Alser Kirche

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Trinitarierkirche, Pfarrkirche "Allerheiligste Dreifaltigkeit"
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Als
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 20692
GND
WikidataID
Objektbezug Kirche, Sakralbauten, Erzdiözese Wien, Katholische Kirche, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08uns
  • 8., Alser Straße 17

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48° 12' 52.53" N, 16° 21' 10.13" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Alser Kirche oder Trinitarierkirche, 1767.
Die Alserkirche vom Glacis aus gesehen, nach Johann Andreas Ziegler, um 1795

Grundriss der Trinitarierkirche

Alserkirche (8., Alser Straße bei 17) Trinitarierkirche, Pfarrkirche "Allerheiligste Dreifaltigkeit" (Pfarre Alservorstadt).

1688 begannen aus Katalonien nach Wien berufene Trinitarier ("Weißspanier") an der Alser Straße mit der Errichtung eines Klosters. Zu diesem Zweck hatten sie einen Gartengrund an der Alser Straße erworben, der seit 1680 im Besitz von Maria Elisabeth Koch von Adlerspurg gewesen war. Die erste Kapelle der Trinitarier (benannt "Zum heiligen Ölberg", heute Sakristei) wurde am 30. April 1689 geweiht. Die Kirche "Zur Heiligen Dreifaltigkeit" (Grundsteinlegung 1695, Weihe 1698) und das Kloster wurden erst 1727 vollendet.

Am feierlichen Einzug der Mönche nahmen auch sechzehn freigekaufte Christensklaven teil. Der offizielle Name des Ordens "Trinitarie de Redemptione Captivorum" bedeutet "Trinitarier von der Erlösung Gefangener". Der jeweilige "Redemptor" des Ordens führte die Verhandlung zum Freikauf von Gefangenen. Im Kloster gab es daher auch einen eigenen Raum für türkische Gefangene, die gegen Christen ausgetauscht werden sollten. Ab 1748 wurde ein Neubau des Klosters betrieben. Im Zuge der Josephinischen Reformen 1783 wurde der Orden der Trinitarier aufgehoben. 1784 bezogen die Minoriten, deren Kloster in der Stadt ebenfalls aufgehoben worden war, auf Anordnung von Kaiser Joseph II. das Kloster in der Alser Straße. Die Minoriten übernahmen von hier aus die Seelsorge für das nahe Allgemeine Krankenhaus mit dem dazugehörigen Gebärhaus und dem Findelhaus, später dann auch für das Gefangenenhaus des Landesgerichts.

Seit 1783 ist die Alserkirche Sitz der Pfarre Alservostadt. Durch das Gebärhaus, in dem es auch ledigen und armen Müttern teilweise ermöglicht wurde, anonym zu entbinden, und das Krankenhaus hat die Pfarre heute das größte Matrikenarchiv Europas. Die Kirchenbücher des Allgemeinen Krankenhauses und des Gebärhauses wurden von jenen der Pfarre getrennt geführt. Nach den Vorschriften Josephs II. durften Väter nur auf eigenen Wunsch eingetragen werden. Die Pfarre legte in dieser Zeit aber ein eigenes Verzeichnis der unehelichen Väter an.

Die Alserkirche hat auch durch eine besondere Beziehung zu zwei Komponisten: Hier wurde am 29. März 1827 der Leichnam Ludwig van Beethovens aufgebahrt. Wenige Wochen vor seinem Tod, am 2. September 1828, schrieb Franz Schubert zur Glockenweihe der Alserkirche den Hymnus "Glaube, Hoffnung und Liebe". Am 4. Oktober 1829 fand in der Alserkirche, wo Schuberts Freund Michael Leitermayer Chorregent war, die Uraufführung von Schuberts Es-Dur-Messe statt. Zur Erinnerung an die Komponisten und ihre Verbindung zur Kirche wurden rechts uns links des Haupteingangs Gedenktafeln mit Porträtreliefs angebracht.

Während der Zeit der Alliierten Besatzung feierte der amerikanische Militärpfarrer in der Kirche Gottesdienste und Hochzeiten, da sich gegenüber im Gebäude der Nationalbank das Wiener Oberkommando der Amerikanischen Besatzungstruppen in Österreich ("United States Forces in Austria - USFA") befand. Im Kreuzgang der Alserkirche wurden US-Hilfslieferungen für die Wiener Bevölkerung gelagert.

Im Februar 2019 löste die Alserkirche auf Beschluss der Erzdiözese Wien die Minoritenkirche als Sitz der Italienischen Kultusgemeinde in Wien ab.

Kirche

Äußeres

Die Kirche besitzt eine dreiachsige Zweiturmfassade mit toskanischen Riesenpilastern, hohe Turmobergeschoße mit ionischer Pilastergliederung sowie gestufte Zwiebelhelme. Das Ädikulaportal mit seinen pilasterhinterlegten ionischen Säulen und barocken Türblättern besitzt in seinem Volutengiebelaufsatz ein Steinrelief „Heilige Dreifaltigkeit" (darunter 1727). An der Langhausseite der Kirche (Schlösselgasse) befindet sich die einzige noch erhaltene Station des ehemaligen Hernalser Kreuzwegs (Hernalser Kalvarienberg), der vom Schottentor aus über das Glacis durch die Alser Straße zur Kalvarienbergkirche führte und diesbezügliche Länge hatte wie die Via dolorosa in Jerusalem. Rechts neben der Klosterpforte hinter eisernem Lanzengitter Postament mit Statue des Heiligen Johannes Nepomuk. Am 13. September 1879 wurde das Turmkreuz geweiht In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche gründlich restauriert (1952 auch innen).

Inneres

Der viergeschossige Saalraum besitzt Einsatzkapellen, eine überkuppelte Vierung, ein Querschiff und einen zweijochigen gerade geschlossenen Chor. Das Hauptschiff ist zu den Kapellen in rundbogigen Arkaden geöffnet. Der Hochaltar (um 1730) nimmt die gesamte Altarwand ein. Das Bild "Die Heilige Dreifaltigkeit" schuf Joseph Ritter von Hempel (1825); über dem Tabernakel "Heilige Maria mit Jesuskind" von Johann Kastner. Die Querschiffaltäre sind der Heiligen Maria (links: Altarbild "Unbefleckte Empfängnis" von Leopold Kupelwieser) und dem Heiligen Franziskus (rechts; Altarbild von Pater Innozenz Moscherosch) geweiht. Die Kanzel trägt auf dem Schalldeckel eine Salvatorstatue.

In der ersten Nische auf der rechten Seite steht der Kreuzaltar, der auch "Reliquienaltar" genannt wird. Die Krönung des Altares bildet das mächtige Kruzifix, das sich seit dem 30. November 1708 in dieser Kirche befindet und aus dem Kreis des berühmten Bildhauers Veit Stoß (1445-1533) stammt. Es wurde von Elisabeth Dorothea Herzogin von Schleswig-Holstein hierher geschenkt, nachdem es ihr Gemahl, der General und Befehlshaber in Siebenbürgen, Johann Ludwig Graf Rabutin de Bussy, in der Gerätekammer einer lutherischen, früher katholischen Kirche entdeckt hatte.

Kreuzgang des Klosters

Im Kreuzgang sind etwa 4.300 Votivtafeln und zwei Gedenktafeln für Opfer des Nationalsozialismus angebracht. Unter den Votivtafeln befinden sich Gedenktafeln für im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallene Familienangehörige, die fern von der Heimat ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Bemerkenswert sind aber auch jene Tafeln, auf denen für eine sichere Heimkehr von Angehörigen aus dem Krieg gebetet, bzw. für deren gute Heimkehr gedankt wird.

Antoniuskapelle

Im Zuge der Übersiedelung der Minoriten von der Innenstadt in die Alservorstadt richteten diese in einem Gewölbe einer zugemauerten Klosterpforte die Antoniuskapelle ein. Das Altarbild, welches aus der Zeit Kaiser Ferdinands II. stammt, zeigt den Heiligen Antonius von Padua. Auf dem Bild wird der Heilige ausnahmsweise nicht mit dem Jesuskind auf dem Arm, sondern mit Lilie und Buch dargestellt. Das Gnadenbild stammt aus dem Besitz des Mantuaner Grafen und Feldmarschalls Rambold von Collalto. Im Jahr 1928 wurde rechts der alten Kapelle nach den Plänen von Hans Prutscher eine neue gebaut und im gleichen Jahr von Kardinal Friedrich Gustav Piffl eingeweiht. 1956 wurde die Kapelle nach den Plänen von Hans Petermair innen umgebaut und neugestaltet. Im Zuge der Renovierung 1980 erfolgte eine weitere Umgestaltung des Altarraumes der Kapelle.

Maximilian-Kolbe-Kapelle

An der Südseite des Kreuzganges wurde 1973 in einer Nische vor dem Eingang in die Antoniuskapelle eine Gedenkstätte für den im KZ Auschwitz ermordeten Minoritenpater Maximilian Kolbe eingerichtet. Das in Schwarz, Weiß und Rot gehaltene Scraffito stammt von Ernst Degasperi.

Krypta

In der Aula der Kirche links vom Haupteingang führen einige Stufen hinab in die Krypta, die seinerzeit als Grabstätte für die Trinitarier und Wohltäter der Kirche diente. An einen tonnengewölbten Gang mit tiefen Stichkappen und Seitennischen unter dem Kirchenschiff schließt sich eine Hallenkrypta mit quadratischen Pfeilern unter der Sakristei an. In der Krypta befinden sich auch die Grabmäler mehrerer hochgestellter Persönlichkeiten aus früherer Zeit, wie das Grabmal des Grafen Carossa (gestorben 1693), der Fürstin Maria Leopoldine von Hohenzollern, des Grafen Rabutin de Bussy und anderer Adeliger. Bis 3. April 1782 wurden 241 Tote unter der Kirche bestattet. Neben der kirchlichen Funktion hatte die Krypta der Pfarre Alservorstadt auch eine wichtige Funktion als Zufluchtsstätte. Zeugnis davon gibt eine Reihe von Wandzeichnungen und Inschriften aus Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts. Daher gehen von diesem Raum eine Reihe von Gängen aus. Einer davon, der auch im Zweiten Weltkrieg benutzt wurde, führt ins (alte) Allgemeine Krankenhaus. Dadurch konnte die Seelsorge auch während des Krieges sichergestellt werden. Die unter der Kirche befindliche Gruft enthält in zahlreichen Kolumbarien die Grabstätten von Mitgliedern des Minoritenordens.

Militärische Gedenkstätten

Epitaphe:

  • Johann Christoph von Sacken (?-1716): Oberst
  • Maria Anna Gräfin von Browne, Gattin des Generalfeldwachtmeisters Joseph Freiherr von Terzi
  • Anton Graf von Caraffa (1641-1693); Feldmarschall
  • Franz Karler Edler von Römer (1742-1810); Buchhaltungs-Rechnungsrat im Hofkriegsrat

Quellen

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 178 ff.
  • Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 6
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 326 ff.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 100 ff.
  • Carl Hofbauer: Die Alservorstadt mit den ursprünglichen Besitzungen der Benediktinerabtei Michelbeuern am Wildbach Als. Wien: Sommer 1861, S. 51 ff.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 201
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 136
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 115 ff.
  • P. Wolfgang Klein: Dreifaltigkeitskirche der Minoriten in Wien. In: Christliche Kunststätten. Band 36. Salzburg 1963
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 85, S. 248 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 251 ff.
  • Koblizek Ruth: „Die Alserkirche“, Verein Memo, Wien 2000
  • Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 4 Bezirk, Weishaupt-Verlag, Graz 2017