Hedwig Bleibtreu

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Hedwig Bleibtreu als "Beatrix"; Rollenbild aus "Der Schwan" von Molnár, Burgtheater 1921
Daten zur Person
Personenname Bleibtreu, Hedwig
Abweichende Namensform Bleibtreu-Paulsen, Hedwig
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 12904
GND 116201304
Wikidata Q94505
Geburtsdatum 23. Dezember 1868
Geburtsort Linz
Sterbedatum 24. Jänner 1958
Sterbeort Wien
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Carltheater, Theater an der Wien (Institution), Schauspielerin, Ehrenmitglieder des Burgtheaters, Bürger der Stadt Wien, Burgtheaterring, Ehrenring, Bleibtreustraße
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 1.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof Pötzleinsdorfer Friedhof
Grabstelle Gruppe F, Nummer 88/89
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Hedwig Bleibtreu als Beatrix; Rollenbild aus Der Schwan von Molnár, Burgtheater, 1921.jpg
Bildunterschrift Hedwig Bleibtreu als "Beatrix"; Rollenbild aus "Der Schwan" von Molnár, Burgtheater 1921
  • 18., Dr.-Heinrich-Maier-Straße 15 (Sterbeadresse)
  • 18., Sternwartestraße 71 (Wohnadresse)
  • 18., Edelhofgasse 7 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 19. Oktober 1928)
  • Burgtheaterring (Verleihung: 1930)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 2. Mai 1943)

Hedwig Bleibtreu, * 23. Dezember 1868 Linz, † 24. Jänner 1958 Wien, Schauspielerin.

Biographie

Hedwig Bleibtreu war Tochter des Schauspielerehepaars Sigmund und Amalie Bleibtreu und wurde in Linz im Gebäude des Gasthofs "Zum schwarzen Bock" geboren. Als ihre Eltern Engagements an Wiener Theatern erhielten, zogen sie nach Wien. Kurz darauf, am 28. Dezember 1872, stand die Vierjährige erstmals auf einer Bühne: Im Theater an der Wien, der Wirkungsstätte ihrer Mutter, spielte sie eine Kinderrolle in Ferdinand Raimunds "Der Verschwender".

Nach der Pflichtschule absolvierte Bleibtreu die Schauspielschule des Wiener Konservatoriums und nahm Unterricht bei dem Sprachpädagogen Alexander Strakosch. Sie war zunächst am Augsburger Stadttheater (1886/1887), dann in Brünn (1887/1888), Berlin (1888/1889) und Kassel (1889 bis 1891) engagiert. 1891/1892 ging sie mit dem Münchner Bauernensemble Hofpaur auf Tournee, wobei sie bei einem Gastspiel am Carltheater (1892) so vorteilhaft auffiel, dass sie engagiert wurde. Sie spielte anfangs Mädchengestalten in Gesellschafts- und Volksstücken und tat sich besonders im Rollenfach der Sentimentalen hervor.

1893 wurde sie von Direktor Max Burckhard ans Hofburgtheater geholt, dem sie seither angehörte (1898 ernannte man sie zur Hofschauspielerin, 1906 erhielt sie einen lebenslänglichen Vertrag). Ihr Burgtheater-Debüt gab sie als Klärchen in Goethes "Egmont". Der große künstlerische Durchbruch gelang ihr als Titelheldin in Schillers "Jungfrau von Orleans" (1893). Über die Jahre machte Bleibtreu eine Entwicklung von der Heroine hin zu Mütter- und Greisinnenrollen durch. Sie war aber keine reine Bühnenschauspielerin, sondern wirkte auch in zahlreichen Filmen mit, angefangen beim achtteiligen Monumentalfilm "Die Herrin der Welt" (1919) bis zu Klassikern des Nachkriegsfilms wie "Der Engel der Posaune" oder "Der dritte Mann" (beide 1948).

Hedwig Bleibtreu erhielt für ihr jahrzehntelanges Schaffen zahlreiche Auszeichnungen. Sie wurde zum Ehrenmitglied des Burgtheaters (1924) sowie zur Bürgerin der Stadt Wien (19. Oktober 1928) ernannt. 1930 erhielt sie den Burgtheaterring und 1943 den Ehrenring der Stadt Wien. Die nationalsozialistischen Kulturverantwortlichen vereinnahmten mit Bleibtreu einen Publikumsliebling, der die Tradition höchster klassischer Theaterkunst verkörperte, und ernannten sie bereits im Mai 1938 zur "Staatsschauspielerin". Nach ihrem 50-jährigen Jubiläum als Ensemblemitglied des Burgtheaters erhielt sie 1943 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Das Burgtheater feierte Bleibtreus Jubiläum mit einer Inszenierung von Otto Ludwigs "Fräulein von Scuderi" (ein großformatiger Theaterzettel der Premiere, von den Mitwirkenden signiert, befindet sich im Nachlass Hedwig Pistorius', der in der Wienbibliothek aufbewahrt wird). Bleibtreu wurde im Oktober 1955 schließlich die Ehre zuteil, anlässlich der Wiedereröffnung des Hauses am Ring den Prolog aus Schillers "Wallenstein" zu sprechen.

1981 wurde im 11. Bezirk die Bleibtreustraße nach Hedwig Bleibtreu benannt. Die Villa Sternwartestraße 71 im 18. Bezirk, heute als "Schnitzlervilla" bekannt, gehörte Hedwig Bleibtreu und ihrem ersten Gatten (1900), dem Hofschauspieler Professor Alexander Römpler. Nach dem Tod ihres Mannes (1909) verkaufte Bleibtreu sie im April 1910 Arthur Schnitzler. 1911 heiratete sie Burgtheaterdirektor Hofrat Max Paulsen.

Quellen

Literatur

  • Gertrud Doublier / Walter Zeleny: Hedwig Bleibtreu. Wesen und Welt einer großen Burgschauspielerin. Wien: Donau-Verlag 1948
  • Herbert A. Frenzel u.a. [Hg.]:Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Berlin: de Gruyter 1956
  • Fred Hennings: Heimat Burgtheater. Band 3. Wien [u.a.]: Herold 1974, S. 149 ff.
  • Gerhard Hubmann: "Schwankende häusliche Stimmung". Mit Arthur Schnitzler beim Villenkauf. In: "So schön kann Wissenschaft sein!" Mit Kronprinz Rudolf im Unterricht, mit Kaiserin Elisabeth von Schloss zu Schloss, mit Arthur Schnitzler beim Villenkauf. Zeitkapseln aus der Sammlung Brigitte Hamann. Geöffnet und hg. von Marcel Atze unter Mitarbeit von Kyra Waldner. [Wien]: Amalthea 2017, S. 220–236
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
  • Neue österreichische Biographie. 1815−1918. Band 16. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1965
  • Franz Planer [Hg.]: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien: F. Planer 1929
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
  • Schauspieler des Burgtheaters, 1776−1976. 43. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz, 6. Mai bis 20. Juni 1976. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1976 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 43), S. 32 (Hauptrollen)
  • György Sebestyén: Burgtheater-Galerie. 148 Künstlerporträts der "Ehrengalerie" des Wiener Burgtheaters nach Aufnahmen von Csaba Tarcsay. Mit einer historisch-biographischen Dokumentation von Konrad Schrögendorfer. Wien: Edition Tusch 1976, S. 150
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Ernst Wurm: Die Burgschauspielerin. Zwölf Porträtskizzen. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 357), S. 9 ff.