Unratschiffe

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Plan für ein Unratschiff, 1918
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Kanalisation, Kanal, Langes 19. Jahrhundert
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Letzte Änderung am 8.03.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Unratschiffe.jpg
Bildunterschrift Plan für ein Unratschiff, 1918

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Verheftungsstellen für die Unratschiffe in Albern.

Auch nachdem sich die Schwemmkanalisation in Wien durchgesetzt hatte, nicht zuletzt aufgrund der Schlüsse, die aus der Choleraepidemie und des gleichzeitig stattfindenden medizinischen Kongresses im Weltausstellungsjahr 1873 gezogen wurden, gab es immer noch einiges an Senkgrubeninhalten zu entsorgen. Die "regionale" Entsorgung war aufgrund offensichtlicher und mit voranschreitender Hygieneforschung auch mehr und mehr wissenschaftlich fundierter Gründe kein tragbares Modell mehr. Auch der Donaukanal, der ohnehin schon die Schwemmkanalisation aufnehmen musste, konnte keine weitere Belastung mit Fäkalien mehr vertragen. Auch der Wienfluss war an die Grenzen seiner Belastbarkeit gestoßen (Wasserverschmutzung Wienfluss).

Sehr schön fasst es Heinz Krejci in seiner "Kulturgeschichte des Abwassers" zusammen:

"1879 kommt es zu einer Neuregelung der Entsorgung, um die weiterhin gewaltigen Mengen von Unratsaushub aus sanitären Gründen nicht mehr in der Nähe von bevölkerten Stadtteilen deponieren zu müssen. Der in Kübeln ausgehobene und transportierte Unrat wird zum Donaukanal gebracht und dort auf Schiffe verladen. Die sogenannten Unratschiffe transportieren den Dreck dann kanalabwärts bis zur Ausmündung in die Donau und entleeren diesen dann ebendort in den Donaustrom. Ein sehr aufwendiges Verfahren. Dies geschieht immer in der Nacht."

Diese Praxis, die letztendlich bloß ein Verschleppen des ungeklärten Unrats in das nächst größere Gewässer, in diesem Fall die Donau, darstellt, wurde bis in das 20. Jahrhundert beibehalten, wie ein Plan des Wiener Stadtbauamtes für ein solches Unratschiff aus dem Jahr 1918 bezeugt. Sogar im Winter, wenn der Donaukanal für die Schifffahrt gesperrt war, brachten Wägen den Unrat bis zur Donau. Nur in den äußersten Vororten, welche allzuweit von jedweder Beschiffungsstation entfernt lagen, wurde der Kanalaushub nach seiner Desinfizierung wie jeher in aufgelassenen Sand- und Schottergruben verbracht.

Siehe auch:

Literatur