Zum grünen Anger

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1., Grünangergasse; Nikolaigasse: Zum grünen Anger, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1346
Datum bis
Andere Bezeichnung Brotbäckerhaus, Kipfelhaus, Bäckerhaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 23135
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 27.03.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Grünangergasse.jpg
Bildunterschrift 1., Grünangergasse; Nikolaigasse: Zum grünen Anger, um 1940
  • 1., Grünangergasse 8

Frühere Adressierung
  • Nr.: 841 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 877 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 891 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 26.76" N, 16° 22' 30.88" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Zum grünen Anger (auch Brotbäckerhaus; 1., Grünangergasse 8; ehemals auch Sackgasse 3; Konskriptionsnummer 841).

Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt vom 23. Februar 1346. Damals wurden einer Schwester des Laurenzkloster zwei Gebäude gerichtlich zugesprochen, die vorher einen Hof ("Ramhof") bildeten. Seit 1458 war im Haus auf dem Anger das Bäckergewerbe heimisch (Kipfel- oder Bäckerhaus genannt; Kisch [Band 1, S. 467] irrt, wenn er das Jahr 1585 angibt). Der erste nachweisbare Bäcker ist Ulrich Münichhauser. Nach 1488 starben die Besitzer ohne Erben, wodurch das Gebäude in den Besitz der Stadt kam, die es 1534 wieder an einen Bäcker verkaufte. 1567 kauften es der Bäcker Lorenz Albrecht und seine erste Frau Anna. Auf seine zweite Gattin Katharina soll der hervorragende Ruf des Wiener Gebäcks zurückgehen.

Nach der Überlieferung hätten wir hier auch die Geburtsstätte der berühmten Wiener Kipfel zu suchen (die Erzeugung wird mit dem Bäcker und kaiserlichen Stadtgerichtsbeisitzer Peter Wendler in Verbindung gebracht). Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass diese Gebäckform erst 1683 (angeblich zur Verspottung der Türken durch die gewählte Form eines Halbmonds) aufgekommen ist, denn schon aus dem 13. Jahrhundert sind uns als Weihnachtsgabe der Bäcker an Honoratioren "chipfen" bekannt (so bereits im "Fürstenbuch" Jans Enenkels); es sei denn, dass nicht das Gebäck als solches, sondern nur die Form kreiert wurde. Zweifellos aber haben sich die Bäckermeister aus dem Haus "Zum grünen Anger" besondere Verdienste erworben, da zahlreiche Anerkennungen und Erteilungen von besonderen Gnadenprivilegien und Vorrechten bekannt sind, zum Beispiel von den Kaisern Leopold I. (27. September 1697), Joseph I. (9. November 1705) und Karl VI. (1711 und 1713) sowie seiner Tochter Maria Theresia (6. Februar 1745).

1705 wurde das heutige Haus erbaut. Über dem Portal mit seiner geschwungenen Bekrönung befindet sich ein Hauszeichen (zweite Hälfte 18. Jahrhundert; Relief mit alten Gebäckformen in der Höhe des ersten Stockwerks), das an die Tradition erinnert. Ursprünglich befand sich hier der Grünangerkeller.

Am 8. April 1945 wurde dritte Stockwerk durch eine Bombe vollständig zerstört und der zweite Stock erheblich beschädigt. Der Schaden betraf hauptsächlich die in der Sackgasse liegende Seitenfront.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Literatur

  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 59 f.
  • Hans Pemmer: Treffpunkt der Großen und der Originale. Aus der Geschichte des „G. Ankers". In: Weltpresse, 29.06.1946
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 76
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 467
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 312
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 628-631