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Rubrik "Verstorbene zu Wien" in der Wiener Zeitung vom 01.07.1853
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Quellenkunde
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Nachweisbar von
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Objektbezug Sterbematrik, Totenbeschreibamt, Nachlass
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Bildunterschrift Rubrik "Verstorbene zu Wien" in der Wiener Zeitung vom 01.07.1853

Für die Suche nach in Wien verstorbenen Personen kann eine Vielzahl von Quellen herangezogen werden - dazu gehören kirchliche, behördliche und gedruckte Quellen.

Kirchliche und konfessionelle Quellen

Bis 1938 waren für die Standesführung die konfessionellen Behörden zuständig. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt. Sterbefälle wurden in die Matriken eingetragen. Für die Recherche ist die Kenntnis des letzten Wohnortes - und damit der zuständigen Pfarre notwendig. Die Pfarrzugehörigkeit kann im Wien Geschichte Wiki über die jeweilige Verkehrsfläche ermittelt werden.[1]

Die Sterbebücher der Erzdiözese Wien, der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses (A.B.) sowie der Evangelischen Kirche Helvetischen Bekenntnisses (H.B.) wurden digitalisiert und online gestellt: Matricula Online.

Sterbebücher zu jüdischen Verstorbenen finden sich im Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens.

Von 1868 bis 1938 gab es auch eine zivile (nichtkonfessionelle) Todesregistrierung (Zivilmatrik): Wiener Stadt- und Landesarchiv, Zivilmatrik, B4 - Sterbebuch. Die Zivilmatrik wurde ebenfalls ab 1938 durch die Standesämter abgelöst.

Behördliche Quellen

Behördliche Quellen zu in Wien verstorbenen Personen können sich beispielsweise auf die Todesursache, die Feststellung des Todes oder die Regelung des hinterbliebenen Vermögens beziehen und wurden je nach Zuständigkeit von unterschiedlichen Behörden erstellt und in weiterer Folge archiviert.

Dazu gehören unter anderem folgende Quellen:

Totenbeschauprotokolle und Totenbeschaubefunde

Totenbeschauprotokolle (1648 bis 1920) und Totenbeschaubefunde (ab 1920): Diese enthalten in der Regel Angaben zur verstorbenen Person (Name, Sterbetag, Alter, Konfession) sowie zur Todesursache. Sie wurden zunächst vom Totenbeschreibamt, später von der zuständigen Magistratsabteilung erstellt.[2] Siehe:

Verzeichnis der Verstorbenen (1868 bis 1942)

Das Totenbeschreibamt gab täglich eine Liste der in Wien verstorbenen Personen heraus. Diese Listen sind nach Sterbeort geordnet (zu Hause, Krankenhäuser, Heime). Zu jedem Verstorbenen wurde der Name, Beruf, Wohnort und Todesursache angegeben. Die Listen wurden digitalisiert und können im Archivinformationssystem des Wiener Stadt- und Landesarchivs online abgerufen werden. Zu beachten ist, dass sich die Meldungen über Todesfälle eines Tages bisweilen über mehrere Listen erstrecken.

Sanitätspolizeiliche Obduktionen (1925, 1930-2004)

Sanitätspolizeiliche Obduktionen sind behördlich angeordnete Leichenöffnungen zum Zweck der Feststellung der Todesursache. Sie enthalten das Datum der Obduktion, sowie Beruf, Religion, Stand, Alter, Geburtsort, Zuständigkeit, Wohnort, Sterbeort, Fundort, Todestag der verstorbenen Person sowie den Totenbeschaubefund, den Bericht des Totenbeschauarztes und den Obduktionsbefund. Siehe: Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 212, A11 - Sanitätspolizeiliche Obduktionen

Todeserklärungen von verschollenen Personen

Verfahren zur Todeserklärung wurden vom Landesgericht für Zivilrechtssachen durchgeführt.[4] Im Zuge des Verfahrens zur Todeserklärung vermisster beziehungsweise verschollener Personen wurden in der Wiener Zeitung Meldungen veröffentlicht, in denen die Vermissten aufgefordert wurden, sich bei Gericht zu melden.[5] Diese enthalten neben der Aktenzahl (zum Beispiel 48T 3446/1947) oftmals Angaben darüber, was über den letzten Aufenthalt einer Person bekannt war, beispielsweise die Deportation in ein Konzentrationslager. Teilweise wurde auch veröffentlicht, durch wen das Verfahren eingeleitet wurde. Erfolgte bis zu einem Stichtag keine Meldung der vermissten Person, wurde diese für tot erklärt und in weiterer Folge eine Verlassenschaftsabhandlung durchgeführt. Beispiele:

Die Akten werden im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt:

Sterbebuchakten

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt Sterbebuchakten der Wiener Standesämter. Für die Bestellung muss die Aktenzahl bekannt sein. Diese findet sich in der Regel auf den Totenbeschaubefunden, gelegentlich auch in den Matriken der katholischen Kirche.[6]

Aus welchen Zeiträumen sich Sterbebuchakten bereits im Wiener Stadt- und Landesarchiv befinden, kann im Wiener Archivinformationssystem recherchiert werden, z.B. für das Standesamt Innere Stadt: M.Abt. 116 - Standesamt Innere Stadt , A3 - C; ST - Sterbebuchakten. Für die Einsicht in die Sterbebuchakten sind die geltenden Schutzfristbestimmungen des Personenstandsgesetzes zu beachten.

Für Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden ab 1939 ist die Magistratsabteilung 63 zuständig. Sterbeurkunden ab dem 1. Jänner 1939 können online bestellt werden.

Verlassenschaftsverfahren

Verlassenschaftsverfahren sind gerichtliche Verfahren, die der Feststellung des Vermögensstandes der Verlassenschaft und der Übergabe an die Erben dient. Siehe Verlassenschaftsabhandlung.

Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse

Verschiedene Bücher und Sterbeverzeichnisse von Wiener Friedhöfen (under anderem Gruftprotokolle, Gräberprotokolle, Toten- und Beerdigungsprotokolle). Siehe: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse. Darunter auch: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, B2 - Verzeichnis der in Wien verstorbenen Soldaten (15.9.1914-8.7.1920).


Gedruckte Quellen

Zu den gedruckten Quellen zählen unter anderem Tageszeitungen, die auf der Webseite ANNO - Historische Zeitungen und Zeitschriften der Österreichischen Nationalbibliothek durchsucht werden können.[7] Darin finden sich einerseits die ab 1703 in der Wiener Zeitung veröffentlichten Listen von Sterbefällen,[8] andererseits in verschieden Tageszeitungen (beispielsweise in der Neuen Freien Presse) publizierte Todesanzeigen.[9] Eine weitere gedruckte Quelle stellen Nachrufe dar.[10] Darüber hinaus können Partezettel wichtige Informationen zu Ableben und zur Beerdigung enthalten. Rund 6.000 Partezettel zu Wiener Personen wurden von der Wienbibliothek im Rathaus digitalisiert und online zur Verfügung gestellt: Wienbibliothek im Rathaus: Partezettel.

Datenbanken

Friedhofsdatenbanken

Datenbanken zu ermordeten und verstorbenen Personen 1938-1945

Weblinks

Literatur

  • Siegried Kröpfel: Protestantismus in Wien am Beispiel der Totenbeschauprotokolle des 18. Jahrhunderts. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2021 (Schriftenreihe der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, 21)
  • Peter Trawnicek: Wien 1716. Die Stadt im Spiegel ihrer Totenbeschauprotokolle. In: Wiener Geschichtsblätter 58 (2003), S. 104-129
  • Andreas Weigl: Die Wiener Totenbeschauprotokolle als Quelle zur Sozialgeschichte der Medizin. In: Pro civitate Austriae Neue Folge 2 (1997), S. 23-33
  • Leopold Steiner: Ausgewählte Berufe vom 17. Jahrhundert zum 18. Jahrhundert (1659-1736) auf Grund der Totenbeschauprotokolle des Archivs der Stadt und des Landes Wien. Wien: Selbstverlag 1973
  • Leopold Steiner: Die Schulmeister Wiens von 1648-1735 auf Grund der Totenbeschauprotokolle des Archivs der Stadt und des Landes Wien. Wien: Selbstverlag 1973

Einzelnachweise

  1. Siehe beispielsweise Wollzeile, Abschnitt "Pfarrzugehörigkeit bis 1938".
  2. Darüber hinaus finden sich im Wiener Stadt- und Landesarchiv weitere Quellen, wie beispielsweise Totenbeschau-Befunde von Persönlichkeiten (1931-1938) und Unterlagen zu Kriegssterbefällen.
  3. Sämtliche Totenbeschauprotokolle sind in digitalisierter Form nach vorheriger Anmeldung auf den Seiten von FamilySearch abrufbar: https://www.familysearch.org/search/catalog/22998?availability=Family%20History%20Library. [Stand: 05.01.2024].
  4. Das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien ist in erster Instanz für vor dem 1.1.2005 angefallene Todeserklärungen zuständig. Für aktuelle Informationen zum Todeserklärungsverfahren siehe: https://www.oesterreich.gv.at [Stand: 05.01.2024].
  5. Diese können über ANNO recherchiert werden, dafür empfiehlt sich eine Phrasensuche mittels Anführungszeichen in Kombination mit einer Abstandssuche mittels Tilde, also zum Beispiel in dieser Form: "48 T Valerie Eisler"~10.
  6. Beispiel: Eintrag im Taufbuch (!) der Pfarre St. Florian (Matzleinsdorf) zu Maria Anna Gerstner mit Angabe des zuständigen Standesamtes und der Aktenzahl: Matricula online: Taufbuch der Pfarre St. Florian (Matzleinsdorf), Sig.: 01–48, fol. 131.
  7. Für die Suche nach Personen in ANNO empfiehlt es sich, eine Phrasensuche mittels Anführungszeichen durchzuführen, zum Beispiel: "Gumbert Johanna", oder auch "Johanna Gumbert".
  8. Eine Übersicht über die von der Österreichischen Nationalbibliothek digitalisierten Ausgaben findet sich hier: ANNO: Wiener Zeitung Jahresübersicht. Ein Beispiel aus dem 18. Jahrhundert kann hier gefunden werden: Lista deren Verstorbenen zu Wien. In: Wienerisches Diarium, 01.07.1730, ein weiteres Beispiel aus dem 19. Jahrhundert kann hier aufgerufen werden: Verstorbene zu Wien. In: Wiener Zeitung, 01.07.1853, S. 11.
  9. Ein Beispiel für in der Neuen Freien Presse veröffentlichte Todesanzeigen findet sich hier: Neue Freie Presse, 24.12.1931, S. 16.
  10. Beispiel für einen in einer Fachzeitschrift veröffentlichten Nachruf auf den Architekten Carl von Hasenauer: Carl Haybäck: † Oberbaurath Freiherr von Hasenauer. In: Der Bautechniker XIV. Jahrgang, Nummer 2 (1894), S. 20