Kaisermühlen (Ort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Ort
Datum von 1674
Datum bis 1938
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 22
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 24620
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 23.08.2023 durch WIEN1.lanm08trj

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48° 13' 35.04" N, 16° 25' 19.63" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Kaisermühlen (seit 1850 2. Bezirk, seit 15. Oktober 1938: 21. Bezirk, seit 1954: 22. Bezirk, Katastralgemeinde) liegt heute zwischen dem die Donau begleitenden Hubertusdamm und der Alten Donau. Es war eine am rechten Ufer des Hauptarms der bis 1875 unregulierten Donau gelegene Ansiedlung, die ihren Namen nach den kaiserlichen Schiffmühlen (den "Kaisermühlen") trug, die einst teilweise am Kaiserwasser standen (nachgewiesen bereits 1674). Ein Großteil der Schiffmühlen lag zwischen der Einmündung des Kaiserwassers in den Hauptstrom und dem heutigen Schüttauplatz. Die Ansiedlung, die niemals eine eigene Ortsgemeinde bildete, gehörte zu Stadlau.

Ein Hauptgrund für die Ansiedlung der Schiffmühlen in Kaisermühlen, das übrigens bis zur Eingemeindung 1850 den Namen "Fahnenstangen" trug, benannt nach dem dort befindlichen Fahnenstangenhaufen, war die zunehmende Verlandung des Donaukanals bei der Krieau.

Der Fahnenstangehaufen hatte seinen Namen vom dort mündenden Fahnenstangenwasser, welches so benannt war, da die Landestelle für die Flößer mit Fahnenstangen gekennzeichnet war und welches auf der Fläche des heutigen 2. und 20. Bezirk parallel zum Kaiserwasser verlief.

1850 wurde Kaisermühlen als rechtsufrige Siedlung in den neuen 2. Bezirk Wiens eingemeindet, der sich bis zur späteren Alten Donau, also damals bis ans rechte Stromufer, erstreckte, und verblieb in diesem Bezirk bis 1938, obwohl es durch die 1875 abgeschlossene Donauregulierung an das linke Ufer des neuen Hauptstroms gelangt war, dessen Wien-nahe Siedlungen ansonsten erst ab 1905 nach Wien eingemeindet wurden. Die Ansiedlung weist durch ihre schachbrettartige Anlage auf jüngere Entstehung hin. Die Donauschifffahrt und die 1830 erfolgte Anlage der Dampfschiffstation beim heutigen Gänsehäufel brachten der Ansiedlung großen Aufschwung, doch die Donauregulierung (1870-1875) raubte ihr durch die Verlegung des Dampfschifflandeplatzes in den neuen Hauptstrom ihre wirtschaftliche Basis. 1877 wurde die erste Schule an der Adresse Schüttauplatz 18 gebaut, 1895 die Herz-Jesu-Kirche. Die Herz-Jesu-Kirche wurde wegen Geldmangel in zwei Tranchen eröffnet, der erste Schritt 1890 nur bis zu den ersten beiden Fenstern des Hauptschiffes, 1895 dann die vollständige Eröffnung.

1938 wurde Kaisermühlen von der Diktatur zum 21. Bezirk geschlagen. 1954 wurde die Bezirksgrenze 21/22 nordwärts verlegt; seither zählt Kaisermühlen zum 22. Bezirk. Heute ist Kaisermühlen der stadtzentrumsnächste Teil des 22. Bezirks.

Am 18. Februar 1899 wurde die von der Bau- und Betriebsgesellschaft Ritschl & Co. als Flügelstrecke von Kagran errichtete Straßenbahn eingeweiht; am 29. Dezember 1904 wurde die "Ritschlbahn" von der Gemeinde Wien übernommen. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden große Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien: die Anlage "Am Kaisermühlendamm" (1926, 308 Wohnungen) und der Goethehof (1930, 727 Wohnungen), dieser auf einem Gebiet, dass bis zur Errichtung im Eigentum des Bürgerspitalordens war und auf dem sich die sogenannte Weissau, benannt nach Theresia Weiss befand. Heute ist Kaisermühlen durch das Gänsehäufel bekannt, außerdem entstanden weitere Wohnhausanlagen (George-C.-Marshall-Hof). TV-Sendereihe "Kaisermühlen-Blues" (1993). Bei der Verlängerung der U-Bahn-Linie U1 in den 22. Bezirk entstand die U-Bahn-Station Kaisermühlen - Vienna International Centre, die am 3. September 1982 in Betrieb genommen wurde.

Unmittelbar nach der Donauregulierung, durch den wirtschaftlichen Niedergang siedelten sich Textilunternehmen an, welche die vorhandenen Wasserressourcen und die Arbeitslosigkeit nutzten. Die großen Unternehmen wie Edlinger, Chini sind aus Gumpendorf hierher übersiedelt. Edlinger hatte bis 1976 Bestand und erst Ende der 1980-er Jahre wurde auf dem Gelände eine Wohnhausanlage errichtet (Harrachgasse - Gänsehäufelgasse). Die Gebäude von Chini - später H. Hetzer (Ecke Kaisermühlendamm - Berchtoldgasse) wurden erst Anfang der 1990er Jahre abgerissen.

Literatur

  • Edith Müllbauer: XXII. Donaustadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 22), S. 44 ff.
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 82, 242, 297 f.
  • Robert Messner: Die Leopoldstadt im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der nordöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1962 (Topographie von Alt-Wien, 1), S. 53 f., 169 ff.
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 322
  • Unser schöner Bezirk Donaustadt 12 (1978), S. 4, 13 (Pfarrer)
  • Eugen Guglia: Wien. 1908, S. 204
  • Hans Maria Truxa: Die Kaisermühlen in Wien. 1890
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 52 und Register
  • Norbert Kainc Hans Schwödt: Kaisermühlen, Diener vieler Herren. Wien 2017