Fronleichnamsprozession

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Fronleichnamsprozession durch Wien (1884)
Daten zum Eintrag
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Bildunterschrift Fronleichnamsprozession durch Wien (1884)

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Die Fronleichnamsprozession (im Volksmund Umgang) findet jedes Jahr am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag statt. Das Fronleichnamfest hat seinen Ursprung im Jahr 1246 in Lüttich. In Wien sind Fronleichnamprozessionen zumindest ab 1334 nachweisbar. Die Fronleichnamsprozession war ein zentraler Punkt des religiösen Lebens der Stadtbevölkerung.

Mittelalter

Prozessionsordnung von 1463, überliefert auf einem Pergamentblatt, das dem Handwerksordnungsbuch beigebunden ist. Die Ordnung legt die Reihenfolge fest, in der die Handwerker bei der Prozession zu gehen hatten.

1334 stiftete Heinrich von Luzern, der Pfarrer von St. Stephan, einen Fronleichnamsaltar im Stephansdom und verordnete eine jährlich abzuhaltende Messe samt Prozession innerhalb der Kirche. Rudolf IV. beschloss 1363 den öffentlichen Umzug in der Stadt[1]; das Allerheiligste war unter Entfaltung kirchlichen und profanen Pomps durch die Straßen zu tragen.

Die Prozession wurde für die Repräsentation von Herrschaft, Bürgern und Handwerkszechen (spätestens ab 1442) genutzt. In einer Kürschnergesellenordnung wird 1445 die Art und Weise des Umgangs beschrieben: Die Gesellen sollen Kerzen haltend vor ihren Meistern gehen. Diese Anordnung tritt auch bei vielen anderen Gesellenordnungen auf.[2]

In dem im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufbewahrten Handwerksordnungsbuch[3] ist eine Fronleichnamsprozessionsordnung von 1463 überliefert. Sie zeigt, welche Bedeutung der Fronleichnamsumzug für die Handwerker einnahm. Die Ordnung steht auf einem als letztes Blatt dem Papierbuchblock beigefügtem Pergament und legt die Reihenfolge fest, in der die Handwerker bei der Prozession zu gehen haben. Den Beginn machten die Zimmerleute, den Abschluss in Reihe 61 bildeten die Goldschmiede. Die Anzahl der Reihen schwankte von Jahr zu Jahr, doch bildeten Zimmerleute und Goldschmiede nahezu immer die erste, bzw. letzte Reihe.

Frühe Neuzeit und Barock

Ab Ferdinand II. nahmen (erstmals 1622) die Monarchen an der Fronleichnamsprozession in der Innenstadt persönlich teil.

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts, um welche Zeit schon richtige Musikkapellen den Umzug zu begleiten pflegten, war die musikalische Darbietung sehr primitiv. 1719 wurde angeordnet, dass anstatt des bis dahin verwendeten Dudelsacks Schalmei und Fagott zu verwenden seien.

Die Fronleichnamsprozession besaß zwar auf dem Land einen höheren Stellenwert, doch war das Gepränge ab der Barockzeit auch in Wien durch den mitziehenden Hof und die Teilnahme der Zünfte (1650 waren es 50) gewaltig; entlang der Prozessionsstrecke durch die Stadt waren im Freien vier Altäre aufgestellt. Die Nobelprozession (unter Teilnahme des Kaisers, des Hofs und der Honoratioren, zelebriert durch den Erzbischof, von Truppen mit klingendem Spiel begleitet) fand in der Neuzeit in der Stadt am Fronleichnamstag selbst, in den Vororten meist am darauffolgenden Sonntag statt. Sie ging in der Stadt von der Stephanskirche aus; bei der Kapuzinerkirche, am Lobkowitzplatz und am Michaelerplatz waren Altäre aufgestellt, bei denen das Evangelium gelesen, der Segen erteilt und Salve geschossen wurde.

Die josephinischen Reformen setzten zwar dem barocken Prunk ein Ende, doch war die Fronleichnamsprozession von seinen Verboten als einzige nicht betroffen (wenngleich die urwüchsigeren Bräuche seither zurücktraten).

Zeitgeschichte und Gegenwart

Im Gegensatz zu vielen anderen Prozessionen der Barockzeit hat die Fronleichnamsprozession im 19./20. Jahrhundert ihre Bedeutung und Anziehungskraft erhalten. Auch in Vorstadt- und Vorortepfarren wurden Fronleichnamsprozessionen abgehalten, Altäre aufgestellt und die Wegstrecke mit Birkenreisern geschmückt.

Auch heute zählen zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fronleichnamsprozession zu St. Stephan Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur.

Siehe auch

Quelle

Literatur

Einzelnachweise