Brauhaus der Stadt Wien: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. Januar 2024, 14:01 Uhr

Brauhaus der Stadt Wien, Werbekalender (Ausschnitt)
Daten zur Organisation
Art der Organisation
Datum von 1905
Datum bis 1959
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 5085
GND 402323-7
WikidataID Q900508
Objektbezug Bier, Brauhäuser
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.01.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Brauhaus der Stadt Wien - Werbung.jpg
Bildunterschrift Brauhaus der Stadt Wien, Werbekalender (Ausschnitt)

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48° 7' 35.43" N, 16° 27' 48.70" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Brauhaus der Stadt Wien (Rannersdorf, Niederösterreich).

Vorspiel als Genossenschaftsbrauhaus

Brauhaus der Stadt Wien, 1948

Die Wiener Gastwirte hatten im ausgehenden 19. Jahrhundert mit der Preisgestaltung der Großbrauereien immer größere Probleme und forderten 1881 die Errichtung eines städtischen Brauhauses. Der Wiener Brauherrenverein konnte dies lange Zeit erfolgreich gemeinsam mit der liberalen Fraktion im Wiener Gemeinderat verhindern.

Die Gastwirte setzten ihre Bemühungen fort und konnten in Rannersdorf bei Schwechat das rund 80.000 m² große „landtäfliche Gut Wallhof“ vom Dominikanerorden kaufen und 1901 mit dem Bau des auch aus architektonischer Sicht durchaus beachtenswerten Brauhauses beginnen. 1903 konnte mit der Bierproduktion begonnen werden, doch aufgrund vieler Streitereien der Genossenschafter stand das Projekt bereits 1904 vor dem Zusammenbruch.[1] 1905 beschloss die „Wiener Brauhaus Reg. Gen. m.b.H.“ bei einer dramatischen Generalversammlung in der Volkshalle des Wiener Rathauses – mit 1.436 gegen 108 Stimmen – die Genossenschaft aufzulösen und das Brauhaus der Gemeinde Wien zu übergeben.

Inzwischen war Karl Lueger Bürgermeister und konnte ohne größere Schwierigkeiten die Rettung der Brauerei durchsetzen. Das Brauhaus Rannersdorf wurde als „Brauhaus der Stadt Wien“ kommunalisiert. So konnte die Gemeinde Wien 1.200 Wiener Gastwirte und sonstige Kleinanleger vor dem wirtschaftlichen Ruin retten, weil diese große Teile ihres Vermögens in Anteilscheine am Genossenschaftsbrauhaus investiert hatten.[2]

Die Blütezeit des Brauhauses der Stadt Wien

Bierdeckel des Stadtbräus

Das 1905 durch die Erwerbung des Brauhauses in Rannersdorf geschaffene „Brauhaus der Stadt Wien" nahm am 1. September 1905 seinen Betrieb auf. Die Produktionsstätte wurde zügig ausgebaut und bald zeigte sich, dass das „Brauhaus der Stadt Wien“ trotz des weiteren Widerstandes des Wiener Brauherrenvereins gut geführt wurde. Die Straßenbahn stellte Waggons zum Biertransport zur Verfügung und die städtischen Markthallen wurden als Bierdepots verwendet. Bereits bei den von den Wirten heftig bekämpften Bierpreiserhöhungen der Jahre 1908 und 1911 ließ das städtische Brauhaus in den Zeitungen verkünden, dass man den Kartellbeschluss zur Preiserhöhung nicht befolgen werde.[3] 1912 wurde mit 257.981 Hektolitern der Höchstausstoß der Vorkriegszeit gemeldet. Die Schulden der Genossenschaft wurden weiter reduziert und die ehemaligen Genossenschafter wurden letztendlich mit 70 Prozent des Nominalwertes ausbezahlt.

Für die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung, die ab 1919 die Verwaltung übernahm, war das Brauhaus ein wichtiger städtischer Betrieb. 1930 wurde nur in den Vereinigten Brauereien mehr Bier produziert als in Rannersdorf. Es gab hohe Investitionen in den Maschinen- und Fuhrwerkspark und das Sudhaus soll damals das modernste Europas gewesen sein. Es gab viele soziale Einrichtungen, wie ein „Wohlfahrtsgebäude“ mit modernen Umkleideräumen und Bädern, ein Freibad für die Beschäftigten sowie ein Brauhaus-Restaurantsaal mit einer günstigen Werksküche. Es wurden Löhne und Zuwendungen weit über dem Kollektivvertrag ausgezahlt.[4]

Der politischen Umsturz 1933/34 hatte fatale Folgen für das Brauhaus, es gab eine umfangreiche Kündigungswelle für die meist sozialdemokratischen Angestellten und Arbeiter und 1937 wurde nicht einmal die Hälfte des Jahres 1930 produziert. Als die Nationalsozialisten in Österreich einmarschierten, wurde die gesamte Führungsmannschaft aus politischen Gründen entlassen und ein großer Teil der Arbeiter ausgetauscht.

Das langsame Ende des Brauhaus nach 1945

Briefmarke, um 1950

1945 besetzten russische Truppen den Betrieb und richteten das Direktionsgebäude sowie die Mälzerei als Lazarett ein, die Werkskantine wurde in einen Operationssaal verwandelt. Trotz dieser Verhältnisse konnte im Juni 1945 mit dem Brauen begonnen werden, aber wegen des fehlenden Hopfens und der geringen Gerstezuteilung konnte im Jahre 1946 nur ein Bruchteil der Betriebskapazität ausgenützt und nur Leichtbier ausgeschenkt werden. Erst im Oktober 1948 konnte man mit der Erzeugung von höhergrädigem, also wieder normalem Bier beginnen. Ab 1950 setzte eine umfangreiche Werbeaktion für das „Stadtbräu“ und das „Stefflbräu“ ein, wobei der bekannte Schauspieler Fritz Imhoff als „Werbe-Ikone“ diente.

Gleichzeitig beschäftigte sich die Stadt Wien mit Verkaufsstrategien des Brauhauses. Die Wiener Stadträte Felix Slavik und Josef Afritsch nahmen Kontakt mit einem Konsortium österreichischer Brauereiinhaber auf, in dem die Familie Mautner Markhof 52 Prozent der Anteile hielt. Obwohl ein deutscher Konzern ein höheres Kaufangebot gelegt hatte, beschloss der Gemeinderat 1959, das Angebot der Interessengruppe österreichischer Brauereien auf Ankauf des Brauhauses der Stadt Wien anzunehmen. Das Brauhaus wurde mit Gemeinderatsbeschluss vom 17. Juli 1959 verkauft. Der Betrieb wurde mit Ende des Jahres 1959 stillgelegt und der „Karl-Oppolzer-Kommanditgesellschaft“ übergeben. Es gab zwar einen umfangreichen Sozialplan für die MitarbeiterInnen, aber trotzdem längere Proteste der Belegschaft und der Öffentlichkeit, die aber wirkungslos blieben. Hauptgewinner des Verkaufs blieb die Schwechater Brauerei, die weitgehend das Absatzgebiet, aber auch einen Teil der Arbeiter übernahm.[5]

Nachdem die Brauanlagen einige Jahre leer standen, wurden einige Gebäude 1968 von der Firma Rohr-Mertl angekauft und zum größten Röhrenlager Österreichs umfunktioniert. Das ehemalige Sudhaus wurde in den Jahren 1969 bis 1971 umgebaut, und diese Gebäude bestehen großteils noch.

Quellen

Literatur

  • Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat. Schwechat: Verlag der Stadtgemeinde Schwechat 1929
  • Heinrich Berg, Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Zur Geschichte des Bieres in Wien. Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Hg. vom Verein für Geschichte der Stadt Wien. Wien: 1992 (Wiener Geschichtsblätter Beiheft 3, 1992).
  • Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.
  • Neue Zeitung, 26.7.1908
  • Brigitte Pellar: Geschichte nicht ohne uns: die ersten 100 Jahre Gewerkschaft Agrar, Nahrung, Genuß. Wien: ÖGB Verlag 1992
  • Reichspost, 26.9. 1911
  • Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993
  • Christian M. Springer, Alfred Paleczny, Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien: Löcker Verlag 2016, S. 218-227

Referenzen

  1. Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat, S. 123.
  2. Brigitte Pellar: Geschichte – nicht ohne uns, S.144; Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.
  3. Neue Zeitung, 26.7.1908, S.4; Reichspost, 26.9. 1911, S.6.
  4. Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993, S.19-20.
  5. Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien