Laboratoriumsdiagnostik

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 28.07.2014 durch WIEN1.lanm09eic

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Laboratoriumsdiagnostik. Die Wurzel der Laboratoriumsdiagnostik in der Wiener medizinischen Schule des 19. Jahrhunderts stellt das 1844 im Allgemeinen Krankenhaus etablierte pathologisch-chemische Laboratorium (Leitung Johann Florian Heller) dar, dessen Gründung und Erhaltung auf eine Initiative der Gesellschaft der Ärzte in Wien zurückgeht. Heller schuf 1846 mit seinen „Grundlehren der pathologisch-chemischen und mikroskopischen Untersuchung zur medizinischen Diagnose" die erste brauchbare Anleitung zur Analyse von Blut und Harn. Auch Hellers Schüler, der Militärarzt Carl Folwarczny, trat 1863 mit einem umfassenden „Handbuch der physiologischen Chemie mit Rücksicht auf pathologische Chemie und analytische Methoden" hervor. Am Josephinum wirkte Mitte 19. Jahrhundert der Chemiker und spätere Pharmakognost Franz Coelestin Schneider, in dessen Laboratorium die späteren Hygieniker Josef Nowak, Florian von Kratschmer-Forstburg und Max von Guber ausgebildet wurden. Unter dem Kliniker Johann Oppolzer wurde an der II. Medizinische Universitätsklinik erstmals die direkte klinisch orientierte Laboratoriumsdiagnostik etabliert, für die von Oppolzer zunächst der spätere Experimentalpathologe Salomon Stricker ausersehen war. Oppolzers Nachfolger Heinrich von Bamberger wirkte an seiner Klinik auch als selbständiger chemischer Forscher in klinisch relevanten Fragen. An der Universität Wien wurde 1874 das Institut für angewandte medizinische Chemie gegründet, dessen erster Vorstand Ernst Ludwig wurde. 1891 wurde der Ludwig-Schüler Ernst Freund zum Leiter des pathologisch-chemischen Laboratoriums an der Krankenanstalt Rudolfstiftung ernannt, wo dieser bis heute gültige Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Blutgerinnung erzielen konnte. In der Wiener Allgemeinen Poliklinik wurde mit dem Bezug des Spitalsgebäudes (9, Mariannengasse 10) 1892 ebenfalls ein klinisches Laboratorium eingerichtet. Hermann Carl Barrenscheen (Vorstand des Instituts für medizinische Chemie an der Universität Wien) stellte 1928 in einem vielbenutzten Compendium die damals etablierten „Laboratoriumsmethoden der Wiener Kliniken" zusammen. 1953 veröffentlichte der Grazer medizinische Chemiker Theodor Leipert seine „Laboratoriumsmethodik", und 1959 folgten die späteren Vorstände der beiden medizinischen Kliniken Erwin Deutsch und Georg Geyer mit ihrer „Laboratoriumsdiagnostik". Auf Initiative von Leipert und Deutsch wurde 1968 die Österreichische Gesellschaft für klinische Chemie begründet. 1973 wurde am Institut für medizinische Chemie der Universität Wien eine Abteilung für klinische Chemie und klinische Biochemie geschaffen, und schließlich ging 1978 aus dem Laboratorium der I. Medizinischen Universitätsklinik unter Deutsch das selbständige Institut für klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik der Universität Wien hervor (das bisher einzige derartige Institut in Österreichs).

Literatur

  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), Register
  • Helmut Wyklicky: Namhafte Vertreter der Klinischen Chemie und der Laboratoriumsdiagnostik des 19. Jahrhunderts in Wien. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften. Band 25, 1990, S. 1239 ff.
  • G. Schmidt: Zur Entwicklung der Fächer Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik an der Wiener Schule. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 14 (1991), S. 231 ff.