Aziendahof

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Graben 31, Azienda-Hof, um 1880
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1867
Datum bis 1945
Andere Bezeichnung Aziendahof
Frühere Bezeichnung Zur blauen Flasche, Beim roten Kreuz, Zu den drei Hirschen
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Carl von Hasenauer
Prominente Bewohner
PageID 997
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 14.06.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname HMW 078079 00050.jpg
Bildunterschrift Graben 31, Azienda-Hof, um 1880
  • 1., Graben 31
  • 1., Goldschmiedgasse 3
  • Nr.: 596 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 601 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 609 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 622 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 635 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 663 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 29.88" N, 16° 22' 15.77" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Graben 31 (Konskriptionsnummern 596 und 622; Goldschmiedgasse 3).

Der Aziendahof war neben dem Trattnernhof gelegen, er wurde anstelle einiger abgebrochener Häuser der Schlossergasse an der Ecke der Goldschmiedgasse nach Entwürfen Carl von Hasenauers (Baumeister Eduard Kaiser) 1867 erbaut (etwa zur selben Zeit, 1866/1867, bauten Sicard und van der Nüll das benachbarte Haashaus). Auch hier ist, wie schon bei dem Haus Graben 30 eine genaue Abgrenzung nicht möglich. Die beiden Häuser Stadt 596 und 622 bildeten (vom Graben aus) die rechte Seite des Schlossergassels, die in die Area des heutigen Hauses Graben Nummer 31 fällt.

Azienda-Hof.

Vorgängerbauten

Haus Stadt 596 ("Zur blauen Flasche“)

Am 7. September 1372 erstmals durch Verkauf erwähnt. Nach 1689 kam das Haus in den Besitz der bürgerlichen Branntweinbrennerin Maria Barbara Gulmy (Geweranschreibung erst 1694). Aufgrund des lukrativen Branntweinhandels erhielt das Haus Stadt 596 den Namen "zur blauen Flasche“ den es mit Haus Stadt 623 teilte. Camesina bezeichnet Haus Stadt 596 als Zuhaus von Nummer 623, doch hatten beide, die gemeinsam ein Durchhaus vom Stock-im-Eisen-Platz zum Schlossergassel bildeten ihre eigenen Besitzer. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel wurde das Haus 1865 an von der Gemeinde erworben und 1866 abgebrochen.

Haus Stadt 622 ("Beim roten Kreuz“; "Zu den drei Hirschen“)

Erstmals erwähnt als am 23. Juli 1388 "Hanns auf der Säul" Nutz und Gewer einer Öde (Brandstatt), darauf vormals ein Sudhaus (der Honig- und Methsieder) gestanden ist. Sailer berichtet dazu: "Auf der Säul ist der Name eines alten und einflussrreichen Ratsbürgersgeschlechtes, das bis in das letzte Drittel des 15. Jahrhunderts feststellbar ist, doch trat es nach 1330 nicht mehr öffentlich hervor. Immer mehr in Verschuldung geratend, besaß der letzte Säule nur noch einen Garten vor dem Stubentor."

Im 15. Jahrhundert befand sich hier die Apotheke des Michel Entl, der auch Eigentümer des Hauses war. Die Apotheke blieb bis zum Ende des 16. Jahrhunderts bestehen und führte den Schildnamen "beim roten Kreuz“. Als das Haus 1793, nach mehrmaligem Besitzerwechsel abermals verkauft wurde, trug es das Hausschild Namen "zu den drei Hirschen“ den es bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beibehielt. 1854 gelangte es in den Besitz der Witwen- und Waisensocietät der medizinischen Fakultät von der es 1864 die Gemeinde erwarb.

1866 erfolgte im Zuge der Neugestaltung des östlichen Grabenendes auch der Abbruch der Häuser Stadt 596 und Stadt 622.


Der Aziendahof

Soweit die freigewordenen Gründe nicht als Straßengrund herangezogen wurden, entstand dort nach Entwürfen Karl Hasenauers der schon erwähnte Aziendahof, der durch eine glasgedeckte Passage den Graben mit der Goldschmiedgasse (Nummer 3) verbindet. Der Aziendahof besaß einen glasüberwölbten Bazar und war vom Standpunkt aus deshalb interessant, weil hier das erstemal die Fassade eines Privathauses Marmorbekleidung zeigte und die Abdeckung des Hofes erstmals mit einer Glaskuppel erfolgte.

1885 gelangte das Gebäude in den Besitz der Freiherrn von Rothschild. Danach waren Alfons Pereira-Arnstein und 1912 Eugen Freiherr von Rothschild Eigentümer des Aziendahofes.

Im Aziendahof wurde am 18. Oktober 1876 durch Enrico Edler von Francesconi der Geldbriefträger Johann Guga ermordet. Francesconi war der erste Delinquent, der am 16. Dezember 1876 nicht öffentlich, sondern im Hof des Landesgerichtsgebäudes (8) justifiziert wurde.

Der Aziendahof, in dem sich die altbekannte Buchhandlung Lechner befand, brannte am 11. April 1945 bis auf die stehen gebliebenen Hausmauern und Traversen ganz aus. Der Neubau beherbergt die Buchhandlung Gerold.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Haus Stadt 622:

  • Apotheke "Beim roten Kreuz“ (15. bis 16. Jahrhundert)

Aziendahof:

Literatur

  • Wien 1848-1888. Denkschrift zum 2. December 1888. 2 Bände. 1. Band. Wien: Konegen in Comm. 1888, S. 309
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 314
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 152-156
  • Leopold Sailer: Die Wiener Ratsbpürger des 14. Jahrhunderts. 1931, S. 166 f.