Zentralviehmarkt

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Zentralviehmarkt (1946)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Markt
Datum von 1879
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 3
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 9381
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.10.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Zentralviehmarkt.jpg
Bildunterschrift Zentralviehmarkt (1946)

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48° 11' 20.15" N, 16° 24' 13.85" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Zentralviehmarkt am Stadtplan 1885

(3., Sankt Marx, Viehmarktgasse 5-7)

Die Fleischverteilung beziehungsweise -verarbeitung hatte sich im Mittelalter und in der frühen Neuzeit am Ochsengries (Ochsenmarkt) abgewickelt, wo die aus Ungarn kommenden Ochsen gesammelt wurden. Als mit den Grabungen für den Hafen des Wiener Neustädter Kanals begonnen wurde (1797), verlegte man den Ochsenmarkt nach St. Marx vor den Linienwall. 1846-1848/1851 wurde (im Zusammenhang mit dem Bau von Schlachthäusern) Ecke Schlachthausgasse - Viehmarktgasse das erste Schlachthaus St. Marx errichtet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ersetzte zunehmend der Bahntransport den Viehtrieb in den Wiener Raum. Mangels eines direkten Bahnanschlusses blieb es aber zunächst bei der sogenannten Ochsenhetze durch die Vororte nach Sankt Marx. 1874 wurde die Viehschleppbahn nach Sankt Marx fertiggestellt. Zu dieser Zeit begannen die Planungen für einen zeitgemäßen Viehmarkt.

Der mit einem Schlachthof verbundene Zentralviehmarkt (für den Verkauf von lebendem Großhornvieh sowie lebendem und geschlachtetem Kleinvieh) entstand 1879-1884.

Der Central-Viehmarkt wurde 1884 eröffnet. Er bot für 8.000 Rinder, 4.500 Kälber, 12.000 Schafe und 12.000 Schweine Platz. Der Viehmarkt war zu jener Zeit einer der größten Europas. Trotzdem erwies er sich bald als zu klein.

Zentralviehmarkt: Viehhalle

1903 wurde die Kapazität nach Fertigstellung von vier neuen Hallen fast verdoppelt. Aus jener Zeit stammen die Sandsteinplastiken ("Stiere") von Anton Schmidgruber beiderseits des Eingangstores am Ende der Viehmarktgasse: Links wird ein zahmer cisleithanischer (österreichischer), rechts ein wilder transleithanischer (ungarischer) Stier von seinem Treiber gehalten. Es folgten 1910 der Schweineschlachthof beziehungsweise 1916/1917 (Erweiterung 1920-1922) der Auslandsschlachthof samt Kontumazhof.

Ein sechs Meter tiefliegender Kanal in der Schweineverkaufshalle stark bombenbeschädigt, im Aufbau begriffen. Aufnahme: 28. Nov. 1947. WStLA, M.Abt. 60, 3.3.21.FC.27

Im Zweiten Weltkrieg wurden der Zentralviehmarkt und das Schlachthaus St. Marx weitgehend zerstört: unter anderem wurden die Kälberverkaufshalle, die Schafhalle und eine Schweineverkaufshalle vollständig zerstört sowie ein 6 Meter unter der Erde liegender Kanal in der Schweineverkaufshalle. Nach Ende des Krieges wurde das Marktgelände von den Besatzungsmächten in Anspruch genommen. Es wurde mit dem Wiederaufbau begonnen und 1955 konnten einzelne Teile schrittweise wieder eröffnet werden. Jedoch verlor der Viehmarkt in den kommenden Jahren komplett an Bedeutung.

In den 1960er Jahren wurden rund um Wien neue Schlachthöfe errichtet. Dies hatte einen empfindlichen Rückgang der Anlieferungen von Lebendvieh nach Wien zur Folge. Die Stadt Wien versuchte dieser Entwicklung mit dem Neubau eines zeitgemäßen Schlachthofes zu begegnen. Er wurde 1972 eröffnet. Dieser bildete nun gemeinsam mit dem aus der Landstraßer Fleischhalle hierher verlegten Fleischgroßmarkt das "Fleischzentrum Sankt Marx" (bei der Baumgasse). Als 1970 der Auslandsschlachthof abgerissen werden sollte, bildete sich nach Besetzung und massiven Protesten das alternative Kulturzentrum Arena. Ende der 1990er Jahre wurde das Fleischzentrum geschlossen. Der Schlachthofbetrieb wurde 1997 geschlossen. Mit der Schließung ging das endgültige Aus für den Lebendviehmarkt einher. Die Fleischzerlegung und der Fleischgroßmarkt waren noch bis 2007 in St. Marx angesiedelt. Das Areal wurde in das Stadtteil-Neubaukonzept einbezogen, (siehe St. Marx). Dann wurde der Fleischgroßmarkt in die neu errichtete Halle am Großmarkt Wien im 23. Bezirk übersiedelt.

Siehe auch: Magistratsabteilung 59 - Marktamt

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 144
  • Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 177 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 602
  • Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 209 f.
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 235 ff.