Stephanie Börner

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Stephanie und Wilhelm Börner in deren Wohnung, 1915
Daten zur Person
Personenname Börner, Stephanie
Abweichende Namensform Wolf, Stephanie; Wolf, Stefanie; Börner, Stepha; Börner, Stefanie
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 366885
GND 1044240245
Wikidata
Geburtsdatum 27. August 1887
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 10. Februar 1953
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Erzieherin, Sekretärin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 16.08.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 19. Februar 1953
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung 8, Ring 3, Gruppe 7, Nummer 41
Bildname StephanieUndWilhelmBörner.jpg
Bildunterschrift Stephanie und Wilhelm Börner in deren Wohnung, 1915
  • 3., Untere Viaduktgasse 32 (Wohnadresse)
  • 14., Beckmanngasse 4 (Wohnadresse)
  • 4., Paniglgasse 17 (Wohnadresse)
  • 4., Paniglgasse 17 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Stephanie Börner, * 27. August 1887 Wien, † 10. Februar 1953 Wien, Erzieherin, Sekretärin, Pazifistin.

Biografie

Stephanie Börner, auch "Stepha" genannt, wuchs gemeinsam mit drei Brüdern in einer jüdischen Familie auf. Sie besuchte die Bürgerschule in der Währinger Straße 43 und arbeitete später als Sekretärin und Erzieherin. Unter ihrem Geburtsnamen Stephanie Wolf publizierte sie in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts vereinzelt kürzere Texte, etwa "Ueber Moralpädagogik" in der Wiener Tageszeitung "Die Zeit" (1907) oder über "Charakterbildung im Hause" (1908) in der Wiener Hausfrauen-Zeitung.

1914 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten, heiratete sie am 13. Februar 1915 den Schriftsteller Wilhelm Börner, der Mitglied, Sekretär und später langjähriger Leiter der Ethischen Gemeinde war. Die beiden kannten sich zum Zeitpunkt der Eheschließung bereits seit 15 Jahren. Bis zu seiner Vertreibung 1938 lebte das Paar in der Unteren Viaduktgasse 32. Stephanie Börner unterstützte ihren Ehemann bei seinen Tätigkeiten und war ihm eine wichtige Partnerin im intellektuellen Austausch, die – so legt es der Briefwechsel des Ehepaares nahe – an seiner nach außen hin sichtbaren Arbeit vermutlich ebenfalls wesentlichen Anteil hatte. Wie ihr Ehemann engagierte sie sich stark in der Ethischen Gemeinde und bot beispielsweise 1923 "Kurse für sittliche Lebenskunde" für Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren an. Abgehalten wurden diese Kurse in der Schwarzwaldschule in der Wallnerstraße 9.

Nachdem Wilhelm Börner im März 1938 verhaftet worden war, setzte sich Stephanie Börner mit allen Mitteln für seine Freilassung ein. In ihrer großen Sorge wandte sie sich in einem Brief auch an den deutschen Heeresoffizier Alfred Jodl, einen Neffen Friedrich Jodls, der in Hitlerdeutschland rasch Karriere gemacht hatte. Am 23. Mai 1938 kam Wilhelm Börner unter der Auflage frei, dass er mit seiner Ehefrau das Land verlassen müsse. Im Juni 1938 flüchtete das Ehepaar Börner in die USA und lebte dort – von der lokalen Ethical Society unterstützt – bis 1949 in New York. Stephanie Börners Geschwister blieben in Europa zurück, Bruder Theodor (* 18.06.1884) verstarb vermutlich 1944 in Belgien in Zusammenhang mit einem Unfall, die Brüder Richard (* 28.12.1885) und Arthur (* 25.01.1890) überlebten den Krieg unter nicht näher bekannten Umständen. Viele Freunde und Verwandte wurden deportiert. Das Ehepaar Börner versuchte aktiv, anderen Flüchtlingen aus Europa die Einreise in ihr Exilland zu ermöglichen, doch war es schwierig, Affidavits zu erhalten.

Im Herbst 1949 kehrte das Ehepaar Börner in das zerstörte Wien zurück und fand hier nur noch wenige Freunde vor. Rasch nahm das Paar seine Arbeit für die Ethische Gemeinde wieder auf, wohnhaft war es nun in der Beckmanngasse 4. Nach dem plötzlichen Tod Wilhelm Börners übersiedelte Stephanie Börner im Dezember 1952 in die Paniglgasse im 4. Bezirk und verlebte dort ihre letzten Monate. Stephanie Börner wurde am 17. Februar 1953 eingeäschert und an der Seite ihres Ehemannes im Urnenhain bestattet. Die Ethische Gemeinde, für die sie sich bis zuletzt eingesetzt hatte, würdigte sie in einem kurzen Nachruf[1] als "treue Mitarbeiterin" ihres Mannes und errichtete dem Ehepaar Börner am Grab einen Gedenkstein.


Quellen


Literatur

  • Marcel Atze / Kyra Waldner [Hg.]: "Es ist Frühling, und ich lebe noch". Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Von Aufzeichnen bis Zensieren. Wien: Residenz 2014, S. 404–407
  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1: A-H. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 388
  • Sonja Kato-Mailath-Pokorny: Wilhelm Börner (1882-1951). Sein Leben an Hand ausgewählter Werke. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2007


Stephanie Börner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

  1. Mitteilungen der Ethischen Gemeinde, Nummer 10, September 1953