Kramer

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Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 5.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan


Kramer oder Krämer, im mittelalterlichen Wien so viel wie Gemischtwarenhändler (Einzelhandel mit Waren aller Art). Im Gegensatz zum Kaufmann (lateinisch mercator, d. h. Großhändler, Im- und Exporteur) durfte ein Kramer (lateinisch institor) seine Waren nicht aus dem Ausland beziehen und nur in begrenzten, für den Endverbrauch bestimmten Mengen verkaufen; diesbezüglich gab es mit den Kaufleuten immer wieder Konflikte, die durch landesfürstlichen Schiedssprüche bereinigt wurden (1432, 1445, 1498); auch gegenüber den Laubenherren und Leinwatern waren öfters Kompetenzabgrenzungen nötig. Die Verkaufsstätte des Kramers (genannt Kram, lateinisch instita) befand sich in der Regel im Ladengewölbe eines Hauses, doch gab es auch freistehende Krambuden auf öffentlichen Plätzen (wofür der Gemeinde Wien Miete bezahlt werden musste).

Die Kramer hatten im Mittelalter eine eigene Bruderschaft mit zahlreichen Mitgliedern. Sie besaßen (neben anderen) Schlüssel zu jenem Behältnis, in dem das Ratswahlprivileg verwahrt wurde; zum Aufgebot vom 29. Mai 1454 stellten sie 32 Mann (55 Zechen stellten insgesamt rund 760 Mann); in der Gehordnung der Handwerker für die Fronleichnamsprozession (1463) kamen die Kramer mit den Wachsgießern und Leinwatern nach den Goldschmieden, Münzern und Kürschnern an die vierte Stelle (insgesamt 61 Gruppen). Unter dem Konkurrenzdruck der Hofhandelsleute, Niederleger und jüdischen Kaufleute schlossen sich die Kramer und Kaufleute mit Genehmigung Leopolds I. vom 19. April 1662 zu einer gemeinsamen "Bruderschaft der Handelsleute in Wien" zusammen (am 26. Jänner 1713 Abänderung auf "Bruderschaft der bürgerlichen Handelsleute").


Quellen

Literatur

  • Arnold Luschin von Ebengreuth: Münzwesen, Handel und Verkehr im späteren Mittelalter. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen. Band 2/2, 1905, S. 843 f.
  • Karl Fajkmajer: Handel, Verkehr und Münzwesen: In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen. Band 4, 1911, S. 552 ff.
  • Heinz Zatschek: Handwerk und Gewerbe in Wien. Wien: Österr. Gewerbeverl. 1949, S. 95, 106 ff., 117, 133, 137
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 70
  • Richard Perger: Beiträge zur Wiener Verfassungs- und Sozialgeschichte im Spätmittelalter. In: Jahrbuch 32/33, 1976/77, S. 11 ff.