Peter Noever

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Noever, Peter
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 34521
GND 119294338
Wikidata Q87895
Geburtsdatum 1. Mai 1941
Geburtsort Innsbruck
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Designer, Kulturmanager
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 27.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs


Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Direktor des Österreichischen Museums für angewandte Kunst (1986 bis 2011)

  • PAN-Preis für Ausstellungsmacher (Verleihung: 1991)
  • Museum of the Year Award des Council of Europe (Verleihung: 1996)
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 1997)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 19. Jänner 2010, Übernahme: 1. Dezember 2010)
  • Georg Heindl Kulturpreis (Verleihung: 2015)


Peter Noever, 1. Mai 1941 Innsbruck, Designer, Kurator, Kulturmanager.

Biografie

Peter Noever beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit Gegenwartskunst.

In den 1960er Jahren arbeitete er mit dem Künstler Walter Pichler zusammen, der einen futuristischen Aluminiumstuhl namens "Galaxy" entwarf. Noever und Pichler präsentierten den Stuhl bei der dritten "Racing Car Show" von Jochen Rindt, die 1967 wie alljährlich die schnellsten Wagen der vergangenen Saison zur Schau stellte. Man wählte bewusst keine Galerieumgebung, die Idee war, den Stuhl quasi als Rennauto zu präsentieren.

Gemeinsam mit dem Architekten Hans Hollein entwickelte Noever 1966 eine Ausstellung im MAK mit dem Titel "Selection 66". Es wurde eine Auswahl von Büromöbeln und Leuchtkörpern der Firma Svoboda in überlebensgroße Skulpturen transformiert. Svoboda produzierte und vertrieb Möbel nach Entwürfen international bekannter Architekten.

1969 gründete Peter Noever gemeinsam mit Manfred Bene, Helmut R. Scholz und H. Laszlo die "ifabo", Internationale Fach-Ausstellung für Büro-Organisation, die erstmals im Februar 1970 im Wiener Messepalast, dem heutigen Museumsquartier, veranstaltet wurde. Sie sollte jährlich stattfinden und die neuesten Entwürfe im Office-Bereich präsentieren. Noever beauftragte 1971 Hans Hollein mit der Gestaltung von Österreichs erstem Concept-Store. Der Laden, den Peter Noever gemeinsam mit seiner damaligen Frau Katharina Noever führte, hieß "Section N". Er befand sich in der Schulerstraße im 1. Bezirk in Wien und war bis zur Schließung 1987 die Plattform für zeitgenössisches Design in Wien.

Von 1975 bis 1993 war Noever Lehrbeauftragter für Designanalyse an der Akademie der bildenden Künste in Wien und in den Jahren 1988/89 Gastprofessor für Museologie an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 1982 gründete er die Architekturzeitschrift "Umriss", die er bis 1994 als Herausgeber und Chefredakteur leitete und die zu einem wesentlichen Forum kulturtheoretischer Auseinandersetzungen wurde. In den 1980er Jahren entwickelte er gemeinsam mit dem Architekten Carl Pruscha als Konsulent Kubas und der UNESCO ein Stadtrevitalisierungsprogramm für Havanna.

1986 übernahm Noever die künstlerische Leitung und die Direktion des Museums für angewandte Kunst (MAK) in Wien. Er leitete umfassende Umbau- und Renovierungsarbeiten ein, etablierte und kommunizierte international die Marke MAK, veränderte die Ausstellungspolitik, die Sammelstrategien des Museums, baute die Sammlung Gegenwartskunst auf und stellte die Schausammlungen neu auf. Die alten Gebäude wurden generalsaniert, es wurden ein zweigeschossiger Tiefspeicher sowie ein Verbindungstrakt gebaut. Weiters enstand ein großzügiges Depot für die Sammlungen und zusätzliche Ausstellungsflächen. International anerkannte Künstler wie Barbara Bloom, Eichinger oder Knechtl, Günther Förg, GANGART, Franz Graf, Jenny Holzer, Donald Judd, Peter Noever, Manfred Wakolbinger sowie Heimo Zobernig wurden beauftragt, ortsgebundene Interventionen und Kunstwerke – im Spannungsfeld von "Tradition und Experiment" zu schaffen.

1994 gründete Noever in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt Österreich/Kunstsektion das MAK-Zentrum für Kunst und Architektur mit dem Schindler-Programm für Künstler und Architekten in Los Angeles und fügte 2010 das MAK-Programm Urban Future Initiative (UFI) hinzu. Seitdem gab es ein regelmäßig vergebenes "Artists and Architects-in-Residence Program", das – als ein Gegenmodell zur Situation in Wien – Nachwuchskünstlern und Architekten die Gelegenheit bieten sollte, sich mit der US-amerikanischen Architektursituation vertraut zu machen und dabei den Dialog zwischen Architektur und bildender Kunst zu intensivieren.

Das MAK Center for Art and Architecture, L.A. hat seinen Sitz im Schindler House (R. M. Schindler, 1922) in West Hollywood sowie in den Mackey Apartments (R. M. Schindler, 1939) und im Fitzpatrick-Leland House (R. M. Schindler, 1936) in Los Angeles. 2006 gründete Noever das Josef Hoffmann Museum in Hoffmanns Geburtshaus in Brtnice in der Tschechischen Republik.

Peter Noever hat über 350 Ausstellungen in Wien sowie in Los Angeles, Venedig, New York, Moskau, Tokio, Berlin, Prag, Brtnice, Budapest, Havanna, Shenzhen (China) und St. Petersburg konzipiert und/oder kuratiert. Das Projekt CAT – Contemporary Art Tower (mit künstlerischen Interventionen von Jenny Holzer und James Turrell) für den Flakturm im Wiener Arenbergpark konnte er nicht vollständig realisieren. Jetzt beherbergt der geschlossene Turm eine herausragende Sammlung des MAK an zeitgenössischer Kunst, Architektur und Design. Die Sammlung umfasst Werke von über 60 renommierten und wegweisenden Künstlern, Architekten und Designern, darunter Vito Acconci, Lebbeus Woods, Chris Burden, Walter Pichler, Franz West, Helmut Lang, Otto Mühl, Padhi Frieberger, Eva Schlegel, Rudi Stanzel, Hans Weigand und Manfred Wakolbinger, Gregor Eichinger, Frank Gehry, Wolfsprix, Zaha Hadid, Günther Domenig, Heinrich Dunst, Georg Driendl, Raimund Abraham, Friedrich Kiesler, Hans Hollein, Gordon Matta-Clark, Ilja Kabakow und Donald Judd.

Noever zog sich 2011 frühzeitig aus dem MAK zurück, nachdem ihm von Seiten des Rechnungshofs gravierende Vorwürfe gemacht wurden. Seitdem kuratiert er vor allem im Ausland zahlreiche Ausstellungen.

Ein berühmtes Land-Art-Projekt Noevers, das abschließend noch angeführt werden soll, ist "die Grube" in Breitenbrunn, am Fuße des Leithaberges. In den 1960er Jahren kaufte Noever in Breitenbrunn einen 200 Jahre alten, aus Sandstein gebauten Weinkeller, der tief unter der Erde lag. Um ins Freie zu gelangen, ließ Noever Anfang der 1970er Jahre eine acht Meter tiefe Grube graben und öffnete die Sandsteinmauer hin zu einem riesigen Erdtrichter. In Folge erschloss er mit einem 70 Meter langen Gang den stillgelegten Sandsteinbruch. Die Treppen in Flügelform komplettieren diese spektakuläre Landschaftsintervention. Heute steht das Ensemble unter Denkmalschutz.

Peter Noever ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Wien.

Quelle

Literatur

  • Gabriel Ramin Schor [Hg.]: Peter Noever, chronisch obsessiv. Die Gegenwart muß erst erkämpft werden. Schriften und Interviews. Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst 2008

Weblinks