Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.16

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Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 43930
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis
Quelle
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Letzte Änderung am 8.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns

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Devise: Wer Neues schaffen will, darf sich nicht scheuen zu zerstören.


Verfasser: Anton Ortner

Anton Ortner war ein Wiener Architekt, der schon andere Projekte zur Stadterweiterung geliefert hatte. Seine umfangreichen Wettbewerbsunterlagen wurden am 26. Juli 1858 im Ministerium des Innern abgelegt.[1] Das Projekt wurde bei der Sitzung der "Beurtheilungscommission" am 3. November 1858 besprochen, jedoch vom Berichterstatter, Theophil Hansen, mit dem Verdikt "Verdient keine nähere Beachtung" aus dem Wettbewerb ausgeschieden.[2]

Städtebaulicher Entwurf

Der Projektant teilte die Aufgabenstellung für sich in vier kardinale Punkte. Zu Beginn stand die Findung eines Grundplanes für die Verbauung des Glacis woraufhin die Einbeziehung dieses neuen Stadtteiles in den Gesamtstadtorganismus folgte. "Die zweite Aufgabe des Projektes besteht darin, die jenseits der erwähnten Gränzen gelegenen Stadttheile, d. i. einerseits die jetzige innere Stadt – andererseits die jetzigen Vorstädte in soweit, zu modifiziren und zu reguliren, als es der organische Anschluß an die neuen Stadttheile […] erfordern." Im dritten Punkt sprach er von der "neugestalteten Hauptstadt", um auch an anderer Stelle von der "Neugestaltung einer Metropole" zu sprechen. Im Rahmen der Umgestaltung der Hofburg offenbarte der Autor den Stellenwert dieses Baukomplexes, indem er ihn mit den "wichtigsten Punkt[es] der Stadt und des weiten Kaiserreiches." bezeichnete, was sich aber in seinem Entwurf nicht explizit wiederspiegelte. Der vierte Punkt, betraf schließlich die Durchführung des gesamten Unternehmens.
Der Projektant operierte nach analytischer Untersuchung des status quo, im Bewusstsein manch misslicher Zustände. Gerade die von ihm geforderte Straßenbreite von mindestens 8 Klafter (wie sie später in der Bauordnung von September 1859 für alle neuen Straßen als Mindestbreite festgelegt wurde) zöge eine "Regulirung sämmtlicher Gässen" im Innenstadtbereich nach sich. Dies offenbarte sich in seinem Situationsplan, bei dem kein Block der Innenstadt unberührt scheint. Er erhöhte nicht nur die Anzahl der Brücken über den Donaukanal und den Wienfluss, sondern auch die Verbindungsstraßen von der oberen zur unteren Stadt (im Norden der inneren Stadt). Bezüglich der gesamtstädtischen Verbindungsstraßen fand er: "Für die sich kreuzenden Hauptverbindungen zwischen den Bahnhöfen, Landungsplätzen der Dampfschiffe und den außen beginnenden Haupt-Reichs-Commerzstrassen wurden die breitesten und möglichst geraden Communicationen der Art traçirt, daß selbe die Mitte der Stadt durchschneiden." Den Boulevard legte er auf die ehemalige Stadtmauer, wodurch stadtseitig die bestehende Bebauung reguliert werden musste und keine Möglichkeit von größeren Neubauten bestand. Er schlug einen polygonalen Zug des Boulevards vor, der aber im östlichen Stadtbereich einen leichten S-Schwung aufweist. Bemerkenswert ist die Nutzung des Raumes des Stadtgrabens unter dem Boulevard als Kelleranlagen und Magazine, sowie als weiterer Verkehrsweg, besonders zur Ableitung des schweren Fuhrwerks. Diese Idee fand sich in Wiener Zeitungsmeldungen im Frühjahr 1858. Den Quai entlang des Donaukanales führte er nach Norden weiter und band über mehrere Brücken Boulevard, Quai und die Straßen der Leopoldstadt geschickt zu einem funktionierenden Verkehrssystem zusammen.
In seinem Übersichtsplan wird die Herangehensweise an die gesamtstädtische Verkehrsinfrastruktur ersichtlich. Er hob die drei Bahnhofskomplexe hervor und legte – mittels Kolorierung – über die gesamte Stadt ein Netz an Verbindungsstraßen, wobei er nur im geringeren Teil neue Straßen anlegte, in einigen Fällen Straßenverbreiterungen andeutete. Über die Ausgestaltung der Straßen und Plätze schrieb er: "Zur Hintanhaltung des schädlichen Staubes wird es nothwendig sein – wie bisher – alle Fahrstrassen zu pflastern, und wo es die Lage erlaubt, mit Alleen zu bepflanzen – die freien Plätze aber je nach ihrer Bestimmung und Lage entweder auch zu pflastern oder aber mit Grasplätzen und Bäumen, und wo nur möglich, mit förmlichen Anlagen zu bedecken, um durch Einfluß einer üppigen Vegetation die Luft zu verbessern." Darüber hinaus unterbreitete er Vorschläge für die "Verzierungen der Boulevard- und Quai-Strassen – dann der neuen Plätze", die er mit "Gaskandelabers in Abwechslung mit Kunstwerken, in Form von öffentlichen Brunnen, Monumenten, Statuen, Obelisken"ausgestattet sehen wollte. Auf den Plätzen vor den öffentlichen Bauten sah er diesen thematisch zugeordnete Skulpturenprogramme vor. Als Erinnerung an die Stadtmauer, die Feldherren, die dem vordrängenden osmanischen Heer Einhalt geboten haben, vor dem Opernhaus, Statuen großer österreichischer Komponisten, vor der Universität Monumente von österreichischen Wissenschaftlern und so fort.
Ortner arbeitete in manchen Bereichen – in den Gartenanlagen vor der kaiserlichen Burg und im späteren Stadtpark, sowie bei der Platzanlage des späteren Schwarzenbergplatzes – mit symmetrischen Anlagen, jedoch lag in seinem Entwurf die Priorität in der Lösung der Verkehrsfrage. Dies äußerte sich zuvörderst in der Disposition der Blöcke, die durch die Verkehrsachsen, denen sie unterworfen sind, zu gross und teilweise zu unförmig ausformuliert waren. Die architektonische Gestaltung der öffentlichen und Privatbauten war ihm ein Anliegen, um mit den Neubauten die Unansehnlichkeiten bestehender Bauten auszumerzen. Sein Hauptaugenmerk lag in dieser Beziehung beim Boulevard, bei den Quaianlagen und Plätzen, "wo die Fronten durch lauter ansehnliche Häuser markirt werden sollten, deren Dimensionen der großen Breite der freien Räume entsprechen."

Stellenwert

Ortner stellte offenbar sein Architektendasein hinten an, denn im Vordergrund seines Entwurfs lag die verkehrstechnische Verbesserung der Stadt. Dies zeigte sich nicht nur in den unzähligen Profilplänen sondern äußerte sich in der Absenz von detaillierteren architektonischen Überlegungen.[3]

Siehe auch:

Referenzen

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Faszikel Nr. 6786/M.I. 627-1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015