Karl Járay

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Daten zur Person
Personenname Járay, Karl
Abweichende Namensform Jaray, Karl; Jeitteles, Karl
Titel Dr. techn., Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 60958
GND 117084611
Wikidata Q12028683
Geburtsdatum 14. März 1878
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 29. November 1947
Sterbeort Buenos Aires 4008756-6
Beruf Architekt, Bautechniker, Hochschullehrer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Adolf Loos (Portal), Karl Kraus (Portal)
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 21.03.2024 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 19., Langackergasse 22 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens (Verleihung: 1910)


Brief von Karl Járay an Adolf Loos, 1928

Karl Járay, * 14. März 1878 Wien, † 29. November 1947 Buenos Aires, Architekt, Bautechniker, Hochschullehrer.

Biografie

Karl Járay ist der Sohn des aus Temesvar nach Wien zugewanderten jüdischen Presshefeerzeugers und Weinhändlers Adolf Járay und dessen Frau Therese, geborene Schönberg. Karl Járay hatte vier Geschwister. Seine Onkeln Sandor und Sigmund hatten sich bereits Jahre zuvor in Wien niedergelassen, wo sie eine erfolgreiche Innendekorations-Firma führten. Hier hatten alle drei Brüder ihren ursprünglichen, jiddisch klingenden Namen "Jeitteles" zu Járay ungarisiert, um antisemitische Diskriminierung zu vermeiden.

Nach der Matura an einer Realschule studierte Járay ab 1895 Bauwesen an der Technischen Hochschule Wien. Karl König und Karl Mayreder zählten zu seinen Lehrern. Nachdem er 1902 an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag zum Dr. techn. promovierte, arbeitete er als Bauassistent bei der Staatsbahn in Villach, wechselte allerdings recht bald zugunsten eines Lehrauftrags an die Deutsche Technische Hochschule in Prag. Während er dort als Assistent tätig war, schrieb er seine Dissertation und konnte sich bereits 1904 in Prag habilitieren.

Um 1905 heiratete er Margit Hirsch, die ebenfalls jüdischer Herkunft war, und trat gemeinsam mit ihr zum katholischen Glauben über. Zusammen hatten sie drei Kinder. 1908 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und war als Dozent an der Prager Hochschule vor allem spezialisiert auf den Eisenbetonhochbau. Gleichzeitig fungierte er von 1903 bis 1912 als Redakteur, ab 1909 als Chefredakteur der Zeitschrift "Technische Blätter. Zeitschrift des deutschen polytechnischen Vereins in Böhmen". Ab 1918 hatte er in seiner Funktion als Ordinarius einen Lehrstuhl für "Enzyklopädie des Hochbaus" an der Technischen Hochschule in Prag inne. In dieser Zeit realisierte er verschiedenste Bauprojekte in Prag und Böhmen, dazu gehörten Banken, Industriebetriebe, Sanatorien und einige private Wohnhäuser. 1925 ließ sich Járay auf eigenen Wunsch pensionieren und wirkte als freischaffender Architekt in Wien. Zu seinen in Wien errichteten Bauten zählten die Villa Járay für seine Familie in der Langackergasse 22, das Landhaus Bunzl in der Himmelstraße 51 sowie eine weitere Villa in der Grinzinger Straße 39, aber auch das Gebäude der Papierfabrik Bunzl & Biach in der Engerthstraße 161–163. Gleichzeitig wirkte er aber immer noch in der Tschechoslowakei. Charakteristisch für ihn sind die großteils mit Holz verkleideten Fassaden sowie hochgezogene Dächer.

Freundschaften in Wien

Járay interessierte sich sehr für Literatur und gehörte als Mäzen dem Freundeskreis um Karl Kraus und Adolf Loos an. Zu Karl Kraus pflegte er nicht nur einezwar späte, aber innige Freundschaft, die sich in einem regen Briefkontakt manifestierte. Er wirkte baute Kraus' Wohnung 1934/1935 um und richtete sie neu ein. Zudem war er maßgeblich in die Ausrichtung des 60. Geburtstages von Kraus involviert, war der erstgenannte Begünstigte im Testament, wurde zu einem seiner Nachlassverwalter bestimmt und neben Heinrich Fischer mit der Herausgabe von Kraus' Schriften betraut. Járay wachte auch gemeinsam mit Helene Kann 1936 an Kraus' Sterbebett und hielt seine Grabrede.

Auch zu Adolf Loos hatte er ein herzliches Verhältnis. In einem in der Wienbibliothek im Rathaus verwahrten Brief sicherte Járay dem Kollegen seine Verehrung und Unterstützung zu. Für den Industriellen Hugo Bunzl realisierte er einige Bauten und finanzierte mit ihm gemeinsam 1930 den Rückkauf des Brenner-Verlags an Ludwig Ficker, da dieser die Werke von Loos editieren sollte.

Exil

1938 floh Járay mit seiner Familie zunächst nach Prag. Seine Villa in der Langackergasse 22, in der sich auch zahlreiche Materialien von Karl Kraus befanden, wurde zwischenzeitlich von den Nationalsozialisten enteignet. Karl Járay emigrierte von Prag weiter nach London, wo im Internierungslager 1941 sein jüngster Sohn Karl und auch seine Ehefrau an einem Lungenleiden verstarben. Noch während des Zweiten Weltkriegs konnte er Europa verlassen und ließ sich in Argentinien nieder, heiratete erneut und wirkte als Architekt. Zudem arbeitete er bis zuletzt an einem Register zur "Fackel". Im Herbst 1947 starb er in Buenos Aires an den Folgen einer Infektionskrankheit.


Quellen

Literatur

  • Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus- Handbuch. Leben–Werk–Wirkung. Berlin: Springer 2022
  • Markus Kristan/Sylvia Mattl-Wurm/Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018, S. 158
  • Thomas Soxberger: "Und was wird es mit den Jarays sein?" Zum 60. Todestag des Architekten Karl Jaray (1878-1947). In: David 75/2007
  • Heribert Sturm [Hg.]: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Band II: I-M. München: Oldenbourg 1984, S. 30
  • Wikipedia: Karl Járay [Stand: 01.02.2024]
  • Architektenlexikon Wien 1770-1945: Karl Jaray [Stand: 01.02.2024]


Karl Járay im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks