die Zeitungen zu lesen, die im Café angeboten wurden.

Eines Handelskriegs zufolge wurde den Wiener Kaffeehäusern ab 1808 erstmals gestattet, neben Kaffee auch Wein und warme Speisen zu servieren. Damit entstand das Wiener Kaffee-Restaurant, das nach den Inhabern Direktor Wild und Adolfine Prohaska vor allem ab 1932 mit der neuen Inhaberin Lina Schöner zu einer Tradition ihrer Kaffehausbetriebe wurde, und doch guten Anklang in die Medien der 1920er und 1930er Jahre fand. Bekannte Speisen waren damals das Fiaker Gulasch, wie auch das Wiener Würstel mit Senf und dazu die Kaisersemmel. Unter dem Begriff "kaltes Souper" wurde bereits ab 1900 etwa ab 17 Uhr zum "Five O´Clock Tee" ein kaltes Abendessen serviert (Hors d'euvre), also kalte Vorspeisen wie Roastbeef, gefüllte Eier, Pasteten, aber auch Sardinen und diverse Aufstriche wurden spätestens ab 1920 im Café serviert.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Café Heinrichhof bereits ein beliebter Treffpunkt vieler Stammgäste, die seinen Charakter prägten, so wie andere Cafés durch ihre Gäste wie Schauspieler, Künstler, Literaten und Schriftsteller bekannt wurden. Die Geschichte des Cafés Heinrichhof prägte seit seinem Bestehen, dass es Live-Klaviermusik verschiedener Musiker anbot. Das Programm fand sich jeweils in schon damals aktuellen Zeitungen wie "Die Wiener Bühne", "Radio Wien" oder auch das "Wiener Journal".

Neben den Literaten-, Salon-, Künstler und Tanzcafés entwickelte sich das Café Heinrichhof vor allem zu einem Café der Musik, der Sänger und anderer Musikfreunde, die vorwiegend aus der Oper und aus nahe liegenden Theatern kamen. Ab dem Jahr 1932 übernahm das Gastronomenehepaar ("Lina") und Andreas Carl Schöner das Café in die "Schöner Betriebe" und beauftragte um das Jahr 1935 Carl Witzmann und Robert Cotas mit dem Umbau.


Das Café Heinrichhof von 1938 - 1945

In die letzten 7 Jahre vor der Zerstörung des Café Heinrichhof durch Kriegswirkung im Jahr 1945 fällt ein Lebensabschnitt des von der Familie Schöner um 1938 eingesetzten Geschäftsführer, Franz Morvay der direkt nach dem Anschluss auf Grund seiner nichtarischen Abstammung durch einen kommissarischen Leiter der NDSAP ersetzt wurde.

Die Inhaber des Café Heinrichhof, Andreas und Lina Schöner weigerten sich zuerst ihren Geschäftsführer, Franz Morvay abzusetzen, worauf eine erste Zwangsmaßnahme um dessen Anteile am Betrieb folgten, mit Androhung einer Ausweitung auf alle Schöner-Betriebe. Unter Druck gesetzt wurden Lina und Andreas Mitglieder der NDSAP, waren sie dennoch bei maßgebenden Parteistellen der NDSAP nicht gut angeschrieben. Der Sohn Josef Schöner, eigentlich Patriot seiner Heimat Österreich und seit 1933 von Engelbert Dollfuss, einem Freund der Familie Schöner in seine Regierung berufen, wurde in Folge seiner Gesinnung und Kontroverse um Franz Morvay frühpensioniert. Die Folge war ein geringer Anspruch an finanzieller Abgeltung die selbst für Ex-Minister Heinl unter die Armutsgrenze fiel.

Nachdem die Zwangsmaßnahme gegen die Schöner-Betriebe 1939 von der NDSAP zurückgezogen wurde, verblieb Franz Morvay dennoch mit Josef Schöner als Teilhaber der Schöner Betriebe. Frau Lina Schöner zeigte nie ein Hehl aus ihrer Antinationalsozialisten Gesinnung die damit das Entstehen der Dienstag-Gesellschaft förderte. Wir kennen heute darunter eine Widerstandsgruppe, zu der namhafte Politiker zählten, wie etwa Kurt von Schuschnigg, und Eduard Heinl, der seinerseits die Zeit von 1938 bis 1945 als die „düsteren Jahre „seines Lebens in seinem Buch beschreibt. Für das Café Heinrichhof endeten diese düsteren Jahre nach seinem 80-Jährigen Bestehen leider mit dessen Zerstörung.

Infolge zahlreicher Bombenschäden wurde der Heinrichhof - zehn Jahre später nach Umbau des Café 1935 durch die Familie Schöner - nach dem Angriff im März 1945, zerstört. Das Café Heinrichhof wurde nach 1956 im Neubau (Opernringhof) nicht wieder eröffnet, zumal sich die Familie Schöner zu dessen Aufgabe entschloss, und auch die Schöner Betriebe nach und nach bis auf das Literatencafé Casa Piccola, das noch bis 1962 bestand, aufließ.

Literatur

  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 66, S. 119
  • Österreichische Kunst (1935), Heft 4
  • Josef Schöner: "Wiener Tagebuch 1944/1945". Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992. zu Franz Morvay auf Seite 20.
  • Eduard Heinl, "Über ein halbes Jahrhundert Zeit und Wirtschaft" - Kapitel " Die düsteren Jahre ".
  • Milan Dubrovic: "Veruntreute Geschichte - Die Wiener Salon- und Literaten Cafés.", Wien / Hamburg: Zsolnay 1985