Kete Parsenow

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Daten zur Person
Personenname Parsenow, Kete
Abweichende Namensform Parsenow, Augusta Johanna Catharina; Parsenow Otto, Kete
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368629
GND 138072655
Wikidata
Geburtsdatum 6. März 1890
Geburtsort Stettin 4057392-8
Sterbedatum 21. Juni 1960
Sterbeort Tübingen 4061147-4
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 21.03.2024 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Kete Parsenow, * 6. März 1890 Stettin, † 21. Juni 1960 Tübingen, Schauspielerin.

Biografie

Herkunft und frühe Jahre

Augusta Johanna Catharina Parsenow wurde am 13. September 1880 in Stettin geboren. Ihr Vater war Wilhelm Parsenow, ein praktischer Arzt und Inhaber einer Frauenklinik. Ihre Mutter war Marie, geborene Daden. Parsenow hatte insgesamt fünf Geschwister: Ulrich, Hildegard, Henning, Joachim, die aus der ersten Ehe des Vaters stammten und von denen einige schon im Säuglingsalter verstarben. Ihre Mutter starb 40-jährig, woraufhin ihr Vater die Cousine seiner verstorbenen Frau, Charlotte, geborene Dieckmann, heiratete. Aus dieser zweiten Ehe ging der Sohn Wolfgang hervor. Parsenows Vater starb allerdings bereits drei Jahre später, woraufhin die Witwe den Kunstmaler und Antiquar Max Fröhlich heiratete. Parsenow ließ sich nach dem Tod des Vaters ihr Erbe auszahlen und ging nach Berlin, um Schauspielerin oder Gesellschafterin zu werden.

Ab August 1902 trat Catharina Parsenow erstmals unter dem Bühnennamen Kete Parsenow in kleinen Rollen in von Max Reinhardt gegründeten Theatern auf: am Theater Schall und Rauch unter den Linden, am Kleinen Theater und ab 1903/04 am Neuen Theater. So wurde Reinhardt auf die Debütantin aufmerksam. 1903 trat Parsenow mit dem Berliner Ensemble auch in Wien auf, wo Peter Altenberg und Karl Kraus im Publikum saßen, die sofort von ihr angetan waren und um sie warben. Bald wurde sie dem Wiener Freundeskreis vorgestellt, darunter Frank Wedekind, der sie ans Nürnberger Theater verpflichten wollte, Irma Karczewska sowie Adolf Loos. Auch mit Else Lasker-Schüler, die ihr einige Gedichte widmete und sie "Venus von Siam" nannte, entwickelte sich eine jahrelange Freundschaft. Wie schon bei Annie Kalmar bot Kraus Parsenow an, sie ans Deutsche Theater in Hamburg an Alfred von Berger zu vermitteln, um sie dem Einfluss Max Reinhardts zu entziehen. Sie lehnte ab und blieb im Einflussbereich Max Reinhardts. Anhand ihrer kleinen Rollen ist aber erkennbar, dass er ihr zu keinem großen Erfolg verhelfen konnte, was Parsenow dazu veranlasste, 1903/04 überraschend nach Amerika abzureisen.

Amerika und Rückkehr nach Europa

Die genauen Gründe sind unbekannt, vermutet wird ein Dissens mit Kraus, weil er ihre Verbindung zu Reinhardt missbilligte. Nichtsdestotrotz hielten Kraus und Parsenow während ihrer Zeit in Amerika Briefkontakt, wohin er ihr Ausgaben der Fackel zukommen ließ. Auf der Überfahrt lernte Parsenow die Eltern des wohlhabenden Importkaufmanns Albert Claughton Fox kennen, die die beiden einander vorstellten. Bereits 1905 heiratete sie, 1906 kam der gemeinsame Sohn Douglas und 1907 Nicholas in New Jersey zur Welt, wo sich die Familie niedergelassen hatte.

Wenig erfolgreich versuchte Parsenow Verbindungen zum Theater aufrechtzuerhalten, kam aber im Dezember 1909 enttäuscht nach Berlin zurück, um an die deutsche Bühne zurückzukehren. Dort wendete sie sich wieder an Max Reinhardt, der ihr eine Rolle am Deutschen Theater in Berlin verschaffen konnte. Ein weiterer Erfolg stellte sich allerdings nicht mehr ein. In dieser Zeit lernte sie erstmals Walter F. Otto kennen, der ein begeisterter Leser von Kraus war. Im Sommer 1910/1911 kehrte sie vorerst nach Amerika zurück. Da ihr Mann ihren Wunsch, als Schauspielerin aufzutreten, zunächst unterstützte, fuhr Parsenow wieder nach Europa. Im April 1912 reiste Fox nach München, um sie zur Rückkehr zu bewegen, weil es ihm nicht möglich war, seine kaufmännische Tätigkeit nach Deutschland zu verlegen. Parsenow allerdings stellte ihm Otto vor, mit dem sie bereits zusammenlebte. Fox gab ihr zwar genügend Bedenkzeit, nichtsdestotrotz wurde die Ehe 1914 geschieden. Nach der Heirat mit Otto im selben Jahr, zog das Paar nach Basel, wo Otto ein Semester lang einen Lehrstuhl innehatte. 1914/15 wurde er an die neu gegründete Universität in Frankfurt am Main an den Lehrstuhl für klassische Philologie berufen. Da er von Einberufungsbefehlen verschont blieb, konnte er insgesamt 20 Jahre lang an der Universität lehren und das Paar in Frankfurt bleiben. Darüber hinaus fuhr Parsenow regelmäßig nach Amerika, um ihre Söhne zu besuchen.

Ihre Ambitionen am Theater waren in der Zwischenzeit verflogen, die Verbindung zu Kraus blieb aber aufrecht und die beiden trafen einander hin und wieder auch persönlich. 1930 setzte Walter F. Otto durch, dass Max Reinhardt das Ehrendoktorat verliehen wurde, war Kraus missfiel und zum langsamen Bruch der Freundschaft führte. Erst mit drei Monaten Verspätung erfuhr Parsenow 1936 von Kraus' Tod. Dass Otto 1926 Kraus für die Verleihung des Nobelpreises vorschlug, hatte Kraus wahrscheinlich nicht erfahren. Erst 1934/35 wurde Otto von Frankfurt nach Königsberg versetzt. Dort gingen alle Manuskripte, Mitteilungen, Widmungsexemplare oder Vorlesungsprogramme von Karl Kraus und Briefe, die Parsenow nicht schon vorher verbrannt hatte, in der 1945 im Krieg untergegangenen Stadt verloren. Insgesamt 150 Briefe und Karten zwischen 1910 und 1930 sind belegt, nur Kraus' Antworten werden vermisst. Zudem hat sich ein Briefkontakt im hohen Alter mit Alfred Döblin und Julius Bab erhalten.

1958 starb Walter F. Otto, Kete Parsenow starb nur zwei Jahre später 1960.


Quellen

Literatur


Kete Parsenow im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks