Frederic Morton

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Frederic Morton und Michael Häupl anlässlich der ersten Gratisbuchaktion Eine Stadt. Ein Buch 2002
Daten zur Person
Personenname Morton, Frederic
Abweichende Namensform Mandelbaum, Fritz
Titel Dr. Prof.
Geschlecht männlich
PageID 34233
GND 115609067
Wikidata Q86487
Geburtsdatum 5. Oktober 1924
Geburtsort Wien
Sterbedatum 20. April 2015
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 31.08.2023 durch WIEN1.lanm09str
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname EineStadtEinBuch.jpg
Bildunterschrift Frederic Morton und Michael Häupl anlässlich der ersten Gratisbuchaktion Eine Stadt. Ein Buch 2002
  • 17., Thelemanngasse 8 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 24. Jänner 2001, Übernahme: 21. Mai 2001)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Übernahme: 25. Juni 2003)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 1986)
  • Goldener Rathausmann (Verleihung: 1994)
  • Berufstitel Professor (Verleihung: 1980)
  • Siemens Life Award (Verleihung: 2005)
  • Goldener Rathausmann (Übernahme: 2014)

Frederic Morton, * 5. Oktober 1924 Wien, † 20. April 2015 Wien, Schriftsteller, Essayist.

Biografie

Frederic Morton kam als Fritz Mandelbaum in Wien zur Welt. Die Familie war aus der Slowakei nach Wien gekommen, sein Großvater hatte in Wien-Hernals, in der Thelemangasse 8 nahe dem Yppenmarkt, eine Fabrik aufgebaut, die neben Bijouteriewaren, Schuh- und Gürtelschnallen auch Orden und Auszeichnungen für die Monarchie erzeugte. Trotzdem die Familie durchaus wohlhabend war, lebte man in bescheidenen Wohnverhältnissen (vgl. Morton 2006). Als die Fabrik expandierte, erwarb der Großvater zusätzlich das Haus Thelemanngasse 4 und ließ die alten Räumlichkeiten als Betraum einrichten. 1995 wurde dort von Bürgermeister Häupl eine Gedenktafel enthüllt.

In der sogenannten "Reichskristallnacht" wurde sein Vater festgenommen und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Nach vier Monaten gelang es ihm freizukommen, unter der Bedingung, das Deutsche Reich zu verlassen. Im Juli 1939 emigrierten Frederic Morton und sein Vater nach London, die Mutter kam mit dem kleinen Bruder mit einem amerikanischen Visum später nach. 1940 übersiedelte die ganze Familie nach New York. Um Arbeit zu bekommen, musste die Familie ihre Namen ändern: Aus Franz und Rosa Mandelbaum wurden Frank und Rose Morton, aus Fritz und seinem Bruder Hans wurden Fred und John Morton. Der Vorname Frederic wurde später kreiert, er war eine Idee seines ersten Verlegers.

Frederic Morton sollte ursprünglich, wie sein Vater und Großvater, ein Handwerk erlernen. Bereits in London entschied er sich für eine Bäckerlehre, besuchte in New York die Bäckergewerbeschule und studierte anschließend Lebensmittelchemie. Während des Studiums erwachte sein Interesse für Literatur; er brach das Studium nach dem Bachelor ab und wechselte zur New School for Social Research, an der er später den Master für Sprachenphilosophie erwarb. Zudem schrieb er sein erstes Buch "The Haunt" (1957), benannt nach einem Gedicht des englischen Lyrikers Francis Thompson ("The Haunt of Haven"). Zu seinem Erstaunen wurde es nicht nur positiv aufgenommen, sondern errang auch einen Literaturpreis. Mit einem Stipendium studierte er Literaturwissenschaft an der Columbia University, dann lehrte er an verschiedenen Universitäten englische Literatur.

Mit journalistischen und literarischen Kolumnen in großen Magazinen wie "Esquire" oder "Playboy" bestritt er seinen Lebensunterhalt, denn seine nächsten Bücher genossen zwar ebenfalls in der Fachwelt Ansehen, wurden aber kommerziell kein großer Erfolg: "The Darkness Below", 1949, "Asphalt and Desire", 1952, "The witching ship", 1960. Der große Durchbruch gelang Frederic Morton 1961 mit seiner Geschichte der Familie Rothschild, die 32 Wochen lang auf der Bestsellerliste der "New York Times" stand, auch für den Broadway als Musical produziert und im selben Jahr ins Deutsche übersetzt wurde. Ab diesem Zeitpunkt konnte er es sich leisten, wie er selbst sagte, "zu schreiben, was mich wirklich interessierte." So wurde die österreichische Geschichte mehr und mehr zu seinem Lieblingsthema ("A nervous splendor. Vienna 1888/1889", 1979, deutsch "Ein letzter Walzer, Wien 1888/1889", 1997; "Thunder at Twilight: Vienna 1913–1914", 1989, deutsch "Wetterleuchten 1913/1914", 1990). Der Roman "Ein letzter Walzer" wurde zu einem Musical ("Rudolf – Affaire Mayerling") umgearbeitet und am 26. Februar 2009 im Raimundtheater uraufgeführt.

Sein bekanntester Roman ist wohl der Roman "Ewigkeitsgasse" ("The Forever Street", 1984, deutsch 1986 und 1990), in dem er vom jüdischen Leben in Wien erzählt. Legende und Fiktion verschmelzen zur farbigen Chronik einer Welt, die 1938 unwiderruflich unterging. Im Mittelpunkt steht der ehemalige Dorfschmied Berek Spiegelglas, der zwar völlig mittellos ist, aber dennoch unerschütterliches Vertrauen in sein Glück und in einen Stein setzt, der angeblich aus der Klagemauer in Jerusalem stammt. Wie eine Figur aus alten Legenden bezieht er aus diesem Stein die Kraft, die er für den Aufbau seiner bescheidenen Existenz und das Wohlergehen der kleinen Gasse benötigt. Sein Enkel muss mit dem sagenumwobenen Stein aus Wien fliehen. Das Buch wurde von der "Stiftung Lesen" in die Liste der 100 lesenswertesten Romane des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Frederic Morton war mehrere Male bei den Wiener Vorlesungen zu Gast. 2002 wurden von der Wiener Stadtverwaltung 100.000 Exemplare seines Romans "Ewigkeitsgasse" bei der Aktion "Eine Stadt. Ein Buch" verschenkt. Morton, der seinen Geburtsort regelmäßig besuchte, erhielt zahlreiche Ehrungen. 2019 wurde ihm in Wien-Hernals der Frederic-Morton-Park gewidmet.

Werke (Auswahl)

  • Frederic Morton: Dunkle Leidenschaft. Stuttgart: Schuler 1951
  • Frederic Morton: Asphalt und Begierde. Wien / Hamburg: Zsolnay 1961
  • Frederic Morton: Die Rothschilds. Porträt einer Familie. München / Zürich: Droemer-Knaur 1962
  • Frederic Morton: Wetterleuchten 1913/1914. Wien: Ueberreuter 1990
  • Frederic Morton: Ewigkeitsgasse. Roman. Wien: Deuticke 1996
  • Frederic Morton: Das Zauberschiff. Wien: Deuticke 2000
  • Frederic Morton: Durch die Welt nach Hause. Mein Leben zwischen Wien und New York. Autobiographie. Wien: Deuticke 2006
  • Frederic Morton: Der Kommandant. Eine Groteske. Wien: Verlagshaus Hernals 2019


Quellen

Geburtszettel als Fritz Mandelbaum sowie Meldezettel des Vaters Franz Mandelbaum mit Familie bis 1939 (WStLA, Historische Meldeunterlagen K11

Literatur

Links: