Kartensammlung

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Der alte Lesesaal der Kartensammlung 1939
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1906
Datum bis
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Bildname Lesesaal Kartensammlung 1939.jpg
Bildunterschrift Der alte Lesesaal der Kartensammlung 1939

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Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, (1, Josefsplatz 1).

Geographica an der kaiserlichen Hofbibliothek

Karten, Atlanten und geographische Werke, wie etwa topographische Ansichten und Globen, sind an der kaiserlichen Hofbibliothek bereits ab dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Mit den Ankauf der Fuggerbibliothek 1655 und durch die Erwerbungen der Privatbibliotheken des Georg Wilhelm von Hohendorff, des Prinzen Eugen von Savoyen (mit dem 50-bändigen Atlas Blaeu-Van der Hem und der Tabula Peutingeriana) und dem Ankauf des 324 Bände umfassenden Sammelatlasses des Freiherrn Philipp von Stosch 1769 wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts ein Grundstock an geographischen Werken und Karten in der Hofbibliothek angesammelt.

Bereits 1778 wurden unter der Präfektur von Gottfried van Swieten die ersten systematischen Verzeichnisse zum Atlas Stosch und anderen Karten im Besitz der Hofbibliothek angefertigt[1]. Die josephinischen Reformen führten zu einem weiteren Anwachsen der Kartenbestände, da die Bibliotheken von aufgelassenen Klöstern ebenfalls in die Hofbibliothek integriert wurden.

Die Einführung der Pflichtabgabe 1808 umfasste neben Druckschriften und Kupferstichen auch alle in den k.k. Staaten aufgelegten und gedruckten Landkarten, die an die Hofbibliothek abgegeben werden sollten. Dadurch kam es zu einem stetigen Zuwachs an Karten, die ab den 1830er Jahren auch von den Kunstblättern getrennt, aber immer noch in der Kupferstichsammlung verwaltet wurden. 1841 entstand der erste Katalaog in Buchform gezielt nur für Geographica.

Die Kartensammlung

Der Lesesaal der Kartensammlung 2024

Nach langen Bemühungen vor allem durch den Direktor der Hofbibliothek Joseph von Karabacek, eine eigenständige Sammlung für Geographica zu etablieren, erfolgte 1906 die Gründung der "Geographischen Abteilung". Grundlage dafür war die Schaffung von eigenen Räumen im Augustinertrakt der Hofburg. Im neu gebauten Verbindungstrakt zwischen Hofbibliothek und Augustinerkloster wurde ein Lesesaal eingerichtet, wo gleichzeitig die Objekte aufbewahrt wurden und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter waren. Ursprünglich standen 8 Plätze für die Benützung zur Verfügung

Mit der Etablierung als eigenständige Sammlung ging eine gezielte Ankaufs- und Sammeltätigkeit, sowie die wissenschaftliche Bearbeitung der Objekte einher. Nach 1918 vereinte die Sammlung kartografische Bestände der ehemaligen Fideikommißbibliothek, der Graphischen Sammlung Albertina sowie des Militärgeographischen Instituts. In der Zwischenkriegszeit begann der Ausbau der Sammlung topografischer Ansichten ("Vues"-Sammlung), nun wurden auch kartenverwandte, bildliche topografische Quellen aufgenommen.

1956 wurden die Bestände des von Robert Haardt privat geführten Globusmuseums mit der Kartensammlung zusammengeführt und in den Räumlichkeiten selbiger ausgestellt. Das Globenmuseum erhielt 2005 einen eigenen Standort in der Beletage des Palais Mollard.

Bestände der Sammlung

Die Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek zählt aufgrund ihrer umfangreichen und wertvollen Bestände weltweit zu den bedeutendsten Institutionen ihrer Art. Sie umfasst rund 300.000 Kartenblätter, 45.000 topografische Ansichten, circa 800.000 Bildpostkarten, mehr als 820 Globen, 100 geografische Reliefs und Festungsmodelle sowie etwa 85.000 Bände Fachliteratur und Atlanten.

Den regionalen Schwerpunkt bilden Mitteleuropa, insbesondere das Gebiet der Österreichischen Republik und die ehemalige Donaurepublik. Unter den Veduten befinden sich unter Ansichten von Franz-Josefs-Land, die von Julius Payer im Zuge derNordpolexpedition (1872-1874) anfertigt wurden.[2]

Zu den wertvollsten Stücken zählen die Weltkarte auf Pergament des Kartographen Sancho Gutiérrez (1516-1580), der diese eigens für Karl V. 1551 anfertigte, und das in Straßburg 1513 veröffentlichte "Straßburger Ptolemäus" mit einer als Unikat geltende Weltkarte in der Bearbeitung des Kosmographen Martin Waldseemüller (1470/75-1522). Von besonderer Bedeutung ist der "Atlas Bleau-van der Hem", eine aus 50 Bänden bestehende barocke Sammlung von 2400 kolorierten Karten, Stadtplänen und Bildern des Amsterdamer Patriziers Laurens van der Hem (1621-1678) aus den Jahren 1662 bis 1678. 2004 wurde diese von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

2015 ging das Ansichtskarten-Projekt AKON online. Über das Portal sind 75.000 digitalisierte und georeferenzierte Postkarten mit topographischen Motiven aus der Zeit vor 1940 zugänglich.[3]

Links

Literatur

  • Irina Kubadinow: Die Österreichische Nationalbibliothek. München u.a.: Prestel 2004.
  • Josef Stummvoll [Hg.]: Die Österreichische Nationalbibliothek. Geschichte – Bestände – Aufgaben. Wien: Österreichische Nationalbibliothek 1969.
  • Elisabeth Zeilinger: Das Bild von der Welt. Karten Globen und Geographica in einer Bibliothek. In: Johanna Rachinger [Hg.]: Schatzkammer des Wissens. 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek. Wien 2018, S.51-65

Einzelnachweise

  1. Joseph Stummvoll (Hrsg.), Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien 1968), S. 284
  2. Julius Payer: Franz Josefs Land, 1874 [Stand: 29.4.2024]
  3. AKON-Projekt [Stand: 29.4.2024]