Pfaffenstadt

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Im Stadtteil um das Minoritenkloster hätte die Pfaffenstadt entstehen sollen. Ausschnitt aus einem späteren Vogelschauplan von Wien (Hoefnagel-Plan, 1609)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Grätzel
Datum von 1365
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung Universitätsviertel
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 41755
GND
WikidataID
Objektbezug
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Letzte Änderung am 6.10.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname 1609 HuefnagelPlan Ausschnitt.jpg
Bildunterschrift Im Stadtteil um das Minoritenkloster hätte die Pfaffenstadt entstehen sollen. Ausschnitt aus einem späteren Vogelschauplan von Wien (Hoefnagel-Plan, 1609)

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48° 12' 30.91" N, 16° 21' 56.91" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Im Rahmen der Gründung der Universität Wien durch Herzog Rudolf IV. wurde für die Unterbringung der Einrichtungen und der Personen der Universität ein eigenes Viertel vorgesehen. Die Bestimmungen dazu wurden in der Stiftungsurkunde vom 12. März 1365 festgelegt. Die Ausfertigung der Urkunde in deutscher Sprache verwendete für das beabsichtigte Universitätsviertel die Bezeichnung „Pfaffenstadt“. Darin drückte sich die Dominanz der Geistlichkeit in der Neugründung aus. Zweck einer Universität war nicht zuletzt auch die Ausbildung der Geistlichkeit. Als Vorbild für das Universitätsviertel wird in der Literatur das in Paris bestehende Quartier Latin gesehen, das Magister Albrecht von Sachsen, der spätere Gründungsrektor der Wiener Universität, aus eigener Erfahrung kannte. Er war nämlich 1353 Rektor der Universität Paris. Doch dürfte gerade diese Kenntnis der praktischen Probleme im Zusammenleben zwischen den Universitätsangehörigen und der Bürgerschaft den Ausschlag gegeben haben, in Wien ein eigenes Viertel vorzusehen, das auch durch eine Mauer von der übrigen Stadt getrennt war. Das Viertel war nahe der herzoglichen Burg geplant, und zwar innerhalb der späteren Schauflergasse, Herrengasse bis zum Schottentor beziehungsweise zurück entlang der Ringmauer; im Zentrum des Viertels wäre demnach das Minoritenkloster gewesen. Die Gründungsurkunde Rudolfs sah darüber hinaus vor, dass Angehörige und Einrichtungen (Bursen, Kollegien) der Universität bei Hausverkäufen und Vermietungen bevorzugt werden sollten. In Streitfällen würde eine von Universitätsangehörigen dominierte Kommission entscheiden.

Vor allem durch den plötzlichen Tod Herzog Rudolfs wurde der Plan der „Pfaffenstadt“ nahe der Burg nicht weiter verfolgt. Im Zuge der Reform der Universität durch Herzog Albrecht III. 1384 etablierte sich mit dem vom Herzog neu gestifteten Collegium ducale nahe des Dominikanerklosters beim Stubentor das Zentrum der mittelalterlichen Universität.


Quellen


Literatur

  • Kurt Mühlberger, Die Gemeinde der Lehrer und Schüler. Alma Mater Rudolphina. In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.), Wien. Geschichte einer Stadt, Band 1: Von den Anfängen zur Ersten Wiener Türkenbelagerung (1529). Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2001, S. 319-410
  • Karl Ubl, Die Universität als Pfaffenstadt. Über ein gescheitertes Projekt Rudolfs IV. In: Kurt Mühlberger, Meta Niederkorn-Bruck (Hg.), Die Universität Wien im Konzert europäischer Bildungszentren. 14. – 16. Jahrhundert. Wien: Böhlau 2010, S. 17-26