Karl Münichreiter

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Daten zur Person
Personenname Münichreiter, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 14438
GND 12941333X
Wikidata Q1732441
Geburtsdatum 27. September 1891
Geburtsort Steinakirchen am Forst
Sterbedatum 14. Februar 1934
Sterbeort Wien
Beruf Schuhmacher
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.03.2024 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum 9. April 1934
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung 3, Ring 3, Gruppe 3, Nummer 26
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Karl Münichreiter, * 27. September 1891 Steinakirchen am Forst (Niederösterreich) (als Karl Wechdorn, Eheschließung der Eltern 28. Mai 1901, Vaterschaftserklärung von Theodor Münichreiter 13. August 1902), † 14. Februar 1934 (Hinrichtung) Wien, Schuhmacher, Februarkämpfer, Gattin (4. März 1919) Leopoldinge Fuchs.

Biographie

Karl Münichreiter wurde als Karl Wehdorn (Eheschließung der Eltern 28. Mai 1901, Vaterschaftserklärung von Theodor Münichreiter 13. August 1902) am 27. September 1891 in Steinakirchen am Forst als eines von sechs Kindern eines Bäckers geboren und erlernte das Schuhmacherhandwerk. Sofort nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der damals 23-Jährige einberufen. Nachdem er an der russischen Front schwer verletzt worden war, wurde er in die Munitionsfabrik Wöllersdorf (Niederösterreich) versetzt. Am 4. März 1919 heiratete er die Hausgehilfin Leopoldine Fuchs. Das Ehepaar bezog eine eigene Kellerwohnung in Wien (13., Meytensgasse 18), wo Münichreiter auch seine Schuhmacherwerkstatt einrichtete. Die beiden hatten drei Kinder: Paul (* 1922), Karl (* 1924) und Lucie (* 1931). Aufgrund der schlechten Auftragslage infolge der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren musste Münichreiter neben seiner Tätigkeit als Schuhmacher noch Gelegenheitsarbeiten annehmen.

Von Jugend an politisch interessiert, trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Eine Mitgliedschaft beim Republikanischen Schutzbund lehnte er zunächst ab, da er unter dem Eindruck des Weltkriegs keine Waffe mehr tragen wollte. Aufgrund der Ereignisse von 1927 schloss er sich aber doch dem Schutzbund an und wurde Gruppenführer. Als der Schutzbund 1933 verboten wurde, nutzte Münichreiter seinen Schrebergarten am Fuße des Roten Bergs als Waffenversteck. Am 12. Februar 1934 sammelten sich Schutzbündler beim Arbeiterkinderheim der Kinderfreunde am Goldmarkplatz und der Amalienschule. Beim folgenden Großeinsatz der Polizei kam es zu heftigem Feuergefecht. Karl Münichreiter, der dem verletzten Genossen Franz Mück zu Hilfe kommen wollte, blieb selbst schwer verwundet auf dem Platz zurück. Er wurde verhaftet, trotz seiner Verletzungen vor ein Standgericht gebracht, zum Tode verurteilt und am 14. Februar 1934 im Wiener Landesgericht gehenkt.

Münichreiter und andere hingerichtete Februarkämpfer wurden zunächst anonym am Zentralfriedhof beigesetzt, mithilfe von Friedhofsarbeitern konnte sein Grab aber identifiziert werden. Auf Betreiben von Münichreiters Gattin Leopoldine wurde sein Leichnam exhumiert und am 7. April 1934 – entsprechend seinem Wunsch – kremiert. Die Urne wurde am 9. April 1934 im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt.

Leopoldine Münichreiter und die drei Kinder konnten mit gefälschten Papieren in die Sowjetunion emigrieren.

Karl Münichreiter wurde wiederholt posthum geehrt: Sein Grab wurde in die Obhut der Stadt Wien übernommen. 1946 wurde die Stuttgarterstraße in Unter St. Veit in Münichreiterstraße umbenannt. 1977 wurde Karl Münichreiter posthum das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. Zum 50. Jahrestag der Februarkämpfe 1984 wurde auf dem Goldmarkplatz, unweit von Münichreiters Wohnung in der Meytensgasse, ein von der SPÖ Hietzing gestiftetes und von Edmund Reitter gestaltetes Denkmal aufgestellt.

Quellen

Literatur

Weblinks