Jakob Kastelic

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Daten zur Person
Personenname Kastelic, Jakob
Abweichende Namensform
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 44236
GND 129084808
Wikidata Q1677540
Geburtsdatum 4. Jänner 1897
Geburtsort Wien
Sterbedatum 2. August 1944
Sterbeort Wien
Beruf Jurist, Widerstandskämpfer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 27. Oktober 1945
Friedhof Penzinger Friedhof
Grabstelle

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Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Jakob Kastelic, * 4. Jänner 1897 Wien, † 2. August 1944 Wien (Hinrichtung), Jurist, Widerstandskämpfer.

Biografie

Jakob Kastelic wurde als Sohn eines Bäckermeisters im heutigen 14. Bezirk geboren. Nach der Volksschule besuchte er das k. k. Staatsgymnasium in der Fichtnergasse, teilweise dank Befreiung vom Schulgeld und unterstützender Stipendien. Im Oktober 1915 legte er die sogenannte "Kriegsmatura" mit Auszeichnung ab.

Noch im gleichen Jahr wurde er zum Militärdienst einbezogen, vorerst bei der Infanterie-Ersatzkompanie V, dann beim Infanterieregiment Nr. 49 und beim Infanterieregiment Nr. 64. Mehrfach verwundet, erhielt er die Silberne Tapferkeitsmedaille sowie das Karl-Truppen-Kreuz verliehen.

Nach Kriegsende inskribierte er an der Wiener Universität Rechtswissenschaften und wurde am 22. Dezember 1924 zum Doktor iuris promoviert. Er betätigte sich zunächst als Rechtskonsulent verschiedener katholischer Vereine; 1934 fand er endlich nach Jahren der Unsicherheit eine Anstellung beim Österreichischen Arbeitsdienst, an dessen Aufbau er tatkräftig mitwirkte. Ab 1935 gehörte der Arbeitsdienst zum Bundesministerium für soziale Verwaltung. 1937 heiratete er und begründete eine Familie (zwei Söhne).

Politisch war Kastelic fest im österreichischen Katholizismus verankert. Er engagierte sich schon früh in katholischen Jugendorganisationen, unter anderem bei den Kalasantinern, und widmete sich besonders den Jungarbeitern. Im autoritären Ständestaat wirkte er am Aufbau der von Kurt Schuschnigg initiierten "Ostmärkischen Sturmscharen“ mit und war in den Jahren 1933/1934 Wiener Landesführer, bis 1938 Leiter des Sozial- und Wirtschaftsverbandes dieser Organisation. Er wirkte auch bei der christlichsozialen "Lueger-Jungfront", beim Sportverein "Arminia“ und bei den "Christlich-deutschen Turnern". Für die Christlichsoziale Partei hatte er zuvor für den Gemeinderat und 1930 für den Nationalrat kandidiert.

Nach dem "Anschluss" Österreichs wurde der Jurist im Mai 1938 entlassen. Er arbeitete in weiterer Folge als Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei des Anwalts Karl Schreiner in der Wiener Mariahilferstraße.

Als weltanschaulicher Gegner des Nationalsozialismus suchte Kastelic Kontakte zu Gleichgesinnten, aber auch zu ehemaligen politischen Gegnern. Eine erste Zusammenkunft fand im November 1938 im Café Wunderer in Wien-Hietzing statt. Sukzessive baute er Widerstandszellen auf, die Organisation wurde "Großösterreichische Freiheitsbewegung" genannt. Zu den politischen Zielen der Gruppe gehörte der Gedanke einer Donauföderation unter Einschluss von Bayern, wenn möglich unter Beteiligung des Hauses Habsburg. Ihr gehörten unter anderem der sozialdemokratische Journalist Hans Schwendenwein, der parteilose Schriftsteller Karl Rössel-Majdan oder der Journalist Günter Josef Loch an. 1940 gelang es, Verbindung mit der "Österreichischen Freiheitsbewegung" um Karl Lederer und zur Gruppe um den Klosterneuburger Chorherrn Karl Roman Scholz aufzunehmen.

Im Sommer 1940 wurden etwa 300 Personen dieser Widerstandsgruppen infolge Verrats durch den Burgschauspieler Otto Hartmann verhaftet. Jakob Kastelic wurde von der Gestapo am 23. Juli 1940 in Schönberg am Kamp inhaftiert. Nach mehrjähriger Haft an verschiedenen Orten wurde Jakob Kastelic am 1. März 1944 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Am 2. August 1944 erfolgte in Wien die Hinrichtung durch das Fallbeil. Seinen Leichnam fand man nach Kriegsende 1945 in der Wiener Anatomie. Er wurde am 27. Oktober 1945 auf dem Penzinger Friedhof beigesetzt. Otto Hartmann wurde 1947 verhaftet und nach einem Gerichtsverfahren zu lebenslänglichem Kerker verurteilt. 1959 wurde er wegen schwerer Krankheit begnadigt.

In Anerkennung seines Wirkens wurde in Wien-Penzing der Dr.-Jakob-Kastelic-Hof nach dem Widerstandskämpfer benannt. An ihn erinnern Gedenktafeln in der Kalasantinerkirche in Wien-Penzing sowie in der Pfarrkirche Alser Vorstadt. 2016 wurde der Kastelicweg in Wien-Donaustadt nach ihm benannt.

Literatur

  • Ildefons Fux: Jakob Kastelic. In: Jan Mikrut [Hg.]: Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Band 1. Wien: Dom-Verlag 1999, S. 149-157
  • Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-1945. Band 3. Wien: Österreichischer Bundesverlag/Jugend und Volk ²1984, S. 107 ff.
  • Herbert Fritz/Peter Krausec [Hg.]: Farben tragen, Farbe bekennen. 1938-1945. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfoolgung. Wien: Österreichischer Verein für Studentengeschichte ²2013, S. 173 f.
  • Vereinigung der Alt-Hietzinger: Jakob Kastelic [Stand: 22.07.2016]
  • Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes: Jakob Kastelic [Stand: 22.07.2016]

Weblinks