Johann Valentin Neiner

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Johann Valentin Neiner: Vienna Curiosa & Gratiosa (1720)
Daten zur Person
Personenname Neiner, Johann Valentin
Abweichende Namensform Neuner, Johann Valentin; Nicodemus
Titel
Geschlecht männlich
PageID 16045
GND 100219780
Wikidata Q94871739
Geburtsdatum 29. Juni 1679
Geburtsort Wien
Sterbedatum 1748
Sterbeort Wien
Beruf Priester, Prediger, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.06.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Neiner ViennaCuriosaGratiosa.jpg
Bildunterschrift Johann Valentin Neiner: Vienna Curiosa & Gratiosa (1720)

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Neiner (eigentlich Neuner) Johann Valentin (Pseudonym Nicodemus), * 29. Juni 1679 Wien, † um 1748 Wien (oder außerhalb Wiens?), Weltpriester, Prediger, volkstümlicher Satiriker. Seine Schriften haben für die Wiener Lokal- und Kulturgeschichte großen Quellenwert. Er wird als Nachfolger von Abraham a Sancta Clara (unter dessen Namen er sogar publizierte) und Vorläufer von Joachim Perinet bezeichnet und gehörte zum Freundeskreis von Stranitzky.

Neiners "Vienne demasquée" (1705) fingiert einen Briefwechsel, in dem unter anderem die Sucht nach Neuigkeiten und Zeitungen karikiert wird, wobei das Werk seinerseits zur Form einer periodisch erscheinenden Zeitschrift tendiert. Weitere Publikationen erschienen teils anonym, die Zuschreibung gilt als gesichert für "curioser Narren-Calender" (1707-1714 [mindestens], erhalten nur 1709, 1710, 1712), der satirische Porträts von Ständen, Berufen und sozialer Gruppen der Wiener Gesellschaft enthält; 65 mit Name und Adresse angeführte Wiener Wirtshäuser werden in der Schrift "Neu-eröffnetes Wein-Wirths-Hauss" (1714) beschrieben, beide Publikationen behandeln insbesondere Mittelspersonen wie Wirte, Kupplerinnen und Prostituierte, die männliche Kundschaft um ihr Geld bringen.

Für die früher Neiner zugeschriebenen Faschingsschriften "Der entdeckte Carneval" (1709) und "Des nunmehro verstrichenen und verblichenen Carnevals hinterlassenes Testament" (1710) wird mittlerweile Johann Georg Zeidler als Autor genannt, während Neiner als Autor der von Stranitzky herausgegebenen Hanswurstischen Reisebeschreibungen ("Lustige Reiß-Beschreibung aus Saltzburg in verschiedene Länder", 1717-1719? oder 1721/1726?) angenommen wird.

Unter Neiners Namen erschien "Vienna curiosa et gratiosa" (1720), in dem das Genre des Städtelob aufgegriffen wird, das im Gegensatz zu den Historischen Topographien aber mehr in Tradition der Moral- und Sittensatire steht. Während in den ersten beiden Teilen Geschichte und Gegenwart Österreichs behandelt werden, beschäftigt sich der dritte Teil mit Wien und beschreibt unter anderem die Straßenbeleuchtung, die Rumorwache und die Sesselträger, der Anhang enthält eine Beschreibung der Schatz- und Kunstkammer (weitgehend ident mit der in Ignaz Reiffenstuells deutscher Übersetzung von "Vienna Gloriosa" [1711] abgedruckten).

Neiners Hauptwerk trägt den Titel "Curioser Tändel-Marckt" (1732, 1734, 1748, 1749) und behandelt ebenfalls auf satirische Weise die Verhältnisse im barocken Wien; es war sehr populär und erlebte mehrere Auflagen, stieß jedoch bei der norddeutschen, bereits an der Aufklärung orientierten Literaturkritik auf Ablehnung.

Werke: Satirische Schriften zu Wien

Literatur

  • Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 105-133
  • Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 305
  • Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 23 (1968), S. 470
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Gustav Gugitz: Neue Dokumente zum Leben Johann Neiners. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 22 (1951), Heft 1/2, S. 6 ff.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Aloys Wannenmacher: Johann Valentin Neiner. Ein satirischer Volksschriftsteller des barocken Wien. Bühl: Konkordia 1938 (Bausteine zur Volkskunde und Religionswissenschaft, 17)