Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.27

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Plan zum Concursprojekt Nr. 27, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.7 - Concursprojekt Nr. 27
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 43878
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis
Quelle
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Wettbewerbsprojekt Nr. 27.jpg
Bildunterschrift Plan zum Concursprojekt Nr. 27, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.7 - Concursprojekt Nr. 27

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Devise: Rom ist nicht an einem Tag erbaut.


Verfasser: unbekannt


Das Projekt gelangte am 23. Juli 1858 aus Mannheim im Ministerium des Innern ein.[1] Bei der zweiten Jurysitzung am 30. Oktober 1858 wurde es von Sektionsrath Löhr aus dem weiteren Wettbewerb ausgeschlossen.[2]


Städtebaulicher Entwurf

In der Einleitung erwähnte der Verfasser mehrmals, dass es für die große Aufgabe der Wiener Stadterweiterung der Lösung eines Technikers – der er selber war – bedürfe. Seine Konzeption verstand er in einem alles berücksichtigenden, "großen Plan", sodass "man alle kleinlichen Rücksichten vermeidet. Die Umbauung einer Brücke, einer Kirche etc. etc., darf von der Durchführung des dominirenden Gedankens nicht abhalten; ist der Ersatz beßer als das Entfernte, so wird auch dies Anerkennung finden."
Für ihn bestand die Aufgabe nicht nur in der richtigen Lage der öffentlichen Bauten, in der Anlage der Neubauten am Glacis oder in den entsprechenden Verbindungswegen, "sondern vielmehr auch darin, wie man in dem gegebenen Erweiterungsraum, zeitgemäß den ganz veränderten Verhältnissen, welche durch die Umwandlung des Transportwesens und die dadurch hervorgerufene Veränderungen im Menschen- und Waarenverkehr, und den damit entstandenen Bedürfnissen Rechnung tragen und dieselben befriedigen kann."
Er teilte den Glacisbereich in vier Abschnitte, die er dann durch seine Bebauungsvorschläge zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen beabsichtigte. Den eine runde Form beschreibenden und mit Bäumen eingefassten Boulevard legte er in etwa mittig auf das Glacis, diese Lage warfür ihn durch das Programm vorgegeben, "denn selbst die Situirung der Boulevards war durch die Natur der Sache gegeben, d. h. dieselben waren als Haupt-Circulationsstraßen betrachtet, eben deshalb auch unbedingt in die Mitte zwischen der Altstadt und den Vorstädten zu legen."
Drei ovale begrünte Platzanlagen unterbrachen ihn, sie sollten dem Andenken an wichtige Vertreter von Staat und Militär gewidmet sein. Der Projektant setzte sich insofern über das Programm hinweg, als er das gesamte Glacis bebaute, ohne dabei auf zahlreiche Grünanlagen zu verzichten: "Die Gartenanlagen haben zunächst die Bestimmung Kaffee-Wirthschaften und Restaurationen dem Publikum im Freien zu bieten, dann aber auch den Zweck, Paläste mit Gartenanlagen zu gründen." So entwickelte sich der Boulevard entlang von Grünflächen, Plätzen und interessanten Querachsen. Diese bildete der Autor als unterschiedlich große Ensembles aus. Da er durch Abbruch von Teilen der Residenz Platz verloren hatte, schlug er zwei Flügelbauten auf dem äußeren Burgplatz vor, die den Auftakt einer symmetrischen Anlage bildeten, die bis zu einem der drei "Squares" des Boulevards reichte. Da der Platz von zwei Blöcken mit Palästen eingefasst wurde, konzentrierte er die ehemals breite Ansicht der Hofstallungen nun auf deren Mittelrisalit. Daneben gab es kleinere Querachsen beim Museumsbau und beim Stadthaus. Die Votivkirche wurde von ihm zur Gänze von Bauten gefasst, sodass diese auf einem kleinen Platz situiert worden wäre. Die neue Straßenachse aus der inneren Stadt wurde über den Boulevard und in weiterer Folge in einer Biegung auf die Hauptfassade der Kirche gelenkt.
Obwohl der Autor sich in mathematischen Berechnungen umständlich über die Größe eines Exerzierplatzes äußerte, widersetzte er sich dem Programm, indem er den vorhandenen Exerzierplatz bebaute und diesen auf den Bereich vor der neuen Kaserne verlegte.
Der Boulevard wurde bei der Franz-Josefs-Kaserne über eine neue Brücke und einen Straßendurchbruch mit der Jägerzeile verbunden. Ebenso wurde von hier bis zur neuen Brücke bei der neuen Kaserne das jenseitige Ufer des Donaukanales mit "Hauptwaaren-Niederlagen" neu bebaut und eine breite Kaianlage geschaffen. Für die Regulierung der inneren Stadt sah er weitreichende Eingriffe vor, die er in drei Punkten zusammenfasste. Neben der Regulierung der Bauten am Rand der inneren Stadt und der Freistellung der Hofburg sowie deren Erweiterung in den Burggarten, sah er zur Verbesserung der hygienischen Situation und der stadtstrukturellen Disposition "die Erbauung einer einzigen Kreuzstraße in gerader Linie" als maßgeblich an. Er legte ein Straßenkreuz über die innere Stadt, von dem aber jeder einzelne Arm keine der vorhandenen Straßenachsen aufnahm, sondern neu durch das Stadtgewebe durchgeschnitten wurde. Die beiden östlichen Arme endeten am Boulevard respektive am Kai, die westlichen hingegen vor der Hofburg und am Platz am Hof. Daher wurde die Hofburg in direkte Verbindung mit dem Dom gesetzt, um bei festlichen Anlässen, den Ablauf und das Ritual zu erleichtern. Durch das Straßenkreuz mit seinen breiten Achsen, glaubte der Verfasser auch etwas für die "Ventilirung der Seitenstraßen" getan zu haben. Er argumentierte mit der Anzahl der vielen Straßen rund um die öffentlichen Gebäude, diese seien damit leichter erreichbar und könnten besser beliefert werden. Im Bereich des neuen Exerzierplatzes schlug er vor, den Häusern mit Geschäften im Erdgeschoss Arkaden zum Schutze ihrer Kunden vorzulagern.


Stellenwert

Der Planverfasser entwickelte seinen Plan ausgehend von einer bildhaften Rezeption der Stadt, und wollte dem Stadtbenützer durch kurze Straßenpassagen eindrückliche und angenehme Bilder verschaffen. Das Problem seines Entwurfes lag sicherlich in der Uneinheitlichkeit der Blöcke. Kein Block glich dem anderen, und manche waren von absurden Ausmaßen. Nichtsdestotrotz verwiesen seine oftmals asymmetrischen Anlagen – etwa beim neuen Hofopernhaus – oder Platzanlagen – bei der Votivkirche – auf die Vorstellungen Camillo Sittes.[3]


Quellen


Siehe auch:


Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Fasz. 6508/M.I. 572/1858, 23. Juli 1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015