Arthur Schnitzler: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. April 2019, 20:47 Uhr

Daten zur Person
Personenname Schnitzler, Arthur
Abweichende Namensform
Titel Dr. med. univ.
Geschlecht männlich
PageID 11215
GND 118609807
Wikidata
Geburtsdatum 15. Mai 1862
Geburtsort Wien
Sterbedatum 21. Oktober 1931
Sterbeort Wien
Beruf Arzt, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 20.04.2019 durch DYN.michaelorenz
Begräbnisdatum
Friedhof Wiener Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 6 , Reihe 0, Nr. 4
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 1., Burgring 1 (Wirkungsadresse)
  • 9., Frankgasse 1 (Wirkungsadresse)
  • 18., Sternwartestraße 71 (Letzte Wohnadresse)
  • 2., Praterstraße 16 (Geburtsadresse)
  • 18., Sternwartestraße 71 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Raimundpreis (Verleihung: 27. März 1914)
  • Volkstheaterpreis (Verleihung: 8. Oktober 1920)
  • Bauernfeldpreis (Verleihung: 27. März 1899)
  • Bauernfeldpreis (Verleihung: 17. März 1903)
  • Grillparzerpreis (Verleihung: 15. Jänner 1908)
  • Burgtheaterring (Verleihung: 23. April 1926)

Arthur Schnitzler, * 15. Mai 1862 Wien 2, Praterstraße 16 (Gedenktafel), † 21. Oktober 1931 Wien, Schriftsteller, Arzt.

Biographie

Arthur Schnitzler kam als erster Sohn der insgesamt vier Kinder des Laryngologen Johann Schnitzler und dessen Gattin Luise, Tochter des Wiener Arztes Philipp Markbreiter, in der Praterstraße 16 zur Welt. Von 1871 bis 1879 besuchte er das Akademische Gymnasium (1871-1879) und legte am 8. Juli 1879 die Matura mit Auszeichnung ab. Danach studierte er an der Universität Wien Medizin und wurde am 30. Mai 1885 zum Dr. med. promoviert. Sein jüngerer Bruder Julius Schnitzler wurde ebenfalls Arzt. Von 1885 bis 1888 arbeitete er als Assistenz- und Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus und war danach bis 1893 Assistent seines Vaters an der laryngologischen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik Wien, betätigte sich aber bereits in dieser Zeit als literarischer Schriftsteller. Gleichzeitig arbeitete er als Redakteur der von seinem Vater gegründeten Internationalen Klinischen Rundschau und schrieb in dieser Funktion auch medizinwissenschaftliche Veröffentlichungen. Nach dem Tod seines Vaters 1893 verließ er die Poliklinik und eröffnete eine Privatpraxis (1, Burgring 1, dann 9, Frankgasse 1). Schnitzler heiratete am 26. August 1903 Olga Gussmann. Ihr Sohn Heinrich kam am 9. September 1902 auf die Welt, ihre Tochter Lili am 13. September 1909. Am 14. April 1910 erwarb Schnitzler die Villa Sternwartestraße 71 im 18. Wiener Gemeindebezirk (Gedenktafel, Kauf von Hedwig Bleibtreu). 1921 wurde die Ehe von Olga Gussmann geschieden. Der Freitod seiner Tochter Lili im Jahr 1928 erschütterte ihn in seinen psychischen Fundamenten. Am 21. Oktober 1931 starb Schnitzler als einer der einflussreichsten deutschsprachigen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts im Alter von 69 Jahren an einer Hirnblutung. Er liegt auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben (Ehrengrab, Israelitische Abteilung, erstes Tor, Grab 6/0/4).

Schnitzler begeisterte sich für Billard, Tennis, Radfahren und moderne Technik (Automobil, Flugzeug). Er war mit Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann, Egon Friedell, Hugo von Hofmannsthal, Josef Jarno, Josef Kainz, Ernst Lothar, Felix Salten, Max Schönherr und Jakob Wassermann sowie mit Berta Zuckerkandl befreundet, schätzte Sigmund Freud, Gustav Mahlers Musik und Theodor Herzl (dessen Zionismus er jedoch ablehnte), hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu Peter Altenberg und Karl Kraus und war mit Max Mell und Alfred Polgar verfeindet.

Schnitzler, der sich ab 1880 neben fachwissenschaftlichen Studien auf dem Gebiet der Medizin auch schriftstellerisch betätigte, veröffentlichte seine Gedichte und Erzählungen zunächst in verschiedenen Zeitschriften (darunter "Blaue Donau", "Moderne Dichtung", "Moderne Rundschau", "Frankfurter Zeitung", "Freie Bühne"). Er zählt zu den typischen Vertretern des Wiener Impressionismus, war nicht nur ein ausgezeichneter Beobachter mit psychologischem Einfühlungsvermögen, sondern auch ein ausgezeichneter Stilist von melancholischer und leicht ironisierender Art. Eine Besonderheit seines literarischen Schaffens liegt darin, dass viele seiner Werke explizit im zeitgenössischen Wien spielen. Indem Schnitzler den österreichischen Realismus mit modernen Techniken, etwa dem inneren Monolog in der Novelle "Leutnant Gustl", fortsetzte, wurde er zum gesellschaftskritischen Analytiker. Während Künste und Wissenschaften im Wien der Jahrhundertwende blühten, deckte Schnitzler die psychologischen und sozialen Abgründe hinter der Fassade des Erfolges auf. Er porträtierte im Roman "Der Weg ins Freie" (1908) das assimilierte jüdische Bürgertum auf der Suche nach seiner Identität in der zu Ende gehenden Habsburgermonarchie im Spannunsgfeld zwischen Antisemitismus und Zionismus. Die von ihm geschaffenen Figuren des Wienertums an der Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts sind in ihrer künstlerischen Aussage von zeitloser Gültigkeit. Schnitzler war Mitglied der literarischen "Wiener Moderne" und mit Sigmund Freud befreundet. Er verkehrte im eleganten Gesellschaftsrestaurant Leidinger (1, Kärntner Straße 61) und gehörte zu jenen prominenten Vertretern "Jung-Wiens", die sich regelmäßig im Café Griensteidl trafen. Zu seinen berühmtesten dramatischen Werken zählen "Anatol" (1893), Liebelei (erster großer Bühnenerfolg am Burgtheater am 9. Oktober 1895; Verfilmung ["Elskovsleg"] 1914 in Kopenhagen), "Der grüne Kakadu" (drei Einakter, 1899), "Reigen" (1900), "Der Schleier der Beatrice" (1900), "Der einsame Weg" (1903), "Komtesse Mizzi" (1909), "Der junge Medardus" (1910; Raimundpreis 27. März 1914), "Das weite Land" (1911) und "Professor Bernhardi" (1912; Volkstheaterpreis 8. Oktober 1920); unter den erzählerischen Werken sind außerdem der späte Roman "Therese" (1928) oder die Novellen "Sterben" (1895), "Frau Bertha Garlan" (1900), "Leutnant Gustl" (1900) und "Fräulein Else" (1924) hervorzuheben. Viele seiner Werke wurden in Fremdsprachen übersetzt. Am 27. März 1899 erhielt er den Bauernfeldpreis (am 17. März 1903 wurde er ihm für seinen Zyklus "Lebendige Stunden" nochmals zugesprochen), am 15. Jänner 1908 für seine Komödie "Zwischenspiel" den Grillparzerpreis und am 23. April 1926 den von der "Concordia" gestifteten Burgtheaterring.

Schnitzlers Werke waren Anlass für kleine und große Skandale. Nach der Veröffentlichung des "Leutnant Gustl" wurde ihm am 14. Juni 1901 der Offiziersrang als Oberarzt der Reserve wegen angeblicher Schädigung des Ansehens und Beleidigung der österreichisch-ungarischen Armee aberkannt. Das bereits 1912 fertiggestellte Drama "Professor Bernhardi" konnte aus Zensurgründen bis 1918 nicht aufgeführt werden. Nach der Uraufführung des Bühnenstücks "Der Reigen" wurde Schnitzler 1921 ein Prozess wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses gemacht. Die kompromisslose Darstellung des Ehebruchs und die intimen Dialoge zwischen Macht, Verführung, Sehnsucht, Enttäuschung und Verlangen sprengten die Moralvorstellungen seiner Zeit. Nach tagelangen Angriffen gegen Schnitzler sprengte eine antisemitische Truppe im Februar 1921 spektakulär die Aufführung der Szenenfolge "Reigen" in den Kammerspielen in der Rotenturmstraße. Das von Schnitzler verhängte Aufführungsverbot war bis 1982 gültig, wurde allerdings durch Filme und Hörspielfassungen umgangen.

Arthur Schnitzler ist auch heute noch einer der erfolgreichsten österreichischen Schriftsteller. Seine Prosa wurde in viele Sprachen übersetzt und wird noch heute vielerorts gelesen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte er zu den meistgespielten Dramatikern nicht nur der deutschsprachigen Bühnen. Er ist einer der bedeutendsten literarischen Botschafter Österreichs in der Welt. Davon zeugen auch viele Verfilmungen seiner Werke, zuletzt Stanley Kubricks Adaption der "Traumnovelle" ("Eyes wide shut"). Viele seiner Erzählungen und Dramen leben nicht zuletzt vom Lokalkolorit. Ihre handelnden Personen sind typische Gestalten der damaligen Wiener Gesellschaft: Offiziere und Ärzte, Künstler und Journalisten, Schauspieler und leichtlebige Dandys, und nicht zuletzt das süße Mädel aus der Vorstadt. Schnitzler hinterließ, mittlerweile publiziert, eine Autobiographie seiner Jugendjahre ("Jugend in Wien") und ein zehnbändiges Tagebuch, das Einblick in seine Befindlichkeiten, aber auch einen Aufriss der Gesellschaft seiner Zeit bietet.

Schnitzlerdenkmal, Schnitzlerhof, Arthur-Schnitzler-Platz, Schnitzlervilla (Gedenktafel), Büste im Burgtheater (enthüllt 21. Oktober 1971).

Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 14. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1934
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Reinhard Urbach: Arthur Schnitzler. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 104 ff. (?)
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 420
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990, S. 115 ff.
  • Arthur Schnitzler, Jugend in Wien. Eine Autobiographie. Wien: Molden 31968, S. 339 ff. (Lebensdaten und Werkverzeichnis)
  • Leo Feigl: Arthur Schnitzler und Wien. Wien: Paul Knepler 1911
  • Theodor Reik: Arthur Schnitzler als Psycholog. Minden: Bruns 1913
  • Josef Körner: Arthur Schnitzler, Gestalten und Probleme. Zürich / Wien: Amalthea 1921
  • Richard Specht: Arthur Schnitzler. Der Dichter und sein Werk. Eine Studie. Berlin: Fischer 1922
  • Albert Fuchs: Arthur Schnitzler. 1946
  • Gerhart Baumann: Arthur Schnitzler. Die Welt von Gestern eines Dichters von Morgen. Berlin: Athenäum 1965
  • Reinhard Urbach: Arthur Schnitzler. Velber: Friedrich 1968 (Friedrichs Dramatiker des Welttheaters, 56)
  • Hartmut Scheible: Arthur Schnitzler und die Aufklärung. München: Fink 1977
  • Renate Wagner: Arthur Schnitzler. Eine Biographie. Wien: Molden 1981
  • Renate Wagner: Frauen um Schnitzler. Frankfurt: Fischer-Taschenbuch-Verlag 1980
  • Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Stuttgart: Metzler 1987
  • Heide Tarnowski-Seidel: Arthur Schnitzler, Flucht in die Finsternis. Eine produktionsästhetische Untersuchung. München: Fink 1991
  • Ulrich Weinzierl: Arthur Schnitzler. Frankfurt: Fischer 1994
  • Herta Singer: Zeit und Gesellschaft im Werk Arthur Schnitzlers. Diss. Univ. Wien. Wien 1948
  • Ernst Jandl: Die Novellen Arthur Schnitzlers. Diss. Univ. Wien. Wien 1950
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 25fff.
  • Edith Dürrer: Arthur Schnitzler. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 15.05.1987
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), Register
  • Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 350 ff.
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989, S. 116 ff.
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830 – 1930. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 163 f. (Künstlerwohnungen)
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 187
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 155
  • Profil, 19.10.1981, S. 60 ff.
  • Wiener Zeitung, 18.10.1991, S. 8
  • Wiener Zeitung, 07.02.1992, S. 15
  • Die Presse, Spectrum, 06.08.1994, S. VII

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