Salesianerinnenkirche

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Rennweg 8-10 – Salesianerinnenkirche, 1909
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1717
Datum bis
Andere Bezeichnung Kloster des Ordens von der Heimsuchung Maria
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Franz von Sales
Einlagezahl
Architekt Donato Felice d' Allio, Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach
Prominente Bewohner
PageID 1447
GND
WikidataID
Objektbezug Kirchen, Sakralbauten, Erzdiözese Wien, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 17.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname HMW 042006 00001.jpg
Bildunterschrift Rennweg 8-10 – Salesianerinnenkirche, 1909
  • 3., Rennweg 10

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48° 11' 45.15" N, 16° 22' 54.01" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Salesianerinnenkirche (3., Rennweg 10, Kirche, anschließendes Kloster des Ordens von der Heimsuchung Maria [samt damaligem Erziehungsinstitut für Mädchen vom höheren Adel]).

Die Witwe Josephs I., Amalie Wilhelmine, hatte den von ihr 1716 aus Brüssel nach Wien berufenen Nonnen, die nach ihrem Ordensstifter Franz von Sales den Namen Salesianerinnen trugen, ein Haus mit Garten am Rennweg gekauft (vorheriger Besitzer Freiherr Quarient) und ihnen dort eine Kirche und Kloster erbaut. Die Nonnen widmeten sich der Erziehung adeliger Mädchen und führten für diese ein eigenes Pensionat.

Kirche und Konvent der Salesianerinnen nach Johann Andreas Ziegler (um 1790)

Der Grundstein zur Anlage wurde am 13. Mai 1717 (dem Tag der Geburt Maria Theresias) gelegt. Der Bau, den Donato Felice d'Allio leitete, konnte bereits am 19. Mai 1719 im Rohbau fertiggestellt und den Nonnen übergeben werden. Unter Berücksichtigung des Verlaufs des Baugeschehens sowie im Hinblick auf den geplanten Witwensitz der Kaiserin und der damit verbundenen Stiftung des Hofbauamts dürfte Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach herangezogen worden sein, was sich vor allem in einer leichten Veränderung der Kirchenfassade (vielleicht auch bei der Gestaltung der beiden Prunkportale) zeigt.

Salesianerinnenkirche (1767)
Portal.

Äußeres

Die 1717-1730 erbaute Kirche besitzt eine zweigeschossige Fassade mit großer Pilasterordnung; Oberteil mit Voluten und Steinfiguren (heiliger Augustinus, heiliger Hieronymus) und dreieckigem Giebel (Maria Immaculata). Die 48 Meter hohe Kuppel (mit Tambour) ist am besten vom Oberen Belvedere aus sichtbar. Der schmale Flügel links vom Ehrenhof zeigt zwei Trakte, die einen rechteckigen Hof einschließen (ursprünglicher Wirtschaftshof); der repräsentative Flügel rechts vom Ehrenhof (abgetrennt durch schmiedeeisernes Tor mit Doppeladler und Monogramm "W. A." der Kaiserin) umfasste Trakte um den südwestlichen Hof (Noviziatshof) und den nordwestlichen Hof (Apothekerhof) und war (bis zu ihrem Tod 1742) der eigentliche Witwensitz. Amalie Wilhelmine wurde in einem schlichten freistehenden Sarkophag in der Gruft unter dem Hochaltar bestattet.

Inneres

Die Kirche (deren Inneneinrichtung erst 1730 vollendet werden konnte) besitzt einen längsovalen, überkuppelten Zentralraum mit zwei breiten Kapellen zu beiden Seiten, mit Stuccolustro überzogene Wände und Pilaster sowie in der Kuppel und in den Chor- und Emporengewölben figuralen beziehungsweise ornamentalen Freskenschmuck (Kuppelfresko "Himmelfahrt Mariens" von Giovanni Antonio Pellegrini, 1725-1727). Das Hochaltarbild "Maria Heimsuchung" schuf 1719 Antonio Bellucci, das Altarbild des linken vorderen Seitenaltars ("Beweinung Christi") 1719 Victor Honore Janssens und das zweite linke Seitenaltarbild ("Schlüsselübergabe durch Christus an Petrus") Pellegrini; der rechte vordere Seitenaltar stellt die Ordensgründung durch Franz von Sales dar (Altarbild "Heiliger Franz von Sales" aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts), auf dem anderen Altarbild "Noli me tangere" (von Julie Mihes-Primisser, 1856). Die Kanzel stammt aus der Zeit um 1720/1730.

Kloster

Mehrhöfige, vorwiegend zweigeschossige Anlage, die 1717-1730 nach Plänen von Donato Felice d'Allio erbaut wurde (der westliche Trakt entlang der Belvederemauer vielleicht von Gotfrid Pockh). Hinter dem Ehrenhof links befindet sich der Kreuzgartenhof, westlich davon der Herz-Jesu-Hof; südlich des Vorhofs der ehemaligen Witwenresidenz der Kaiserin Amalie Wilhelmine liegt der Apothekenhof, dahinter der ehemalige Noviziatshof. Im Kloster befinden sich bedeutende Kunstwerke (teilweise aus aufgehobenen Klöstern stammend), auch ein reicher Geräte- und Paramentenschatz (17.-19. Jahrhundert). Unter dem Namen "Saint Jacques" wird eine um 1320 in Wien entstandene steinerne Marienstatue mit Kind verehrt, die aus dem Augustiner-Chorfrauenkloster Sankt Jakob auf der Hülben stammt (Geschenk von Maria Josepha Fürstin Clary, 1784); der im Kloster verwahrte Reisehut des Franz von Sales war ein Geschenk des Lyoner Konvents (der während der Französischen Revolution in Wien Zuflucht gesucht hatte). Im Klostergarten befinden sich fünf Barockstatuen (heiliger Florian, heiliger Franziskus, heilige Maria, heiliger Johannes Nepomuk, heiliger Erasmus). Im Kloster war bis 1927 eine Lehr- und Erziehungsanstalt für die weibliche Jugend höherer Stände untergebracht. Kriegsschäden an den Klostergebäuden wurden nach 1945 behoben (siehe auch Salesianergasse).

Quelle

Literatur

  • Elisabeth Mahl: Die Baugeschichte. In: Hildegard Waach: Die Salesianerinnen in Wien 1717-1967. Wien: Herold 1967, S. 71 ff.
  • Irmgard Schmidt-Sommer: Das Salesianerinnenkloster in Wien. Entstehung, Entwicklung, Wirken. 1988
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1993, S. 65 ff. (detaillierte Beschreibung, Grundriss)
  • Archivalische Vorarbeiten zur Österreichischen Kunsttopographie. Hg. vom Inst. für Österreich. Kunstforschung d. Bundesdenkmalamtes. Band: Ricarda Oettinger: Wien, III. Bezirk. Beschreibung der nicht mehr bestehenden Profanbauten. Wien: Inst. für Österreich. Kunstforschung d. Bundesdenkmalamtes 1971, S. 58
  • Géza Hajós: Die Kunstdenkmäler Wiens 1. Die Kirchen des III. Bezirks. Mit einer Einleitung über die topographische Entwicklung des Bezirks. Wien: Schroll 1974 (Österreichische Kunsttopographie, 41), S. 201 ff.
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 115 f.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 131 (Grundriss)
  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 54 f.
  • Alexander Hajdecki: Die Salesianerkirche in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach. Wien: Gerold 1906 (Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien, 39), S. 85 ff.
  • Otto Demus: Die byzantinischen Emails des Salesianerinnenklosters in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege 28 (1974), S. 1 ff.
  • Salesianerinnen, Kloster von der Heimsuchung Mariä. Kunstschätze aus dem Kloster der Heimsuchung Mariae. Ausstellung anläßlich des 250jährigen Gründungsjubiläums 12. Mai bis 4. Juni 1967. Wien: Santora [1967]
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 94 f.
  • Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 119 f. (Kloster), 133 (Kirche)
  • Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 91, 140 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner, Band 2, 1967, S. 374 ff.
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] Band 1, 1846, S. 54 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 230 f.