Christoph Schönborn
- Weihbischof der Erzdiözese Wien (29.09.1991 bis 13.04.1995)
- Erzbischof-Koadjutor (13.04.1995)
- Erzbischof von Wien (14.09.1995)
- Mitglied des Kardinalskollegiums (21.02.1998)
- Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz (30.06.1998)
Christoph Schönborn, * 22. Jänner 1945 Skalken bei Leitmeritz (Skalsko bei Litoměřice, Tschechische Republik), Theologe, Priester, seit 1995 Erzbischof von Wien.
Jugend und Studien
Christoph Schönborn kam 1945 als Nachkomme des altösterreichischen Adelsgeschlechtes Schönborn in Skalken bei Leitmeritz (Skalsko bei Litoměřice) in der heutigen Tschechischen Republik zur Welt. Noch im September 1945 musste seine Familie aus der Tschechoslowakei nach Österreich flüchten. Von 1951 bis 1955 besuchte Christoph Schönborn die Volksschule zuerst in Schruns und dann in Bludenz in Vorarlberg. In Bludenz absolvierte er auch das Bundesrealgymnasium, an dem er 1963 maturierte. Im September des gleichen Jahres trat er in Warburg (Westfalen) in den Dominikanerorden (Lateinisch ordo predicatorum = Orden der Prediger, abgekürzt O. P. beziehungsweise O. Pr.) ein (Profess im September 1964).
Es folgten Studien an den Ordenshochschulen in Walberberg bei Bonn (Philosophie und Theologie) und Le Saulchoir (Theologie), an der Universität Wien (Philosophie und Psychologie), an der École Pratique des Hautes Etudes an der Sorbonne (Christianisme Byzantine et Slave) sowie am Institut Catholique in Paris (Theologie).
Am 27. Dezember 1970 wurde er in Wien vom damaligen Erzbischof Kardinal Franz König zum Priester geweiht. 1971/1972 widmete sich Schönborn dem Doktoratsstudium am Institut Catholique in Paris, wo er 1974 zum Doktor der Theologie promovierte. Schon zuvor verbrachte er ein Studienjahr in Regensburg. Kardinal Josef Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., war hier sein Lehrer und ist ihm seit dieser Zeit verbunden.
1973 bis 1975 war Christoph Schönborn als Studentenseelsorger an der Katholischen Hochschulgemeinde in Graz tätig. Von 1976 bis 1991 lehrte der Theologe Dogmatik und Ostkirchenkunde an der Universität von Fribourg (Schweiz), 1981 wurde er zum Ordinarius bestellt. Im gleichen Jahr berief man ihn in die Internationale Theologenkommission des Heiligen Stuhls, von 1987 bis 1992 fungierte er als Sekretär der Redaktions-Kommission für den Katechismus der Katholischen Kirche.
Im Juli 1991 ernannte Papst Johannes Paul II. den Dominikaner zum Weihbischof der Diözese Wien (mit dem Titularbistum Sutri); am 29. September 1991 erhielt er die Bischofsweihe im Wiener Stephansdom. Nachdem er im April 1995 zum Koadjutor der Erzdiözese Wien ernannt wurde, trat er am 14. September 1995 die Nachfolge Hans Hermann Groërs als Erzbischof von Wien an (feierliche Einsetzung am 1. Oktober des Jahres). Im Februar 1998 kreierte ihn der Papst zum Kardinal mit der Titelkirche Gesù Divin Lavoratore in Rom. Im Juli 1998 übernahm Schönborn den Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz. Er ist auch Ordinarius für die Katholiken des byzantischen Ritus in Österreich. Als Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die "Stadtmission", die Reform der Pfarrstrukturen, die Betonung der Verbundenheit in und mit der Weltkirche, der ökumenische Dialog insbesondere mit den Ostkirchen sowie der interkonfessionelle Dialog mit dem Judentum zu nennen. Sowohl zu gesellschaftspolitischen (Asyl, Sterbehilfe) als auch zu innerkirchlichen Fragen (Missbrauchsfälle, Zulassung verheirateter katholischer Priester zum Dienst) nahm er wiederholt deutlich Stellung. 2019 musste sich Schönborn angesichts einer Krebsdiagnose einer Operation unterziehen.
In der Bischofskonferenz ist der Wiener Erzbischof unter anderem für die Aufgabenbereiche Kirche und Staat, Ökumene, Schule und Berufung zuständig. Auf weltkirchlicher Ebene ist Schönborn Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre, der Kongregation für die Orientalischen Kirchen und der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, außerdem der Päpstlichen Räte für Kultur, für Neuevangelisierung und für Laien. Weiters wurde er von Papst Franziskus in die Kardinalskommission zur Aufsicht über das IOR (Vatikanbank) berufen.
Unter den zahlreichen Publikationen Christoph Schönborns sind neben Frühwerken wie "Einheit im Glauben" (1984) oder "Existenz im Übergang" (1987) auch "Quellen unseres Glaubens" (1996), "Wähle das Leben" (1998), das christologische Werk "Gott sandte seinen Sohn" (2002), "Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens" (2007), "Vom geglückten Leben" (2008), "Der Mensch als Abbild Gottes" (2008) sowie "Die Freude, Priester zu sein" (2011) hervorzuheben.
Kardinal Schönborn erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, ist Ehrenbürger von Mariazell (2006) und Wirkliches Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften (1997), Großkreuzritter des Ritterordens vom Heiligen Grab und des Malteserordens sowie Ehrenritter des Deutschen Ordens und besitzt mehrere Ehrendoktorate ausländischer Universitäten.
Quellen
- Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Schönborn, Christoph [Sign.: TP-048683]
Literatur
- Hohe Auszeichnung für Kardinal Christoph Schönborn. In: Rathauskorrespondenz, 03.02.2012
- Hellmut Butterweck: Österreichs Kardinäle. Von Anton Gruscha bis Christoph Schönborn. Wien: Ueberreuter 2000
Links
- Erzbischof Kardinal Schönborn in der Erzdiözese Wien (Stand: 12.09.2022)
- Austria Forum (Stand: 12.09.2022)
- Lebenslauf von Kardinal Christoph Schönborn (Stand: 12.09.2022)
- Erzbischof Kardinal Schönborn in der Bischofskonferenz (Stand: 12.09.2022)
- Vatikan, Pressedokumentation zu Erzbischof Kardinal Schönborn