Zum Bauerndantz

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Zum Petersbäcken
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Bauernkrieg von 1595
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Lienhard Lackner, Hermes Schallautzer
PageID 4793
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 25.04.2021 durch DYN.krabina
  • 1., Petersplatz 10
  • Nr.: 555 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 576 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 615 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


1, Petersplatz 10 (Konskriptionsnummer 576). Mit dem Schildnamen "Zum Bauerndantz".

Das Hausschild "Zum Bauerndantz" kann bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Es erinnert an den Bauernkrieg von 1595. Im Kern stammt das Haus aus dem 16. Jahrhundert, der um 1730 erfolgte Umbau wird Anton Ospel zugeschrieben.


Der Schildname

Der Name birgt eine Erinnerung an den österreichischen Bauernkrieg vom Jahr 1595. Die Bauern wollten damals der Unterdrückung, die sie durch die Grundherren erfahren hatten, durch eine Erhebung ein Ende machen. Sie überfielen unter ihrem Obersten, dem Schulmeister Georg Steinhauser von Neuhofen, die Adelsschlösser, plünderten die Abtei Linlienfeld und belagerten die Stadt St. Pölten. Die dabei verübten Gräueltaten der aufständischen Bauern erregten in Wien solche Entrüstung, dass sich Bürger und Studenten den kaiserlichen Söldnern anschlossen und gegen die Bauern zogen. Die hoben daraufhin die Belagerung von St. Pölten auf und stellten sich bei Wilhelmsburg zur Schlacht, erlitten aber eine vernichtende Niederlage. Steinhauser entkam verwundet dem Schlachtfeld und nahm sich selbst das Leben. De Bauernführer Tandermann, der Schneider von Eschenau, der Bäcker und Weber von Kilb, wurden am 21. Oktober 1597, nachdem der Aufstand mehr als zwei Jahre angedauert hatte, am Hof zu Wien mit Schwert und Rad hingerichtet und eine Anzahl Bauern nach abgenommenen Eide mit abgeschnittenen Nasen und Ohren nach Hause geschickt. Einige Wiener witzelten darüber, nunmehr könnten die Unglücklichen "aufgestuzt zum Tanze" gehen und der in der Nähe des Vollstreckungsortes wohnende Besitzer des Hauses Petersplatz Stadt 576 gab , in Anlehnung an dieses Geschehnis seinem Haus den Schlildnamen "zum Bauerndantz", der durch ein geradezu grauenerregendes Gemälde, das er über dem Tor anbringen ließ, noch betont wurde.


Die Geschichte des Hauses Stadt 576

Ursprünglich standen hier zwei Häuser, deren Eigentümer erstmals im 14. Jahrhundert aufscheint. Nach vielfachem Besitzerwechsel gelangte es in das Eigentum der Witwe des Leonhard Lackhner, an ihn und seine Frau erinnert ein Hauptwerk der gotischen Kunst, das Lackhnersche Epitaph von 1502 an der Südseite des Chors des Stephansdomes (Ölberg mit schlafenden Jüngern). Eine Urkunde im Wiener Stadt- und Landesarchiv erwähnt, dass Magdalene Lacknehrin, die zweite Gemahlin des gewesenen Kirchmeisters bei St. Stephan, Leonhard Lackhner, diesen Ölberg errichtet und wegen Beleuchtung der dabei befindlichen Lampe jährlich drei Pfund Wiener Pfennig bis 1533 bezahlt habe. Lackhner war 1502 Bürgermeister von Wien. Rechts am Ölberg das Wandgrab des Lienhard (Leonhart) Lackner (gestorben 1517) und seiner beiden Frauen Barbara (gestorben 1501) und Magarethe (gestorben 1555). Ferners besaßen dieses Haus auch die Tochter des Ulrich Swaiger (Schweiger) dessen Grabstein in der Ruprechtskirche zu sehen ist, Hermes Schallautzer (Baudirektor und späterer Bürgermeister von Wien 1538/1539) und Katharina Pernfuss die Frau des Bürgermesiters Paul Pernfuss. 1828 kam, nach vielfachem Besitzerwechsel, das aus zwei kleinen Häusern zusammengebaute Gebäude aus dem Besitz der Familie von Ransonet in den der Bäckerfamilie Gerber, die seither hier das Bäckergewerbe betrieb. 1894 gelangte das Haus in den Besitz der Familie Breunig.

Das Haus wurde im Volksmund "beim Peterbäcken" genannt. Über 125 Jahre wurde hier das Bäckersgewerbe ausgeübt.


Kriegsschäden

1945 richtete ein Bombenanschlag große Schäden an der Fassade und der inneren Einrichtung an.


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

  • Bäckerei


Literatur

  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 70
  • J. Schmidt: Der Architekt Anton Ospel. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 10. Wien 1935, S. 52 (mit Abbildungen)
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 153
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), 87
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 317
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 199 – 202