Robert Haardt

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Robert Haardt in seinem Globusmuseum, Wien 4, Gußhausstraße 20
Daten zur Person
Personenname Haardt, Robert
Abweichende Namensform
Titel Dipl.-Ing.
Geschlecht männlich
PageID 478
GND 1118734416
Wikidata Q2157433
Geburtsdatum 3. März 1884
Geburtsort Wien
Sterbedatum 19. Mai 1962
Sterbeort Wien
Beruf Ingenieur, Maschinenbauer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.05.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Begräbnisdatum
Friedhof Evangelischer Friedhof Simmering
Grabstelle
Bildname Robert Haardt.jpeg
Bildunterschrift Robert Haardt in seinem Globusmuseum, Wien 4, Gußhausstraße 20
  • 4., Gußhausstraße 20 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenamtlicher Leiter des Globus-Museums
  • Direktor der ARIHAG Industrie- und Handels-AG (1913 bis 1925)
  • Präsident des Coronelli-Weltbundes der Globusfreunde (1952 bis 1962)
  • Vorstandsmitglied der Geographischen Gesellschaft Wien

Haardt Robert, * 3. März 1884 Wien, † 19. Mai 1962 Wien 4, Gußhausstraße 20, Ingenieur und Privatgelehrter. Nach dem Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Wien trat er in die Emaillierfabrik seines Vaters in Neschwitz ein. Er unternahm Studienreisen nach Indien und in die USA, war 1913-1925 Direktor der "Arihag" Email-Industrie- und Handels-AG Wien und übernahm nach deren Auflösung ihre Vertretungen im Ausland.

Biografie

Die Überseereisen brachten ihn in Kontakt mit Landkarten und Globen. 1935 konstruierte Haardt den von ihm so genannten "Rollglobus" (ohne Achse, mit Meßvorrichtungen zum Ablesen von Entfernungen und Bogengrad-Differenzen) und ließ ihn in Österreich, Deutschland, Großbritannien und den USA patentieren. Dies bildete den Ausgangspunkt seiner Beschäftigung mit historischer Geographie im Allgemeinen, sowie mit Globen im Speziellen.

1952 initiierte Robert Haardt in Wien die Gründung des Coronelli-Weltbundes der Globusfreunde (jetzt: Internationale Coronelli-Gesellschaft für Globenkunde) und war bis zu seinem Tod dessen Präsident. Zudem war er korrespondierendes Mitglied der Sociedade de Geografia de Lisboa (1949) sowie Vorstandsmitglied der Geographischen Gesellschaft Wien.

Initiierung des "Wiener Globusmuseums"

(Siehe auch Globusmuseum (1942-1962)) Bereits Mitte der 1930er Jahre stellte Robert Haardt Überlegungen an, ein spezifisches, den Globen gewidmetes Museum zu gründen. Sein Ziel war, die Etablierung eines staatliches Museums, in dem alte Globen der Öffentlichkeit präsentiert werden konnten. Die ursprüngliche Vision war die Schaffung eines großen "Hauses der Erdkunde" in der Nähe der Universität, das neben Ausstellungsflächen und Vortragssäälen auch einen Riesenglobus mit über 6 Meter Duchmesser beinhalten sollte. Für dieses Vorhaben suchte er in Wissenschaft und Verwaltung nach Unterstützung.

Hierbei wandte er sich nach dem Anschluss 1938 auch an die oberste politische Ebene des Reichsgau Wien. Trotz Interessensbekundungen, auch vom Reichstatthalter und Gauleiter Baldur von Schirach, der Robert Haardt 1942 mit der Suche nach einem geeigneten Palais für das Museum beauftragte und finanzielle Mittel für den Ankauf von Objekten zur Verfügung stellte, ließ sich die Errichtung eines Museums bis 1945 nicht realisieren. Dies war einerseits dem Zweiten Weltkrieg geschuldet, der sich für das Deutsche Reich zumehmend schlechter entwickelte, andererseits, den fehlenden Objekten in Haardts Sammlung, der Anfang 1944 nur über sechs Globen verfügte. Auf Grund fehlender Räumlichkeiten wurden die Sammlungen des Globusmuseums in Haardts Wohnung im 4. Bezirk aufgestellt.

Unmittelbar nach dem Krieg nahm Haardt das Vorhaben wieder auf und trat mit dem Bundesministerium für Unterricht in Kontakt. Er versuchte das Globusmuseum als selbsständige Institution unter dem Ministerium mit ihm als ehrenamtlichen Leiter zu etablieren, erhielt dafür aber nur begrenzte Unterstützung. Durch Kontakte zu diversen öffentlichen Institutionen (Universitätssternwarte, Universitätsbibliothek Wien) konnte Haardt indes die Bestände seines Globusmuseums sukkzessive erweitern. Ab 1947 veranstaltete er in seinem Museum Sonderausstellungen, die auch durch den Sammler Erich Woldan maßgeblich gefördert wurden.

Die problematische Situation, staatliche Objekte unter privater Verwaltung ungesichert in einer Wohnung aufzubewahren, führte seitens der Republik Österreich zu dem Bemühen, diesen rechtlichen Schwebezustand zu beenden und für eine Klärung der Besitzverhältnisse zu sorgen. Im Unterrichtsministeriums setzte Ende 1953 sich die Ansicht durch, dass die bundeseigenen Objekte des Haard'schen Globusmuseums, die mit staatlichen Mitteln erworben wurden, oder Leihgaben anderer öffentlicher Institutionen waren, an die Österreichische Nationalbibliothek abzugeben wären.

Trotz heftigen Widerstand Haardts gegen die Übernahme "seiner" Sammlung durch die Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, erfolgte der Transport der 23 Globen im Frühjahr 1954. Am 28. April 1956 wurde das Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek mit damals insgesamt 63 Objekten feierlich eröffnet.

Das Globusmuseum in der Gußhausstraße – reduziert um die an die ÖNB abgegebenen Bestände – wurde von Robert Haardt bis zu seinem Tod 1962 als "Globus-Museum des Coronelli-Weltbundes der Globusfreunde" weitergeführt.

Quellen

Literatur

  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1: A – K. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Jan Mokre: Die Geschichte des Wiener Globusmuseums, ehrenamtlich geleitet von Robert Haardt (1884–1962) In: Der Globusfreund. Wissenschaftliche Zeitschrift für Globenkunde 68 (2023) 129-158
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Wiener Zeitung, 03.03.1954, S. 4
  • Rathaus-Korrespondenz, 02.03.1959


Robert Haardt im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.