Tuchscherer

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Franziskanerplatz mit dem Tuchschererhaus am 29. Juni 1914.
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Tucherzeugung, Berufswappen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Franziskanerplatz Tuchschererhaus.jpg
Bildunterschrift Franziskanerplatz mit dem Tuchschererhaus am 29. Juni 1914.


Bezeichnung für Handwerker, die gewebte Tücher scherten und veredelten (appretierten) bzw. aufgerautem Wollgewebe lange, ungleiche Wollfasern abschnitten. 1429 erhielten die Tuchscherer eine Ordnung, wonach Tuchbereitern nur das "Scheren" solcher Webstücke gestattet war, die sie selbst "bereitet" hatten; 1560 entschied der Wiener Stadtrat, dass die Tuchscherer auch das Handwerk des Fellschmitzens (Färben von Fellen und Leder) ausüben dürfen.

Sie sind im Mittelalter in den Häusern 1, Hoher Markt 5 und 6 nachzuweisen. Im Haus Nummer 5 (Tuchlauben 22, später Schranne) befand sich nachweisbar 1363-1437 eine Scherbank samt zugehöriger Grübel; zwei Scherkramen befanden sich 1314-1458 im Haus Hoher Markt / Schultergasse 2, je ein Schergaden mit Grübel 1369-1490 in der Front Hoher Markt 6 beziehungsweise 1369-1439 an der Ecke Wipplingerstraße 1. Die Front des heutigen Hauses Hoher Markt 6 hieß 1362 "Unter den Tuchscherern", 1438 und 1473 "Auf den Schergruben" und 1447, 1458 und noch später "Auf den Scherladen".

Wappen

Wappen der Tuchscherer von Hugo Ströhl 1904/1910.

1904 hat der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl Wappen der Genossenschaften vorgelegt, die zur künstlerischen Innenausstattung der Versorgungsheimkirche dienten. Das Wappen der Tuchscherer hat folgendes Aussehen:

In Blau ein rotgezungter, goldener Greif. Im silbernem Schildhaupt ein rotbewehrter und -gezungter schwarzer Doppeladler mit einer goldenen Tuchschere auf der Brust.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. VI
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 30f., Taf. VI
  • Jakob Ebner: Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin / Boston: de Gruyter 2015, S. 773
  • Rudi Palla: Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe. Reprint der limitierten Bleisatzausgabe. Frankfurt am Main: Eichborn 1994 (Die andere Bibliothek, 115), S. 339 f.
  • Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, Band 3), S. 53 f.
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 140 f.