Ludwig van Beethoven
- Neffe Karl van Beethoven
- Vater Johann Beethoven
- Mutter Maria Magdalena Keverich
- Schwägerin Johanna Reiss
- Bruder Kaspar Anton Karl Beethoven
- Förderer Karl Lichnowsky
Ludwig van Beethoven, * wahrscheinlich 16. Dezember 1770 Bonn (Taufe 17. Dezember), † 26. März 1827 Wien, Komponist.
Biografie
Ludwig van Beethoven war der Sohn des Tenoristen der Kurfürstlichen Hofkapelle Johann van Beethoven (* 1739? Bonn, † 18. Dezember 1792 Bonn) und der Maria Magdalena Keverich (* 19. Dezember 1746 Ehrenbreitstein, † 17. Juli 1787 Bonn).
Den ersten Musikunterricht erhielt Beethoven von seinem Vater. Erstmals trat er 1778 – in Köln – als Pianist auf. 1782 vertrat er Christian Gottlob Neefe, seinen damaligen Lehrer, als Organist. Im Folgejahr erhielt er eine Stelle als besoldeter Hofmusiker. 1784 wurde Beethovens trunksüchtiger Vater vom Dienst suspendiert; er selbst übernahm von da an immer öfter die Rolle des Familienoberhaupts. In diesen Jahren erschienen erste eigene Kompositionen (noch ohne Opuszahl) im Druck. Seine erste Studienreise nach Wien (1787), wo er Wolfgang Amadeus Mozarts Schüler werden sollte, musste Beethoven wegen der tödlichen Erkrankung seiner Mutter abbrechen. Nach Bonn zurückgekehrt, wurde er 1789 Vormund seiner beiden Brüder Kaspar Karl und Nikolaus Johann und immatrikulierte an der dortigen Universität.
Auf den Rat des durchreisenden Joseph Haydn hin fuhr Beethoven 1792 ein zweites Mal zu Studienzwecken nach Wien. Seine wichtigsten Lehrer waren Johann Schenk, Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri, wohingegen der Unterricht bei Haydn eher pro forma ablief. Beethoven wurde in Wien sesshaft und fand die Unterstützung adeliger Musikliebhaber. Er machte als Klaviervirtuose und Improvisator von sich reden; zugleich begann er aber auch, seine Kompositionen in namhaften Verlagen zu veröffentlichen. Ein beginnendes Gehörleiden führte zu einer schweren seelischen Krise, die im sogenannten Heiligenstädter Testament ihren Ausdruck fand.
Die Aufführungen von Beethovens größer besetzten Werken der mittleren Schaffensperiode, darunter die Messe in C-Dur, die Oper "Fidelio", die Symphonien Nr. 3 bis 8, die beiden letzten Klavierkonzerte und das Violinkonzert, verliefen sehr erfolgreich, die Oper allerdings erst in ihrer dritten Fassung. Abwanderungsplänen Beethovens begegneten Erzherzog Rudolph, Franz Joseph Fürst Lobkowitz und Ferdinand Fürst Kinsky mit der Zusicherung eines fixen Jahresgehalts. Die Auszahlungen gerieten jedoch durch den Staatsbankrott von 1811 arg ins Stocken. Während des Wiener Kongresses (1814/1815) stand Beethoven als unbestritten führender Komponist der Stadt im internationalen Rampenlicht. Sein Gehörleiden hatte inzwischen jedoch dramatisch zugenommen und eine Fortsetzung der pianistischen Tätigkeit unmöglich gemacht; es mündete schließlich in völlige Taubheit. Nach dem Tod seines Bruders Kaspar Karl (1815) verstrickte sich Beethoven in zermürbende Streitigkeiten um die Vormundschaft über seinen Neffen Karl. Die Quantität seines Schaffens nahm ab; es entstanden jedoch Meisterwerke wie die 9. Symphonie, die Missa solemnis, die letzten Streichquartette und Klaviersonaten sowie die Diabelli-Variationen. Beethoven starb an einer durch eine Hepatitis und erhöhten Alkoholkonsum hervorgerufenen Leberzirrhose.
Beethovens Leben und Wirken fällt in die Zeit des Übergangs von der höfischen zur bürgerlichen Musikkultur. An ihm entzündete sich noch zu seinen Lebzeiten der für die Kultur des Bildungsbürgertums so bezeichnende Geniekult. Beethoven gilt als Prototyp des selbstbewussten, strebenden Künstlers, der durch die Hingabe an seine schöpferische Tätigkeit beispielhaft die Widrigkeiten des irdischen Lebens überwindet. Vom zeitgenössischen Publikum nicht immer verstanden, stellte sein Schaffen auf dem Gebiet der Instrumentalmusik für die folgenden Komponistengenerationen einen unerreichten und unerreichbaren Gipfel dar. Besonders seine Behandlung der Sonatenform (und damit auch der Symphonie, des Instrumentalkonzerts und der zyklischen Kammermusikwerke) wurde als unübertrefflich angesehen. Eine Fortführung seines Personalstils erschien daher seinen Nachfolgern sinnlos; Fortschritt auf dem Gebiet der Musik vermeinte man wohl zu Recht nur auf neuen Wegen erreichen zu können. Somit gilt Beethoven allgemein als Vollender der Wiener Klassik, wenngleich manches in seinem Schaffen in Widerspruch zu Haydn und Mozart steht und selbst schon in eine neue Epoche weist.
Im persönlichen Benehmen war Beethoven sehr direkt; geschliffene Umgangsformen waren seine Sache nicht. Dazu kam in den letzten Lebensjahren auch äußerlich ein ungepflegtes Erscheinungsbild. Das alles, vor allem aber sein zunehmendes Gehörleiden, erschwerte ihm den Kontakt zu seinen Mitmenschen, denen er als schwierig galt. Legendär sind seine vielen Wohnungswechsel, die selbst für eine Zeit, in der generell viel öfter als heute übersiedelt wurde, eine bemerkenswerte Anzahl erreichten. Beethoven war nie verheiratet. Die von ihm verehrten Frauen waren meist gesellschaftlich höhergestellt, was eine Ehe unmöglich machte. Berühmt geworden ist Beethovens Brief an seine "unsterbliche Geliebte". Deren Identität ist bis heute umstritten; gute Gründe sprechen jedoch für Josephine Gräfin Brunsvik, verehelichte Gräfin Deym. In der eigenen Familie hatte Beethoven wiederholt mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen, angefangen von der Trunksucht seines Vaters bis hin zu den gescheiterten pädagogischen Ambitionen gegenüber seinem Neffen Karl, die diesen zu einem Selbstmordversuch trieben. Den tiefsten Einblick in Beethovens Seelenleben gewähren neben seinem kompositorischen Schaffen wohl sein "Heiligenstädter Testament" und der Brief an die "unsterbliche Geliebte“.
Beethovens zahlreiche Wohnungen und die dort geschaffenen Werke sind gesondert behandelt (Beethoven-Wohnungen). Neben verschiedenen Gedenktafeln erinnern Gedenkstätten (Beethoven-Gedenkstätten), Denkmäler (Beethovendenkmal [1], Beethovendenkmal [19]) und topographische Bezeichnungen (Beethovenaussicht, Beethovengang, Beethovengasse, Beethovenpark, Beethovenplatz, Beethovenruhe) an den Komponisten. Die Leichenfeier fand in der Pfarrkirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit" (8, Alser Straße 17; Gedenktafel) statt; der Originalgrabstein befindet sich im Schubertpark.
Quellen
- Testamente: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten-Persönlichkeiten, A1: B16.1
- Verlassenschaftsabhandlung: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten-Persönlichkeiten, A1: B16.3
- Wienbibliothek Digital: Briefe und Billetts von Ludwig van Beethoven
Literatur
- Thomas Leibnitz: Beethoven. Menschenwelt und Götterfunken. Salzburg: Residenz 2019
- Kurt Dorfmüller / Norbert Gertsch / Julia Ronge / Gertraut Haberkamp: Ludwig van Beethoven – thematisch-bibliographisches Werkverzeichnis. Revidierte und wesentlich erweiterte Neuausgabe des Verzeichnisses von Georg Kinsky und Hans Halm. München: Henle 2014
- Ludwig Finscher [Hg.]: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Personenteil 2, Bag–Bi. Basel: Bärenreiter 1999, S. 667 ff.
- Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990, S. 110 f.
- Hans Bankl: Woran sie wirklich starben. Krankheiten und Tod historischer Persönlichkeiten. Wien: Maudrich 1989
- Anton Neumayr: Musik und Medizin. Band 1: Am Beispiel der Wiener Klassik. Wien: J & V Edition 1987, S. 121 ff., 231 ff., 245 ff.
- Christian M. Nebehay: Musik der Klassik. Wo finde ich Haydn, Gluck, Mozart, Schubert, Beethoven? Leben und Werk, Gedenk- und Wirkungsstätten, Museen und Sammlungen in Wien. Wien: Brandstätter 1985, S. 2ff.
- Günther Haberhauer: Ludwig van Beethoven in Penzing. In: Penzinger Museumsblätter 42 (1977), S. 1 ff. (Familienstammtafel: 10 f.)
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, Register
- Rudolf Klein: Das Symphoniekonzert. Ein Stilführer durch das Konzertrepertoire. Hg. in Zusammenarrbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Musik. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1971, S. 86 ff.
- Leopold Wech: Floridsdorfer Beethovenfreunde. In: Unser schönes Floridsdorf 5 (1971), S. 78
- Rudolf Klein: Beethovenstätten in Österreich. Wien: Lafite 1970
- Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u. a.]: Molden 1970, Register
- Die Flamme lodert. Beethoven-Ausstellung der Stadt Wien. Rathaus, Volkshalle, 26. Mai bis 30. August 1970. Wien: Rosenbaum 1970
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- Peter Pötschner: Das Schwarzspanierhaus. Wien [u. a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 2)
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- Georg Poensgen: Beethovens Begräbnis. In: Wiener Geschichtsblätter 7 (1952), S. 30 ff.
- Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923–1925, S. 620
- Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 141 f., 209, 290
- Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 358 ff.
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 106
- Theodor Frimmel: Beethovens Wohnungen in Wien. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 29. Wien: Gerold 1893, S. 62 ff.